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Kia EV3 im ersten Fahrbericht: Option auf ungewöhnlich große Batterie

Kia bereichert das Angebot der kompakten E-SUV mit dem EV3. Die Option auf mehr als 80 kWh in der Batterie ist ungewöhnlich, die Ladeleistung eher nicht.

kia ev3 im ersten fahrbericht: option auf ungewöhnlich große batterie

(Bild: Kia)

Der Hyundai-Konzern, zu dem auch die Marke Kia gehört, trennt seine Elektromobilität in zwei Welten: Die Einstiegsmodelle bekommen eine Spannungsebene mit 400 Volt, die teureren laden mit 800 Volt und damit potenziell schneller. Der EV3 soll einen preissensible Kundschaft ansprechen, das Basismodell kostet 35.990 Euro und damit deutlich weniger als etwa ein kleinerer Opel Mokka Electric. Eine erste Proberunde mit dem Spitzenmodell des EV3 sollte klären, was Kunden von dem Kompakt-SUV erwarten dürfen – und was eher nicht.

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Der EV3 betritt ein Segment, das bereits dicht besetzt ist und eine gewisse Bandbreite bietet. Ähnlich groß sind etwa VW ID.3, Smart #1, Peugeot e-2008 oder Hyundai Kona. Nochmals deutlich günstiger als der Kia wird der Opel Frontera als Elektroauto, der allerdings auch einen erheblich kleineren Energiespeicher mitbringt. Das Basismodell des EV3 hat schon 58,3 kWh zu bieten, im von uns gefahrenen Topmodell sind es sogar 81,4. Je nach Rad-Reifen-Kombination verspricht Kia im WLTP eine Reichweite von 414 bis 436 km in Verbindung mit der kleinen Batterie; 563 bis 605 km sollen es mit dem großen Speicher sein. Wir kamen mit dieser Batterie bei 31 Grad Celsius Außentemperatur auf eine hochgerechnete Reichweite von 544 km.

Abstriche bei der Ladeleistung

Abstriche gegenüber etwa einem Kia EV6 (Test) muss der EV3-Fahrer bei der Ladeleistung hinnehmen. In der Spitze kann die kleine Batterie mit 101 kW geladen werden, im Topmodell sind es bestenfalls 128 kW. Wie die Ladekurve aussieht, muss ein Test zeigen, diese erste Ausfahrt war dafür zu kurz. Kia nennt für die Aufladung von 10 auf 80 Prozent eine Zeit von 29 beziehungsweise 31 Minuten.

Kia EV3 außen (5 Bilder)

kia ev3 im ersten fahrbericht: option auf ungewöhnlich große batterie

Der Kia EV3 will in einem bereits gut gefüllten Segment mitmischen. (Bild: Kia)

Eine Wärmepumpe kostet in zwei von drei Ausstattungslinien rund 1000 Euro Aufpreis. Die Möglichkeit, die Traktionsbatterie für externe Anwendungen anzuzapfen, wird nur für die beiden höherwertigen Linien offeriert – in einer gegen Aufpreis, im Topmodell serienmäßig. Einen großen Unterschied zwischen den Batterien macht Kia bei der Anhängelast. Gerade einmal 300 kg sind es mit der 58-kWh-Batterie, immerhin 1000 mit der 81-kWh-Batterie.

Derzeit gibt es nur einen Antrieb. Er leistet 150 kW und treibt das SUV hurtig voran. Wer aus dem Stand zügig abbiegen will, spürt in der Lenkung, welche Kräfte auf die angetriebenen Vorderräder wirken. Das könnte das Allradmodell überzeugender lösen, das Kia Mitte kommenden Jahres nachschieben will. Die Fahrmodi Eco, Normal und Sport unterscheiden sich nur marginal durch das Ansprechverhalten des Gaspedals. Außerdem erhöhen sich die Rückstellkräfte der Lenkung. Hinzu kommen noch zwei Fahrprogramme: ein individuell konfigurierbares und eines für Schnee.

