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Formel 1: Newey kündigt wegen Horner-Affäre

Es ist offiziell: Adrian Newey verlässt Red Bull Anfang 2025. Es ist eine schwere Niederlage für Teamchef Christian Horner. Und ein Erfolg für Ferrari und Lewis Hamilton.

War es Zufall oder böse Absicht? Wie AUTO BILD bereits im Vorfeld berichtet hatte, trennt sich Adrian Newey von Red Bull. Es ist ein Paukenschlag in der Formel-1-Szene. Das Superhirn der Königsklasse, der Techniker mit den meisten WM-Titeln, verlässt das aktuelle Weltmeisterteam und wechselt zur wichtigsten Mannschaft der Formel 1 – wo gerade auch erst der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton einen Vertrag unterschrieben hat.Ja, Neweys Kontrakt bei Ferrari ist noch nicht offiziell, aber die Spatzen pfeifen es von den Formel-1-Dächern, dass das Technikgenie sich der Scuderia aus Maranello anschließen wird.Wie die Gazzetta dello Sport berichtet, soll Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur am Dienstag deshalb statt nach Miami zum GP extra nach London geflogen sein, um den Deal perfekt zu machen. Es ist eine Traumstory für Formel-1-Boss Stefano Domenicali, der Newey als Ferrari-Teamchef ebenfalls nach Italien lotsen wollte – damals noch vergeblich. Es ist auch eine Traumstory für das Traditionsteam aus Maranello, das dem WM-Titel seit 2008 vergeblich hinterherjagt. Es ist aber absolut keine Traumstory für Red Bull und seinen Teamchef Christian Horner.Hat der Brite sich deshalb an seinem ehemals besten Kumpel mit einer kleinen Gemeinheit gerächt? Eigentlich sollte die Pressemitteilung bereits am 30. April verschickt werden. Veröffentlicht wurde sie von Red Bull Racing stattdessen am 1. Mai. Ausgerechnet am Todestag des legendären Ayrton Senna. Dessen Williams hatte Adrian Newey 1994 designt und zuletzt immer häufiger hinterfragt, ob das von ihm konstruierte, so schwierig zu fahrende Auto eine Mitschuld hatte am Tod des dreimaligen Weltmeisters aus Brasilien.Aus Insiderkreisen ist jedenfalls zu hören, dass Newey den 30. Todestag der Formel-1-Lichtgestalt nicht mit einer schnöden Trennung von seinem langjährigen Team beschmutzen wollte – trotzdem wurde es am Mittwoch amtlich.formel 1: newey kündigt wegen horner-affäre

Es ist offiziell: Adrian Newey verlässt Red Bull Anfang 2025.

Bild: Red Bull Content PoolDie kleine Gemeinheit mal außen vor: Für Red Bulls Teamchef Christian Horner ist es eine heftige Ohrfeige und die erste öffentliche Abwendung, seit dem Teamchef die sexuelle Belästigung einer Mitarbeiterin vorgeworfen wird. Dass inmitten dieser Turbulenzen nun der Mann geht, der die vier WM-Titel mit Sebastian Vettel und die bisher drei Meisterschaftstrophäen mit Max Verstappen dank seiner genialen Rennwagen mitzuverantworten hat, sagt viel aus über Schuld und Unschuld in der Causa Horner.Denn wenngleich man sich in der offiziellen Pressemitteilung Honig um den Mund schmiert (wie verzichten an dieser Stelle auf die entsprechenden Formulierungen, die Teil der Trennungsvereinbarung sind), hat erst die Horner-Affäre den Daniel Düsentrieb der Formel 1 in die Arme von Ferrari getrieben. Denn dazu gehört auch, dass sich Horner nicht nur seiner Mitarbeiterin gegenüber, die im Übrigen auch Neweys Assistentin war, unangemessen verhalten hat. Seit dem Tod von Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz im Herbst 2022 hat sein Streben nach Macht teamintern Erzählungen von Insidern zufolge erstaunliche Züge angenommen. Das ging so weit, dass er in einem Interview Neweys Anteil am Erfolg schmälerte. Das kam vor allem bei dessen Ehefrau Amanda nicht gut an, die den entsprechenden Post mit „Was für ein Schwachsinn“ kommentiert hat.Nun ist es also soweit, was Max Verstappens Vaters Jos bereits angekündigt hatte: Das Team, das Dietrich Mateschitz mit den Milliarden aus seinen Dosenverkäufen 2005 aus dem Boden gestampft hatte, zerbricht am Höhenflug seines Teamchefs. Denn Newey wird nicht der einzige bleiben, der geht.Allein: Das darf er sogar schon im ersten Quartal 2025. Damit wird er auch Einfluss haben auf den Ferrari der Generation 2026, wenn neue Chassis- und Motorregeln das Feld durcheinanderwirbeln. Neue Autos gelten seit jeher als Neweys Spezialität. Durchaus möglich also, dass Lewis Hamilton mit seinem Wechsel nach Maranello erneut das große Los gezogen hat wie schon 2013, als er von McLaren zu Mercedes übersiedelte, die ab 2014 dank des neuen Hybridreglements die Rennen bestimmten.Ein weiterer großer Profiteur könnte auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff werden. Der Österreicher – aktuell gezeichnet von Sorgenfalten ob der schwachen Performance seines Silberpfeils – arbeitet intensiv an einer Verpflichtung von Max Verstappen. Und wenn man dessen Vater Jos so zuhört, rückt die nach Neweys Wechsel in greifbare Nähe: “Das Team läuft Gefahr auseinanderzubrechen. Davor habe ich Anfang des Jahres schon gewarnt”, sagt der Niederländer jetzt zum Telegraaf. “Für den Frieden im Team ist es wichtig, dass die wichtigsten Leute bleiben. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Newey geht, und Anfang des Jahres sah es so aus, als würden sie auch Helmut rausschmeißen. Das ist für die Zukunft nicht gut.”Wer die Dynamik bei Red Bull Racing seit Saisonbeginn beobachtet, für den ist klar: Horner wird auch Verstappen nicht halten können. Wie einst Ikarus fliegt der Brite weiter der Sonne entgegen und merkt vielleicht jetzt erst so langsam, wie das Wachs, das seine Flügel zusammenhält, schmilzt. Doch längst ist es zu spät: Der Absturz des einstigen Vorzeigeteams ist hausgemacht und scheint nicht mehr aufzuhalten.Im Windschatten der Red Bull-Krise hat sich derweil ein ehemaliger Teambesitzer wieder in die Machenschaften der aktuellen Formel 1 hineingeschlichen. Kult-Teamchef Eddie Jordan wird in der Pressemitteilung als „Freund und Manager“ bezeichnet, bei dem sich Adrian Newey bedankt. Der Ire, der einst Michael Schumacher mit seinem Jordan-Team den Einstieg in die Königsklasse ermöglicht hat, war der Strippenzieher bei den Verhandlungen mit Red Bull-CEO Oliver Mintzlaff.Genau. Der Deutsche war es, der Newey hat ziehen lassen. Auch das spricht nicht gerade für Horners aktuelles Standing im Red Bull-Imperium. Der Unterstützung durch die thailändischen Mehrheitseigner zum Trotz laufen dem einstigen Erfolgsteamchef die Getreuen davon. Die Gerechtigkeit bahnt sich ihren Weg – und der führt weg von Christian Horner.

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