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Marc Marquez in Aragon Favorit? "Will mich nicht selber unter Druck setzen"

Der Trainingstag des MotoGP-Wochenendes im MotorLand Aragon in Spanien lieferte ein Bild, das man so in dieser Saison noch nicht gesehen hat. Marc Marquez auf der Vorjahres-Ducati des Gresini-Teams war am Freitag in beiden Sessions der Schnellste.

Marquez’ Tagesbestzeit am Nachmittag, nämlich 1:45.801 Minuten, war sogar schneller als der bis dahin bestehende MotoGP-Streckenrekord. Der wurde aufgestellt von Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia in der Saison 2022.

Eben jene Saison 2022 war auch die bisher letzte, in der die MotoGP-Bikes im MotorLand Aragon zu Gast waren. Im Jahr 2023 fehlte die bei Alcaniz im Osten Spaniens gelegene Rennstrecke im Kalender. Jetzt, beim der Rückkehr, war es keines der 2024er-Motorräder, das ganz vorne zu finden war, sondern eben die Ducati GP23 in den Händen von Marc Marquez.

Stärkster Freitag für Marc Marquez seit Austin 2021

Für Marquez ist es das erste Mal seit fast drei Jahren, dass er in beiden Sessions eines Freitags der Schnellste war. Zuletzt war ihm das im Oktober 2021 auf dem Circuit of The Americas in Austin gelungen, damals freilich noch in Diensten des Honda-Werksteams.

Von seiner starken Performance am Aragon-Freitag 2024 ist Marquez selber überrascht. “Ich hatte damit gerechnet, hier schnell zu sein, weil es eine Rennstrecke ist, die ich mag. Ich hatte aber nicht mit diesem Vorsprung gerechnet”, sagt er.

marc marquez in aragon favorit?

Marc Marquez

Zweimal P1 für Marquez am Trainingstag in Aragon, aber geht das so weiter?

Foto: Motorsport Images

Im FT1 am Vormittag hatte der Gresini-Pilot fast eine halbe Sekunde Vorsprung auf den Zweitschnellsten. Im Training am Nachmittag, dessen Top 10 direkt für Q2 qualifiziert sind, lag er mit seiner Rekordrunde fast drei Zehntelsekunden vor der Konkurrenz. Aber Marquez freut sich nicht nur über seine Bestzeiten, sondern auch über seine Pace auf mehreren Runden am Stück.

“Ich war heute von Anfang an schnell. Und wenn das der Fall ist, dann kann man ganz anders arbeiten. Man kann sich mehr auf das Fahren mit schon angefahrenen Reifen konzentrieren und weniger auf die einzelnen schnellen Runden. Es macht die Arbeit im Ganzen einfacher”, erklärt Marquez zufrieden und spricht von einer “richtig guten Basis von Beginn an”.

Marquez rechnet fest mit Steigerung von Bagnaia & Co.

An den bisherigen Rennwochenenden der MotoGP-Saison 2024 war es oft so, dass insbesondere Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia deutlich zulegen konnte, je länger ein Wochenende dauerte. Die Tatsache, die Daten von acht Ducati-Piloten einsehen zu können, hat sich insbesondere für ihn schon des Öfteren als Hilfe herausgestellt, wenn er und das Team mal nicht schon freitags die perfekte Abstimmung für die GP24 gefunden hatten.

Ein solches Szenario kann sich Marc Marquez auch für das Aragon-Wochenende vorstellen: “Der Schlüssel an diesem Wochenende wird darin liegen, die Streckenbedingungen richtig zu lesen. Ich sage voraus, dass sich alles enger zusammenschieben wird, je besser die Strecke wird. Heute waren es einfach meine Bedingungen. Die Strecke war ein bisschen rutschig, es gab kaum Traktion und auch das Vorderrad drohte wegzurutschen. Das habe ich genossen.”

Seitdem die Motorrad-WM vor zwei Jahren zuletzt im MotorLand Aragon am Start war, hat die fünf Kilometer lange Strecke einen neuen Asphalt erhalten. Bei dieser Gelegenheit hat man auch die Randsteine und Auslaufzonen in einigen der insgesamt 16 Kurven verändert.