Umfeldbetrachtung

Ausgewogene Fahrwerksabstimmung

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Gut gelungen ist Kia die Fahrwerksabstimmung. Das Ansprechverhalten der Dämpfer ist sensibel genug, um kleinere Unebenheiten zu filtern. Ambitionen auf ein besonders flottes Durcheilen von Kurven werden nicht befriedigt, was der Ausrichtung des Autos entgegenkommt. Erstmals im Hyundai-Konzern wird das “iPedal 3.0” eingebaut. Damit passt der EV3 auf Wunsch seine Rekuperation auf Verkehr und Straßenführung an. Das klappt recht gut. Zusätzlich kann der Fahrer zwischen drei Rekuperationsstufen wählen, die von heftiger Verzögerung bis Segeln reichen.

Fast gänzlich überzeugend arbeitet Kia Dinge wie Verarbeitung, Materialauswahl und Infotainment ab. Im Testwagen wirkte alles solide zusammengesetzt, der Kunststoff ist teilweise unterschäumt. Die Einrichtung erscheint nicht nobel, allerdings wirkt auch nichts ausgesprochen billig. Den Sitzen fehlt es etwas an Seitenhalt und Sitzauflage, für Menschen mit langem Oberkörper ist auch der Verstellbereich nach unten etwas knapp bemessen. Insgesamt ist das Platzangebot aber sehr gut. Das gilt auch für den Kofferraum. Inklusive des Fachs unter dem Ladeboden nennt Kia 460 Liter – da bietet manch deutlich größeres Auto weniger. Das Fach unter der vorderen Haube fasst nur 25 Liter.

Kia EV3 innen (7 Bilder)

kia ev3 im ersten fahrbericht: option auf ungewöhnlich große batterie

Das Layout des Armaturenbretts ähnelt anderen Modellen der Marke. (Bild: Kia)

Weitgehend intuitiv gelingt die Bedienung des reichhaltigen Infotainmentsystems. Es braucht nur eine geringe Einarbeitungszeit, um sich den Funktionsumfang zu erschließen – das bekommt so wahrlich nicht jeder Hersteller hin. Das System arbeitet flott, größere Bugs fielen auf der Ausfahrt nicht auf. Im Kleingedruckten der Preisliste verrät Kia, wie oft kostenlos ein Update über die Mobilfunkverbindung gereicht wird.

Immer aktuell Over-the-Air

Insgesamt sechs kostenlose Aktualisierungen der Karten des Navigationssystems und der Software der Steuereinheit gibt es Over-the-Air. Sobald die sechs kostenlosen OTA-Updates ausgeschöpft sind, kann der EV3-Fahrer kostenlose Aktualisierungen der Karten für das Navigationssystems und Software-Updates der Steuereinheit beim Händler im Rahmen der gültigen Bedingungen für das Sieben-Jahre-Kia-Navigationskarten-Update erhalten.

Wie im EV9 verbaut Kia drei Displays nebeneinander im Cockpit. Zwischen Kombiinstrument und Infotainment-Bildschirm sitzt ein kleiner für die Klimatisierung, den das Lenkrad ein wenig verdeckt – je nach Sitzposition mal mehr, mal weniger. Dinge wie Lautstärke und Temperatur lassen sich auch abseits der Displays einstellen.

In Verbindung mit der großen Batterie stellt Kia für den EV3 mindestens 41.390 Euro in Rechnung. Vermutlich werden die meisten Kunden zumindest die mittlere Ausstattung wählen, in der dann beide Vordersitze höhenverstellbar und beheizbar sind, sich Smartphones induktiv laden und als Schlüssel verwenden lassen. Mit der teuersten Ausstattungslinie ragt das dann sehr umfangreich ausgestattete Kompakt-SUV finanziell bereits in die Region der 800-Volt-Modelle des Hyundai-Konzerns hinein. Inklusive der wenigen verbliebenen Optionen kostet der EV3 mehr als 50.000 Euro.

Die Zielgruppe dürfte mehrheitlich deutlich unter dieser Marke bleiben. Wenn Langstrecken die Ausnahme sind, was in vielen Fahrprofilen der Fall ist, reicht der kleine Speicher sicher meistens aus. Dass die Ladeleistung mit dem, was Kia bei teureren E-Autos vorlegt, nicht mithalten kann, spielt dann auch eine untergeordnete Rolle. Ein mit Bedacht zusammengestellter EV3 dürfte für rund 40.000 Euro zu haben sein und bietet dafür ein insgesamt überzeugendes Paket. Die Option auf mehr als 80 kWh in der Batterie hebt ihn aus der Masse des Angebots ein Stück weit heraus.

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(mfz)

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