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Mercedes EQV und V-Klasse: Raum-Riesen auf Luxuskurs

Mercedes spendiert seinen beiden Maxi-Vans ein umfangreiches Update. Sowohl die V-Klasse als auch ihre rein elektrische Version EQV werden auf die Luxusstrategie des Hauses eingeschworen. Schon in zwei Jahren wird aber noch einmal alles anders.

mercedes eqv und v-klasse: raum-riesen auf luxuskurs

Mercedes V-Klasse: Gründlich aufgewertet. Mercedes-Benz AG

Es ist eine alte Fehde: Als Maß der Dinge unter den Großraumlimousinen gilt noch immer der VW Multivan (unseren Test lesen Sie hier). Doch auch die V-Klasse von Mercedes ist eine gestandene Größe unter den Raumtransportern – praktisch, variabel, überaus geräumig und dabei alles andere als ein nüchterner Pragmatiker. Zeitweise ist der größte Pkw mit Mercedes-Stern sogar günstiger als der Konkurrent aus Hannover gewesen. Dennoch hat es die V-Klasse nie geschafft, die Vormachtstellung des Bullis zu gefährden und mit seiner Ikonenhaftigkeit gleichzuziehen.

Veredlungs-Strategie

Das mag in Zukunft aber auch gar nicht mehr das Ziel sein. Denn die V-Klasse und ihre elektrische Daseinsform, der EQV, suchen sich nun ihre eigene, ganz spezielle Nische. Mercedes-Chef Ola Källenius hat seinem Haus bekanntlich eine Luxusstrategie verordnet, und der schließen sich die Vans an. Zwar werden neben “VIPs und Geschäftsleuten” nach wie vor auch “Familien und Freizeitaktive” als Zielgruppen adressiert. Doch das Motto der jetzt erfolgten Modellpflege lautet: “Auf dem Weg zu mehr Hochwertigkeit”. Und das bedeutet, dass V-Klasse und EQV in Richtung einer Edel-Existenz aufbrechen.

Sanft modifizierte Optik

mercedes eqv und v-klasse: raum-riesen auf luxuskurs

Ein augenfälliges Zeichen für den Aufstieg ist der Mercedes-Stern, den das Topmodell “Exclusive” nun aufrecht auf der Haube tragen darf, eine statusprägende Ehre, die der V-Klasse bislang nicht zuteil geworden ist. Ansonsten wird nur der Kenner die optischen Modifikationen verifizieren. Ausstattungsabhängig bekommt die Kühlerverkleidung eine beleuchtete LED-Umrandung, optional erhellen gleichermaßen elegante wie wirkmächtige Multibeam-LED-Scheinwerfer die Nacht, das Heck ziert eine neue Chromspange. Zwei Schiebetüren sind jetzt immer Standard, dazu können Kunden zumindest bei den Dieseln unter drei Karosserielängen (4,90, 5,14 und 5,37 Meter) wählen, beim Benziner und beim elektrischen EQV fällt die kürzeste jeweils weg.

Neues Cockpit

Weitaus mehr hat sich im Innenraum getan, dessen loungeartiges Ambiente nun auf Wunsch durch feine Holzoptik und, vor allem, durch angemessene Digitalisierung aufgewertet wird. Bereits die Basisvarianten zeigen das Mercedes-typische Widescreen-Cockpit, das aus zwei 12,3 Zoll (31,24 Zentimeter) großen Bildschirmen besteht, der rechte, berührungsempfindliche ist das Tor zum modernen MBUX-Infotainment, das als eines der besten der Branche gilt.

mercedes eqv und v-klasse: raum-riesen auf luxuskurs

Serienmäßig ist der Luxus-Van mit sechs Einzel-Fauteuils in drei Reihen möbliert, es gibt ihn aber auch mit bis zu acht Sitzplätzen – beispielsweise mit einer Dreiersitzbank in zweiter und dritter Reihe. Wer sich eine Schlafgelegenheit wünscht, kann die hintere Dreiersitzbank auch als Komfortliege ordern. Im Sinne der Variabilität lassen sich die Sessel nahezu beliebig verschieben, versetzen, in Vis-à-vis-Positionierung bringen oder ausbauen.

Das Kofferraumvolumen variiert bei der “Kompakt” genannten Kurzversion zwischen 610 und 4200 Litern, beim langen Modell zwischen 1030 und 4630 Litern und beim extralangen zwischen 1410 und 5010 Litern, es lässt sogar bei drei installierten Sitzreihen noch 755 Liter Platz fürs Gepäck.

