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Hoeneß legt gegen Kahn nach – Smartphone verrät, wie schlecht die Kommunikation lief

Uli Hoeneß beweist derzeit wieder, wer beim FC Bayern noch immer das Sagen hat. Oliver Kahn wollte das offenbar nicht wahrhaben.

München – Falls je wirkliche Zweifel daran bestanden haben, wer beim FC Bayern die Fäden in der Hand hält: Diese sind jetzt ausgeräumt. Spätestens mit der Doppel-Entlassung von Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic unmittelbar nach der gewonnenen Meisterschaft. Nach Monaten, die an beste – oder eben schlimmste – Zeiten des FC Hollywood erinnerten.

Treibende Kraft hinter dem aufsehenerregenden Rausschmiss war Uli Hoeneß. Klub-Patron. Ehren-Präsident. Und eigentlich seit seinem freiwilligen Ausscheiden vom FCB-Thron im Jahr 2019 offiziell nur noch einfaches Mitglied des Aufsichtsrates. Dass es dem 71-Jährigen schwergefallen ist, in die zweite Reihe zurückzutreten und sein Lebensprojekt in fremde Hände zu übergeben, sollte niemanden überraschen. Schon eher, mit welcher Vehemenz er nun zurückkehrt.

Hoeneß legt gegen Kahn nach: Beim FC Bayern gibt der Ehren-Präsident die Richtung vor

Statt seinem Präsidenten-Nachfolger Herbert Hainer oder dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen ist es eben wieder einmal Hoeneß, der öffentlich die Richtung an der Säbener Straße vorgibt. Offen benennt, was alles schieflief. Und vorgibt, wie sich der FC Bayern künftig zu präsentieren hat. Klartext der Marke Hoeneß lieferte der mächtige Mann vom Tegernsee auch in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung.

Die dortigen Aussagen sollte sich vor allem Kahn wohl besser genauestens einprägen, um nach seinem höchst unrühmlichen Abschied bei seinem Herzensverein künftig doch noch einmal einen Fuß in die Tür bekommen zu können. Denn Hoeneß bemängelte vor allem die mangelnde Kommunikation vom Titan, der dem FC Bayern offenbar möglichst schnell dabei helfen wollte, sich vom Übervater zu emanzipieren.

Was sich aber offenbar gar nicht mit Hoeneß‘ Zukunftsplänen deckte. Also echauffierte sich der gebürtige Ulmer in besagtem Interview: „Ich habe kürzlich mal nachgesehen: Oliver hat mich in der ganzen Zeit vielleicht fünfmal angerufen.“ Deutlich zu selten, wie der Ex-Keeper jetzt weiß.

hoeneß legt gegen kahn nach – smartphone verrät, wie schlecht die kommunikation lief

Einer war der Vorstandsboss, der andere zieht die Fäden beim FC Bayern: Oliver Kahn (r.) und Uli Hoeneß verfolgen gemeinsam ein Spiel in der Allianz Arena. (Archivbild) © IMAGO / Sammy Minkoff

Hoeneß wollte mehr Kahn-Telefonate: Auch Rummenigge wurde kaum vom Titan kontaktiert

Und Hoeneß war demnach nicht der einzige, der sich links liegengelassen fühlte: Auch sein langjähriger Kompagnon Karl-Heinz Rummenigge, der seinen Stuhl für Kahn geräumt hatte, sei nur selten kontaktiert worden. Der zweite über Jahrzehnte bewährte Entscheidungsträger gibt im Zuge des großen Stühlerückens ebenfalls sein Comeback – zumindest vorerst als einfacher Aufsichtsrat.

Zuletzt hatte Hoeneß bereits bemängelt, dass sich Kahn mit den aus seiner Sicht falschen Leuten umgeben hätte. „Die große Enttäuschung liegt darin, dass ich gedacht habe, er könnte das Amt qua seiner Persönlichkeit allein ausfüllen, doch er hat sich stattdessen mit seinen Beratern umgeben“, kritisierte Hoeneß kürzlich im kicker. Zu diesen zählte anscheinend auch Büroleiter Moritz Mattes, der laut Bild ebenfalls seinen Hut nehmen muss.

Hoeneß und die Fans des FC Bayern: Schickeria bat Klub-Patron um Intervention

Diese Entwicklung rund um den Klub schmeckte Hoeneß gar nicht. Und mit diesem Unmut war er laut eigenen Angaben bei weitem nicht allein. Fans hätten ihn auf die Missstände angesprochen: „Die kamen extra zu mir an den Tegernsee.“ Von Diskussionen mit den Ultras berichtete er ebenfalls: „Sogar die Leute von der ‚Schickeria‘ haben gesagt: ‚Bitte sorgt dafür, dass unser FC Bayern wieder geradeaus läuft.‘“

So nannte Hoeneß letztlich die „einfach zu unbefriedigende Gesamtentwicklung“, die ihn zum Handeln gezwungen habe. Gemeint sein dürfte damit auch das unglückliche Handling des Streitfalls Qatar Airways. Teile der Fans fordern seit Jahren das Ende des Deals mit dem katarischen Sponsor, bei der Mitgliederversammlung 2021 eskalierte die Situation beinahe, weil Kahn und Hainer völlig unterschätzten, mit welcher Vehemenz gerade die Ultras die Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft aus dem Emirat ablehnen.

hoeneß legt gegen kahn nach – smartphone verrät, wie schlecht die kommunikation lief

Abschiedsgruß: Oliver Kahn musste den FC Bayern mehr oder weniger durch die Hintertür verlassen. © IMAGO / Eibner

Hoeneß contra Kahn und Salihamidzic: „Viele Entscheidungen haben Fragen aufgeworfen“

Auch viele Personalentscheidungen – etwa die vermeidbaren Abschiede der Klub-Ikonen David Alaba und Robert Lewandowski oder die zum Bumerang mutierte Entlassung von Julian Nagelsmann – sorgten nicht nur bei Beobachtern für Kopfschütteln. Gerade der geräuschvolle Abgang des Trainers, der quasi erst nach der Öffentlichkeit von seiner Demission erfuhr, ließen in der Villa am Tegernsee die Alarmglocken schrillen und sicher die Telefonrechnung in die Höhe schießen.

Hoeneß nennt „Dinge wie die Entlassung von Julian Nagelsmann“, in deren Folge „sich die Störgefühle allmählich verstärkt“ hätten. Besonders den Zeitpunkt der Trennung hinterfragt er denn auch. Zwar wolle Hoeneß „klarstellen, dass Oliver und Hasan in erster Linie auch viel richtig gemacht haben. Aber in der Summe haben viele Entscheidungen eben Fragen aufgeworfen.“ Bei ihm offensichtlich auch die ausgebliebenen Anrufe.

Der FC Bayern ohne Hoeneß? Das funktioniert so nicht. Zumindest noch nicht. (mg)

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