- Kia EV9: Halo-Car mit Strahlkraft
- Minimalistischer Innenraum mit großem Platzangebot
- Kia EV9: Wegbereiter der Nachhaltigkeit
- Vollelektrisch durch den Alltag mit dem Kia EV9 GT-line in der Launch Edition
- Reichweite, Verbrauch und Lademöglichkeiten im Blick
- Preise des Kia EV9 im Überblick
- Fazit zum Kia EV9 GT-line Launch-Edition
Unauffällig ist anders. Dies liegt nicht nur an der außergewöhnlichen Lackierung in Ocean Blue Matt, der Signature-Farbe des Kia EV9, sondern auch an einigen anderen Punkten, auf die wir noch eingehen werden. Der Elektro-SUV für die ganze Familie war in der ersten Augusthälfte bei uns zu Gast, in der GT-line Launch Edition aus dem Modelljahr 2024. Dabei konnte er seine Stärken vor allem im Platzangebot, Komfort, Ladegeschwindigkeit und dem überraschend effizienten Energieverbrauch ausspielen. Das ein oder andere Manko gab es allerdings auch.
Bevor wir in den Test des Elektro-SUV von Kia eintauchen sei noch erwähnt, unsere Eindrücke sind vollkommen subjektiv und spiegeln demnach nur unsere eigene Meinung wider. Wir denken aber, dass die Informationen, Eindrücke und Fotos in diesem Artikel ihren Teil dazu beitragen können, um sich ein erstes Bild vom Familien-Stromer von Kia zu verschaffen.
Wie immer gilt, sollten nach dem Lesen des Test- und Fahrberichts des E-SUV von deiner Seite noch Fragen offenstehen, einfach melden und ich versuche diese zu beantworten. Falls du deine Meinung zum Kia EV9 mit anderen Leser:innen teilen magst, macht dir gerne die Kommentarfunktion unter dem Review zunutze.
Kia EV9: Halo-Car mit Strahlkraft
Nicht weniger als ein “Halo-Car” sei der EV9 von Kia, wie der Hersteller betont. Darunter versteht man üblicherweise ein “Flaggschiffmodell, das durch den Halo-Effekt auf die Marke und weitere Modelle strahlen soll”, so Wiktionary. Keine einfache Aufgabe, die sich der 5010 mm lange, 1980 mm breite sowie 1755 mm hohe Elektro-SUV selbst gestellt hat. Ein Radstand von 3100 mm lässt auf großzügiges Platzangebot im Innenraum schließen, wie sich bei genauerer Betrachtung bestätigen wird. Viel Überhang vorn (870 mm) und hinten (1040 mm) trägt zum wuchtigen Erscheinungsbild des SUV bei.
Das Elektro-SUV erscheint schon auf den ersten Blick massiv. Nicht nur anhand der technischen Daten, sondern auch bei näherer Betrachtung. Im Vergleich zum Concept Car hat er an Länge nochmals zugelegt (30 Zentimeter länger als der ID.Buzz), dafür allerdings ein wenig an Breite eingebüßt. Den Verzicht auf auffällige Linienführung beim Exterieur-Design hat Kia bewusst beibehalten. Große, klare, aufgeräumte Flächen sprechen auch bei der Serienvariante des E-SUV für sich. Die gegenläufigen Türen des seinerzeitigen Concept-Cars haben es – erwartbar – nicht in die Serie geschafft.
Sein massives und dennoch dynamisch wirkendes Auftreten erhält der Kia EV9 durch seine für einen SUV tiefe Gürtellinie in Verbindung mit einer hohen Fensterlinie, welche aus dem Inneren für eine gute Übersicht sorgt. Die Schulterpartie des Stromers sitzt ebenso ungewohnt tief, fügt sich in die smoothe Form gekonnt ein und wirkt stimmig. Wirkte das E-Auto als Konzeptfahrzeug noch eher kantig, präsentiert es sich in Serie mit deutlich runderen Formen. Dennoch will der EV9 ein “Fels in der Natur” bleiben, wie unser Autor Wolfgang schon bei Konzeptvorstellung vermittelte.