Drei Diesel, ein Benziner

Die konservativ angetriebene V-Klasse stellt einen Zweiliter-Vierzylinder-Diesel in den Mittelpunkt, von dem drei Leistungsstufen erhältlich sind – 120 kW/163 PS, 140 kW/190 PS und 174 kW/237 PS. Im Laufe des Jahres addiert sich ein neuer, mildhybridisierter Benziner mit 170 kW/231 PS dazu. Er soll vor allem die asiatischen Märkte bedienen, in denen der Selbstzünder keine Rolle spielt, vor allem China fasst Mercedes dabei ins Auge. Ausschließlich die Diesel lassen sich in Verbindung mit Allradantrieb ordern, ansonsten ist Heckantrieb Standard.

Der vollelektrische EQV hingegen wird über die Vorderräder angetrieben. Er bleibt bei seiner bisherigen Spitzenleistung von 150 kW/204 PS, als Dauerleistung entwickelt er 70 kW/95 PS. Der im Wagenboden verbaute Lithium-Ionen-Akku speichert wahlweise 60 oder 90 kWh elektrische Energie ab. Folgt man dem WLTP-Standard, sind 247 respektive 365 Kilometer Reichweite möglich, in der Stadt sollen bis zu 400 Kilometer machbar sein. An der Wallbox lädt das elektrische Raumschiff mit 11 kW, die Schnellladestation zapft es mit 80 beziehungsweise 110 kW an. Damit soll der Akku im Idealfall binnen 35/40 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand aufzupäppeln sein.

Anders als für die “fossile” V-Klasse wird für den EQV übrigens weder eine Anhänge- noch eine Stützlast ausgewiesen. Vieles kann dem elektrischen Edel-Van aber aufs Dach gepackt werden, da verträgt er bis zu 150 Kilogramm.

EQV als elektrischer Nobel-Shuttle

Man mag sich nach der Sinnhaftigkeit eines so großen, so schweren (bis zu 2,8 Tonnen) und entsprechend stromhungrigen (rund 28 kWh/100 km) Elektro-Riesen fragen. Dazu sei angemerkt, dass auch Mercedes seine CO2-Flottenemissionen im Auge behalten muss, sonst drohen Strafzahlungen an die EU. Vor allem aber sucht der EQV seine zentrale Bestimmung nicht als Urlaubsbegleiter für die Langstrecke. Seine wichtigste Mission ist die eines Shuttles, der vorwiegend innerstädtisch unterwegs ist und – beispielsweise – Hotelgäste oder Konferenzteilnehmer in luxuriöser Umgebung von A nach B bringt. Dies lokal emissionsfrei, was erstens dem Image des Auftraggebers gut tut und zweitens vor Zufahrtsbeschränkungen oder einer teuren City-Maut bewahrt.

mercedes eqv und v-klasse: raum-riesen auf luxuskurs

Bei den elektrischen Fahrhelfern sind die großen Sternenkreuzer umfangreich aufgestellt, so gut wie alles, was derzeit Stand der Technik ist, lässt sich zumindest hinzuordern, vieles ist aber auch schon serienmäßig, der Abstandstempomat beispielsweise, der Spurhalteassistent oder der aktive Spurhalteassistent.

Ambitionierte Preise

Das Wort “Luxus”, das Mercedes jetzt in Verbindung mit V-Klasse und EQV bemüht, lässt preislich dennoch nichts Gutes ahnen. Tatsächlich kostet schon das Basismodell mit kleinem Diesel mindestens 59.470 Euro, beim EQV mit kleinem Akku geht es ab 75.282 Euro los. Wer sich mehr (Akku)-leistung wünscht und den Verlockungen der schier endlosen Aufpreisliste erliegt, hat es nicht weit bis zur Sechsstelligkeit.

Neue Elektro-Plattform in Sicht

Apropos “nicht weit”: Das jetzt erfolgte Update bezeichnet Mercedes selbst als “Brücke in die Zukunft”. Denn schon ab 2026 – in zwei Jahren also – steigen die mittelgroßen und großen Vans perspektivisch auf die speziell für Elektroantriebe entwickelte Architektur “VAN.EA” um. Dann wird alles noch einmal ganz anders – und vermutlich eine weitere Dosis luxuriöser.

Ulla Ellmer

Mercedes V-Klasse in Kürze:

Wann sie kommt: Ist bereits bestellbar

Wen sie ins Visier nimmt: VW T7 Multivan, die (allerdings weniger luxuriösen) Hyundai Staria, Toyota Proace, Ford Tourneo Custom, Renault Trafic Combi, Nissan Primastar

Was sie antreibt: Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 120 kW/163 PS, 140 kW/190 PS und 174 kW/237 PS

Was sie kostet: Ab 59.500 Euro

Was noch folgt: Im Laufe des Jahres 2024 ein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 170 kW/231 PS

Mercedes EQV in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: Kia EV9, VW ID. Buzz (kleiner, weniger variabel), Opel Zafira e-Life, Peugeot e-Traveller, Citroën ë-Spacetourer etc. (weniger hochwertig)

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 150 kWh. Batteriekapazität 60 oder 90 kWh

Was er kostet: Ab 75.282 Euro

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