Während Marc Marquez mit der Ducati GP23 des Gresini-Teams am Freitag in beiden Sessions der Schnellste war, klassierte sich der schnellste Ducati-Pilot auf einer GP24 am Vormittag als Zweiter, am Nachmittag als Vierter. In beiden Fällen war es Jorge Martin aus dem Pramac-Team. Für Titelverteidiger “Pecco” Bagnaia reichte es am Nachmittag zu P6, nachdem er am Vormittag gar nur P21 belegt hatte.

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Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia hatte mit der GP24 vor allem am Vormittag stark zu kämpfen

Dass Marc Marquez mit der Ducati GP23 am Freitag so stark war, das führt er selber nicht zuletzt auf die Neuasphaltierung zurück. Auf Nachfrage, ob er glaubt, dass die GP23 an diesem Wochenende das bessere Bike sei als die GP24 antwortet der Gresini-Pilot: “Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt habe ich mir die Daten nicht angesehen und das werde ich auch nicht tun. Denn wenn du der Schnellste bist, dann versuchst du einfach deinem Instinkt zu folgen.”

“Es stimmt aber, dass die 24er [Ducati] immer dann sehr stark ist, wenn die Traktion richtig gut ist”, sagt Marquez und nennt ein Beispiel aus dem Lager der Konkurrenz. “Man muss sich nur einmal anschauen, wo Zarco heute mit der Honda gelandet ist”, spricht er auf den achten Platz des LCR-Piloten am Nachmittag an. Zarco ist damit als erstem Honda-Fahrer in dieser Saison der direkte Q2-Einzug gelungen.

“Warum?”, so Marquez. “Wenn das Gripniveau niedrig ist, dann ist es die Strecke, die das Limit für den Grip bestimmt, nicht das Motorrad. Wenn es generell wenig Grip gibt, dann ist einfach alles anders. Ich glaube aber, dass mit der GP24 von Vormittag zu Nachmittag schon ein großer Schritt gelungen ist. Und ich sage schon mal voraus, dass ihnen für morgen ein noch größerer Schritt gelingen wird.”

Bagnaia behauptet: Kein großer Unterschied zwischen GP24 und GP23

“Pecco” Bagnaia, der im Ducati-Werksteam eine solche GP24 pilotiert, sieht es ähnlich. “Ich habe schon immer gesagt, dass es zwischen der GP23 und der GP24 eigentlich keinen Unterschied gibt”, sagt er und erklärt: “Die beiden Motorräder sind sich sehr ähnlich. Hier ist es im Moment einfach so, dass Marc den Unterschied bewirkt.”

“Im Moment ist er ganz klar derjenige, den es zu schlagen gilt, sowohl auf eine schnelle Runde als auch hinsichtlich der Pace”, so Bagnaia über Marquez. Dem Gresini-Piloten stimmt Bagnaia zu, indem er sagt: “Ja, ich glaube schon, dass wir den Rückstand verkürzen können.”

Darauf, was bei ihm am Vormittag los war, als er in der Zeitenliste lediglich Vorletzter wurde, will Bagnaia nicht konkret eingehen. Er sagt nur so viel: “Sorgen mache ich mir keine, denn das Motorrad war nicht das Problem.”

“Es war einfach nur schade, dass wir auf einer neu asphaltierten Strecke fast eine ganze Session verloren haben. Letzten Endes mussten wir all die Arbeit, die wir für Vormittag geplant hatten, am Nachmittag nachholen”, so Bagnaia.

Und Marc Marquez? So sehr er sich über seinen stärksten Freitag seit fast drei Jahren freut, so sehr weiß er auch, dass das im weiteren Verlauf des Wochenendes nicht zwangsläufig so bleiben muss. “Heute waren wir die Schnellsten, aber ich will mich nicht selber unter Druck setzen”, sagt er.

“Das nächste Ziel ist es jetzt, morgen im Qualifying in die erste, maximal noch zweite Startreihe zu fahren. Und dann wird das nächste Ziel der Sprint sein. Heute waren wir extrem konkurrenzfähig. Der Plan ist es, morgen das gleiche gute Gefühl zu haben”, so Marquez.

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