Die angesprochenen runden Formen sieht man eher im oberen Bereich des E-Fahrzeugs, in Richtung Boden zeigen sich dann kantige Elemente. Diese sind stets mit einem Dreieck in Verbindung zu bringen, was sich vom ersten Concept Car durchaus ableiten lässt. Gleichgeblieben ist dem E-Auto, dass man der “Opposites United”-Philosophie treu bleibt. Um diese zu greifen, möchte ich gerne auf diesen Artikel verweisen. Wir bleiben beim Serienmodell, das mit einem cW-Wert von 0,28 analog dem Kia EV6 aufwartet. Versenkbaren Griffen, digitalen Außenspiegeln, aktiven Luftklappen und „Air Curtains“ sei Dank, die die Aerodynamik des Elektro-Riesen optimieren. Etwas, was sich durchaus bei den Verbrauchswerten des E-SUV bemerkbar gemacht hat.
Allen Varianten gleich ist zudem die jüngste Weiterentwicklung des „digitalen Tigergesichts“ der Marke. Die markanten vertikalen Scheinwerfer beinhalten beim Grundmodell schmale waagerechte LED-Linsen, beim GT-line zwei senkrechte Reihen kleiner würfelförmiger LED-Leuchten. Die GT-line hebt sich zudem im exklusiven Farbton Ocean Blue ab, der vom Concept Car in die Serie übernommen wurde. Hier würden wir uns im Alltag eher für einen dezenteren Farbton entscheiden. Grundsätzlich ist dies aber wie immer beim Design: Geschmackssache. Tendieren würden wir hier schon eher in Richtung des exklusiven Farbtons der EV9 Baseline, die sich als Ivory Silver bezeichnet. Beide Farbtöne gibt es in Hochglänzend oder Matt. Die restlichen fünf Farbtöne sind nur hochglänzend verfügbar.
Bleiben wir noch kurz beim Äußeren. Denn hier fallen vor allem die Räder auf, auf denen der EV9 über die Straßen rauscht, im Fall der GT-Line auf 21-Zoll-Leichtmetallfelgen mit geometrischem Design. Ein passend wirkender Gegensatz zu den eher runden Formen des Stromers. Wirkt nicht zu verspielt und setzt dennoch bewusst Akzente. Ebenfalls positiv aufgefallen ist das duale Panorama Glasdach. Zweigeteilt von A- bis zu B-Säule und ab dieser bis in Richtung Heck kann man so viel Licht hineinlassen, wie man gerade möchte, oder eben nicht.
Verzichten kann man indes auf die digitalen Außenspiegel – diese speisen das Bildsignal der in der A-Säule sitzenden Kameras auf 7-Zoll-OLED-Displays, die im Innenbereich der Tür angebracht sind. Bei unserem Testwagen waren diese nicht vorzufinden. Vollkommen in Ordnung, nachdem man Kritiken gelesen hat wie: “Überaus entbehrlich sind die optionalen digitalen Außenspiegel mit ihren großen Innendisplays in den Türen. Das sieht alles andere als stimmig aus und der Mehrwert ist gerade bei Nachtfahrt und schlechtem Wetter überschaubar. Daher am besten einfach bei den normalen Außenspiegeln bleiben, die zudem weniger Ressourcen benötigen, ergo nachhaltiger sind”, von Stefan Grundhoff in einem ersten, kurzen Fahrbericht auf EAN.
Minimalistischer Innenraum mit großem Platzangebot
Die minimalistischen Designansätze des Exterieurs setzen sich im Innenraum des E-SUV konsequent fort. Mit langem Radstand, flachen Boden und serienmäßig als Siebensitzer präsentiert sich der Kia EV9. Optional gibt es eine 6-Sitzer-Variante, die noch ein wenig mehr Flexibilität in das E-SUV Einzug halten lässt, diese war bei unserem Testwagen vorzufinden. In diesem Fall gibt es in der zweiten Sitzreihe zwei statt drei Sitze. Diese sind dann allerdings wahlweise klappbar für die kleine Pause zwischendurch – oder drehbar. Um 90 Grad in Richtung Tür, etwa für eine bequeme Beschickung des Kindersitzes – und um 180 Grad für die improvisierte Konferenz auf Rädern. Übrigens auch während der Fahrt, wie uns von Kia bestätigt wurde.
Einhergehend mit der vielfältigen Sitzanordnung geht die feingliedrige Steuerung des Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssystems, das sich erstmals über ein neues Display steuern lässt, welches mittig zwischen den beiden 12,3-Zoll-Hauptbildschirmen platziert ist. Mit einem Taster im Laderaum lassen sich die Sitze in der zweiten und dritten Reihe elektrisch nach vorn klappen.
Innen gibt es zwei 12,3-Zoll-Displays, die über einen kleinen Fünf-Zoll-Bildschirm miteinander verbunden sind, auf dem Informationen über die Klimatisierung dargestellt werden. Minimalistisch beleuchtet erwachen die Sensortasten unterhalb des Navigation-Touchscreens zum Leben, wenn man den Stromer startet. Bis dahin fügen sich diese bündig mit der Struktur der Oberfläche ein. Einmal aktiviert bieten dieser Schnellzugang zu verschiedenen Menüpunkte. Ausgewählte Drehschalter und Buttons ermöglichen ähnliche Zugriffe. Wobei auch hier gilt: weniger ist mehr. Generell scheint ein solcher Verzicht sich durch das gesamte Erscheinungsbild zu ziehen. Was nicht unbedingt als nachteilig wahrgenommen werden muss.
Vier Farbkombinationen stehen beim Interieur zur Wahl. In der Mittelkonsole befinden sich eine induktive Smartphone-Ladestation sowie ein Modul mit USB-Anschluss und Ladebuchse. Auch in der zweiten und dritten Sitzreihe sind USB-Ladebuchsen platziert. Soweit, so durchdacht. Statt einfach einzusteigen und loszufahren gilt es, den EV9 am Wahlhebel rechts unterhalb des Lenkrads zum Leben zu erwecken. Flott schalten sich auch die Kameras ein, wenn man aus einer Parklücke herausmanövrieren möchte. Überhaupt war ein guter Überblick durch Sensoren, Kameras und Co. gegeben, wenn es darum ging, mit dem wuchtigen Auto durch Engstellen oder knappe Parklücken zu zirkeln.
Das Navigieren an sich war dann aber schon wieder eine Herausforderung. Zwar hat dies mit Apple CarPlay sowie AndroidAuto gut geklappt. Die hauseigene Navigation hat bei zwei Tests allerdings keine Verbindung zum Server aufbauen können und somit das Navigieren unmöglich erscheinen lassen. Schade. Vor allem, wenn man das eigene Smartphone nicht als Steuerzentrale nutzen möchte. Denn auch hier kam es dazu, dass die induktive Ladestation in der Mittelkonsole mehr als nur einmal ihren Dienst verweigert hat. Insofern nicht von Vorteil, wenn der Smartphone-Akku bereits dem Ende zugeht, aber noch Energie für Einbindung ins Kia Umfeld zieht. Geht sicher besser. Die Fahrmodi selbst konnten über einen Taster direkt am unteren Bereich des Lenkrads ausgewählt werden.
Als Familien-SUV angepriesen wird entsprechend Stauraum erwartet, hier kommt es aber ganz auf die Familie an, die mit dem Stromer fährt. Die Elektroplattform E-GMP bietet beim EV9 von Kia die notwendige Basis für möglichst viel Stauraum. Der Gepäckraum fasst bei umgeklappter dritter Sitzreihe 828 Liter und bei aufrechter Position aller sieben beziehungsweise sechs Sitze bis zu 333 Liter. Weiteren Stauraum bietet der Stromer vorn unter der Haube im Frunk. Bei der Version mit Heckantrieb hat er ein Volumen von bis zu 90 Litern, bei der Allradversion von 52 Litern. Mit Großfamilie reisen erscheint dennoch nicht möglich, vor allem, wenn man auf alle Sitze angewiesen ist. Dann reicht der Platz im Kofferraum wahrscheinlich nicht aus. Darauf wird einer unserer Redakteure jedoch in einem gesonderten Bericht eingehen.
Kia EV9: Wegbereiter der Nachhaltigkeit
Als Schritt auf dem Weg zur CO₂-Neutralität, die Kia bis 2045 erreichen will, hat das Unternehmen weitere Details seiner umfassenden Strategie für nachhaltiges Design bekannt gegeben. Die Initiative zielt darauf ab, Nachhaltigkeit im großen Maßstab zu erreichen und zugleich die besten Materiallösungen für alle neuen Modellreihen zu ermöglichen. Dies sieht man erstmals beim Kia EV9 in Serie umgesetzt.
Als erste Maßnahme hat sich Kia dazu verpflichtet, bei allen neuen Produkten vollständig auf die Verwendung von tierischem Leder zu verzichten. Für den Bodenbelag verwendet der Hersteller beispielsweise aufgearbeitete Fischernetze, für die Sitzbezüge recycelte Plastikflaschen. Und als Leder-Alternative findet sich Bio-Polyurethan, das zum Teil aus Mais gewonnen wird.
Vollelektrisch durch den Alltag mit dem Kia EV9 GT-line in der Launch Edition
Technische Daten sind schon eine feine Sache, wenn man nur die Fakten miteinander vergleichen möchte, daher werden wir diese gleich noch im Detail aufgreifen. Aber natürlich möchten wir auch das Fahrgefühl des “Halo-Car” von Kia vermitteln. Zunächst jedoch die knallharten Fakten.
Der Kia-SUV wird mit unterschiedlichen Antriebskonfigurationen angeboten, die auf der Elektroplattform E-GMP basieren und die Kia-Batterietechnologie der vierten Generation nutzen. Der 99,8-kWh-Akku des EV9 lässt sich sowohl mit einem Heckantrieb (RWD) als auch mit einem Allradantrieb (AWD) kombinieren. Ferner werde in einzelnen Märkten eine Modellversion mit kleinerer Batterie (76,1 kWh) und Heckantrieb erhältlich sein – dies soll in Deutschland jedoch nicht der Fall sein.
Das Allradmodell, das wir im Testzeitraum fahren konnten, gibt es in den Ausführungen Baseline und GT-line. Beide Versionen sind mit zwei 141 kW starken Elektromotoren ausgestattet, die an der Vorder- und Hinterachse positioniert sind. Dies führt zu einer Gesamtsystemleistung von 282 kW (385 PS). Der Heckantrieb liefert wie bei der RWD-Version ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Der Frontmotor des EV9 AWD Baseline generiert 250 Nm, während der der GT-line-Version ein Drehmoment von 350 Nm liefert.
In Bezug auf die Beschleunigung ist die GT-line-Version federführend: Diese beschleunigt in nur 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h, während die Baseline-Version diese Geschwindigkeit in 6,0 Sekunden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit beider AWD-Versionen beträgt 200 km/h. In puncto Reichweite können beide Modelle mit einer Akkuladung bis zu 497 Kilometer zurücklegen, gemessen nach WLTP-Zyklus. Der Energieverbrauch wird von Kia mit 22,8 kWh auf 100 km angegeben.
Spannend ist die Anhängelast des EV9. Als RWD-Version kann er maximal 950 Kilogramm ziehen, in der AWD-Version sind maximal 2500 Kilogramm möglich. Das zulässige Gesamtgewicht wird mit 3070 bis 3240 kg angegeben, bei einem Leergewicht ohne Fahrer von 2426 bis 2569 kg.
Soweit die Fakten. Nun zum Fahren. Öffnen lässt sich der Stromer wahlweise mit einem simplen Schlüssel. Dieser ermöglicht es neben dem Öffnen und Schließen von Türen und Kofferraum den E-SUV auch aus Parklücken ein- und auszuparken. Auch, wenn hier immer noch ein wenig Mut dazugehört, wenn man einen solchen Koloss wie von Geisterhand in Bewegung setzen möchte. Ferner hat Kia mit dem EV9 das Smartphone als digitalen Schlüssel eingeführt. Neben dem herkömmlichen Smart-Key erlaubt der neue Digital Key 2, den Kia mit dem EV9 erstmals einführt, die Türen zu ent- oder verriegeln, das Auto zu starten oder auszuschalten, die Diebstahlwarnanlage zu aktivieren und die Heckklappe zu öffnen oder zu schließen. Dank der Ultrabreitband-Technologie können die Türen entriegelt werden, ohne dass das Smartphone aus der Tasche genommen werden muss. Ferner kann der digitale Schlüssel gleichzeitig von bis zu drei Personen genutzt werden, wobei der Besitzer bestimmen kann, welche Funktionen für wen und für wie lange zugänglich sind.
Gestartet wird der Kia EV9 über einen Knopf rechts hinter dem Lenkrad und flott fährt das System hoch. Zügiger, als man es von dem ein oder anderen Marktbegleiter gewohnt ist. Dann geht es auch schon los. Allerdings eher entspannt als sportlich, wie man es beispielsweise vom Kia EV6 GT kennt. Dafür ist der Familien-SUV allerdings auch nicht erdacht. Hier heißt es eher entspannt reisen. Was gerade im urbanen Alltag alleine aufgrund der Größe anzuraten ist. Und umso mehr, wenn man in einem Städtchen mit eher engen Straßen wohnt.
Wenn man will und kann, geht es aus dem Stand in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und bei 200 km/h wird nicht allzu früh abgeregelt. Mit der optionalen Boost-Option stehen bis zu 700 Nm und ein schnellerer Spurt zur Verfügung – benötigen tut man dies fairerweise im EV9 weniger als in den sportlichen E-Autoalternativen von Kia. Was einfach schon dadurch begründet ist, dass der E-SUV kein Sportwagen ist und auch nicht sein möchte.
Das Fahrwerk ist komfortabel und in schnell gefahrenen Kurven kann der südkoreanische Koloss sein Gewicht trotz nicht überspielen. Ein allerdings technisch aufwendiger Wankausgleich würde hier angenehme Abhilfe schaffen. Die Lenkung ist leichtgängig und präzise – etwas mehr Rückmeldung jedoch würde gerade bei höheren Geschwindigkeiten nicht nur sportlichen Fahrern gut gefallen. Dennoch schlägt sich der stahlgefederte SUV selbst in schnellen Kurven durchaus achtbar.
Rekuperieren kann der EV9 GT-Line natürlich auch. In mehreren Stufen, einzustellen über kleine Schaltwippen links und rechts vom Lenkrad. Hier gilt es allerdings darauf zu achten, dass mit jedem Neustart des SUV die Standardeinstellung aufgerufen wird. Möchte man dann wieder das One-Pedal-Drive-Feeling, gilt es die Pedals entsprechend zu bedienen.
Reichweite, Verbrauch und Lademöglichkeiten im Blick
In den vorherigen Abschnitten sind wir auf einige Aspekte des vollelektrischen Fahrens mit dem Kia EV9 eingegangen und haben festgestellt, dass er durchaus zu überzeugen weiß. Jetzt gilt es, dass wir das Thema Laden noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Zunächst die Fakten unseres Testfahrzeugs.
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- Allradantrieb mit 282 kW / 385 PS Peak-Leistung, bei 700 Nm Drehmoment
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h
- 99,8 kWh-Lithium-Ionen-Akku (brutto)
- 96,0 kWh-Lithium-Ionen-Akku (netto)
- Energieverbrauch auf 100 km (kombiniert) 22,8 kWh / 100 km
- Reichweite (kombiniert) bis zu 425 km nach WLTP
- 0 g/km CO₂-Emissionen, kombiniert
Für zwei Wochen waren wir im Familien-Elektro-SUV unterwegs. Am Ende des Testzeitraums standen über 600 Kilometer auf dem digitalen Tacho sowie ein Verbrauch von 20 kWh auf 100 km. Dies hat uns positiv überrascht. Trotz der Tatsache, dass Fahrten auf der Autobahn, Landstraßen und im urbanen Raum auf dem Plan standen und wir die zulässigen Geschwindigkeiten dort auch ausgefahren sind, war der E-SUV recht sparsam unterwegs. Eine freudige Überraschung, wenn man bedenkt, was für einen Koloss Kia hier auf die Beine gestellt hat. Dennoch gilt auch hier, irgendwann ist jeder Akku leer.
Geladen wird wahlweise am 11 kW-Lader (AC) innerhalb von 10 Stunden 30 Minuten auf 100 Prozent. Die maximale Ladeleistung am HPC-Charger liegt bei 209 kW, wobei sich die durchschnittliche Ladeleistung bei um die 194 kW einfindet laut Ladekurve von Fastned. Dann benötigt der Stromer rund 22 Minuten für die Ladung von 10 auf 80 Prozent. Auf Langstrecke durchaus verträgliche Werte, fürs AC-Laden wäre ein optionales Upgrade auf 22 kW durchaus eine feine Sache, wenn es mal schneller gehen muss als komfortabel über Nacht. Zwar wird der E-SUV, wie andere Elektroautos auch, mehr stehen als fahren, dennoch sind über zehn Stunden für das Laden durchaus eine Ansage.
11 kW Wechselstrom (AC), von 0 auf 100 Prozent – 10 Stunden 30 Minuten
50 kW Schnellladesäule (DC), von 10 auf 80 Prozent – 1 Stunde 25 Minuten
150 kW Schnellladesäule (DC), von 10 auf 80 Prozent – 28 Minuten
300 kW Schnellladesäule (DC), von 10 auf 80 Prozent – 22 Minuten (209 kW Peak)
Der EV9 von Kia ist für die Implementierung von zukunftsorientierten Technologien wie Vehicle-to-Load (V2L), Vehicle-to-Building/Vehicle-to-Home (V2B/V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G) konzipiert, die alle auf der Fähigkeit des bidirektionalen Ladens basieren. Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit des Autos, nicht nur Energie zu laden, sondern auch als Energiequelle zu dienen. Die V2L-Funktion, die bereits in Kias EV6 eingeführt wurde, ist nun auch im EV9 enthalten. Sie ermöglicht es, den Ladeanschluss des Fahrzeugs auch als 220-Volt-Steckdose zu nutzen, wie Kia im technischen Datenblatt angibt.
Die V2B- und V2H-Technologien sind darauf ausgelegt, Strom für Gebäude oder Wohnhäuser bereitzustellen, wodurch Elektroautos als Teil eines integrierten Energiemanagementsystems fungieren können. Diese Funktionen werden schrittweise auf europaweiter Ebene eingeführt. Die Vehicle-to-Grid (V2G) Technologie ermöglicht es dem Auto, Energie auch direkt ins Stromnetz einzuspeisen. Dies kann besonders vorteilhaft sein, um in Zeiten hoher Netzbelastung zusätzlichen Strom bereitzustellen, der zuvor in Zeiten niedrigerer Belastung zu günstigeren Tarifen geladen wurde. Auf diese Weise kann der EV9 dazu beitragen, die Energieeffizienz zu verbessern und die Netzstabilität zu gewährleisten. Beides muss jedoch zunächst regulatorisch geregelt werden.
Preise des Kia EV9 im Überblick
Sollten dich die bisherigen Eindrücke des Elektro-SUV von Kia überzeugt haben, dann ist es wohl an der Zeit, einen Blick auf die Preise zu werfen. Es handelt es sich um die Brutto-Listenpreise des Stromers von Kia – Stand August 2024.
- Kia EV9 – RWD – 7 Sitzer – ab 72.490 Euro
- Kia EV9 – AWD – 7 Sitzer – ab 76.490 Euro
- Kia EV9 – GT-line – 7 Sitzer – ab 82.380 Euro
- Kia EV9 – GT-line – 6 Sitzer – ab 83.370 Euro
- Kia EV9 – GT-line Launch Edition – 7 Sitzer – ab 83.190 Euro
- Kia EV9 – GT-line Launch Edition – 6 Sitzer – ab 84.180 Euro
Unser Testwagen kam als Kia EV9 in der GT-line Launch Edition und 6 Sitzer ab 84.180 Euro daher und war somit fast voll ausgestattet. Lediglich das P2 Sitz-Paket Swivel sowie die Lackierung in Matt (1800 Euro) war als Sonderausstattung hinzugefügt. Am Ende führt dies zu einem Listenpreis von 85.980 Euro gemäß Konfigurator.
Fazit zum Kia EV9 GT-line Launch-Edition
Zwei Wochen, mehrere hundert Kilometer sowie Fahrten unter verschiedenen Voraussetzungen standen auf dem Plan mit dem EV9 von Kia in der höchstmöglichen Ausstattung. Und was soll man sagen, er hat überzeugt. Er hat aber auch seine Schwächen. Fangen wir beim Offensichtlichsten an, dem Preis des E-SUV. Ob sich das eine Familie leisten kann, selbst in der Einstiegsvariante ab 72.490 Euro, sei dahingestellt. Dass der E-SUV für diese eine gute Wahl ist, steht hingegen fest. Zwar gilt es hier womöglich bei Reisen Kompromisse hinsichtlich Stauraum hinzunehmen, je nachdem wie groß die Familie ausfällt. Aber in puncto Komfort, Sicherheit und Überblick muss man sich nicht einschränken.
Die Software überzeugt, mit Ausnahme der hauseigenen Navigationslösung. Hier gibt es glücklicherweise mit Apple CarPlay und AndroidAuto eine annehmbare Rückfalllösung. Dennoch sollte hier ein Serverausfall nicht des Öfteren vorkommen. Wird man aber sicherlich in den Griff bekommen. Ebenso waren wir erfreut darüber, auf die digitalen Außenspiegel verzichten zu können. Aus unserer Sicht ein technisches Gimmick, das bisher noch in keinem E-Auto zur vollsten Zufriedenheit überzeugt hat.
Überzeugt hingegen hat die Ladegeschwindigkeit des EV9 am HPC-Charger, die mehr als vorzeigbar ausfällt. Beim AC-Laden hingegen wäre eine optionale, aufpreispflichtige 22-kW-Option jedoch gerne gesehen. Mehr als zehn Stunden Laden an der heimischen Wallbox ist dann doch etwas viel. Auch, wenn dies beim fast 100 kWh großen Akku durchaus zeitlich nachvollziehbar ist. Wie schaut es bei dir aus, konntest du den EV9 bereits fahren und deine Erfahrungen sammeln?
Disclaimer: Der Kia EV9 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Kia zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.