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Großer Test Dacia Duster Hybrid 140 Journey

Großer Test Dacia Duster: Einst gab es diesen dümmlichen Wirtshaus-Spruch, der nach dem Essen gern gebracht wurde: „Der Scheich, der sagt zum Emir: Erst zahl’n wir und dann geh’n wir. Der Emir sagt zum Scheich: Warum zahlen? Geh’n wir gleich!“ Ein wenig wie der Emir fühlt man sich im neuen Dacia Duster: Man konsumiert kräftig, hat dafür aber (fast) nichts bezahlt, zumindest nach aktuellen Preisrelationen im Autobereich. Mit dem getesteten Vollhybrid-­Modell in gehobener Ausstattung liegt man zwar 6500 Euro über dem richtig günstigen Einstiegspreis von 20.990 Euro, dafür genießt man einen durchaus feinen, insgesamt 140 PS starken elektrifizierten Antrieb.

Der Stromer setzt sein sattes Drehmoment von 205 Newtonmetern beim Anfahren und bei Zwischenspurts nachdrücklich ein, zwischendurch fährt man immer wieder den einen oder anderen Kilometer rein elektrisch, und am Ende freut man sich über einen Durchschnittsverbrauch von knapp über fünf Litern. Dazu gibt es eine erstaunlich souveräne Federung und eine Lenkung, die das Attribut „agil“ ohne jedes ­Augenzwinkern verdient.

Auch optisch hat der Duster gewonnen: Er zeigt klare Kante, ohne dabei unmodern zu wirken, er gibt sich rau und gleichzeitig nicht unelegant – womit er sich wohltuend von manch eiförmigem Konkurrenten abhebt. Und die Detaillösungen an Scheinwerfern und Rückleuchten wirken gleichermaßen eigenständig wie gelungen.

Trotz leicht gewachsener Innenmaße änderte sich an den äußeren Abmessungen kaum etwas, die Höhe schrumpfte sogar um drei Zentimeter. Man sitzt bei gleichgebliebener Bodenfreiheit nun etwas niedriger, genießt aber immer noch guten Überblick, und Passagiere wie auch Gepäck erfreuen sich an ein paar wertvollen Zusatz-Zentimetern.

Auf ein wenig Ladevolumen müssen Hybrid-Piloten zwar verzichten, das fällt aber kaum ins Gewicht, da es sich nur in einem etwas flacheren – jedoch immer noch höchst brauchbaren – Kellerabteil ausdrückt.

Natürlich bemerkt man nach wie vor Sparbemühungen: Im Innenraum findet sich rundum kostengünstiges Hartplastik, wenn auch adrett angerichtet. LED-Leuchtkraft gibt es nur beim Abblendlicht, die Fernscheinwerfer müssen mit Halogen-Birnen auskommen. Das an sich einfach und logisch aufgebaute Multimediasystem fährt langsam hoch, das Starten der Navigation ist eine zusätzliche Geduldsprobe. Und am Lenkrad findet sich zwar ­eine Taste für die Sprachsteuerung, diese aktiviert aber nur die entsprechende Funktion am ­eigenen Smartphone. Dafür funktionieren Android Auto und Apple CarPlay sowohl serienmäßig als auch kabellos.

In einem Punkt gibt es sogar unerwartete Noblesse: Die Motorhaube fährt nach dem Entriegeln dank zweier Gasdruckdämpfer fast von selbst hoch. Das ist Oberklassen-Standard, denn normalerweise reicht eine aufstellbare Stange zur Fixierung der Haube. Ein feines Feature, das man hoffentlich nur selten benötigt.

Die genaue Bewertung des Großer Test Dacia Duster lesen Sie unten. Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe Juli/August 2024 von Alles Auto, hier online zu bestellen.

Foto: Robert May

Motor & Getriebe

Dank Elektro-Hilfe schiebt der Duster aus dem Stand und bei Zwischenspurts kräftig an, nur auf der Autobahn lässt der Dampf etwas nach. Das Hybrid-System gestattet dem gut gedämmten Benziner kurze, aber häufige Sendepausen. Die komplexe „Multi-Mode“-Automatik arbeitet meist passabel, nur manchmal bleibt sie unnötig lang in niedrigen Gängen. Einzige Rekuperations-Variante: die diesbezüglich verstärkend wirkende Fahrstufe „B“.

Fahrwerk & Traktion

Die Federung ist angenehm sanft, ohne schwammig zu sein oder Wank-Tendenzen auszulösen. Kleine Gelände-Ausflüge werden nur durch die mangelnde Traktion des Fronttrieblers (Allrad nur mit „normalem“ Benziner und Schaltgetriebe) limitiert, auf befestigten Straßen gibt es diesbezüglich nichts zu beanstanden. Braves Fahrverhalten, sanft regelndes ESP. Neuerdings viel direktere, durchaus präzise Lenkung, adäquate Bremsen.

Bedienung & Multimedia

Tadellose Ergonomie, im Vergleich zum Vorgänger bieten die Sitze mehr Schenkelauflage und Seitenhalt. Die Touchscreen-Bedienung ist simpel, sämtliche übrigen Schalter sind ergonomisch platziert. Nostalgisch: Den guten, alten Radio-Bediensatelliten gibt es immer noch. Serienmäßig kabellose Smartphone-Integration, genügend Ablagen, passable Übersicht.

Innen- & Kofferraum

Trotz kompakter Außenlänge gute Platzverhältnisse, lediglich die Fond-Beinfreiheit ist etwas eingeschränkt. Mittelgroßer, gut nutzbarer Kofferraum. Auch beim Hybrid brauchbares Kellerabteil, der hintere Teil des Ladebodens lässt sich aufgestellt fixieren. Nach dem Umlegen der 2:1-Fondlehnen entsteht keine Stufe. Minus: nicht sonderlich weit aufschwingende Heckklappe, recht hohe Ladekante.

Dran & Drin

Als „Journey“ nicht schlecht bestückt, unter anderem mit Klimaautomatik, Navi, Fernlicht-Sensor, Rückfahrkamera und Digital-Cockpit. Die Extra-Liste besteht gerade mal aus zwei Paketen sowie Metallic-Lack. Einfach-robuste Materialen, fehlerfreie Verarbeitung.

Schutz & Sicherheit

Nur sechs Airbags, an Assistenzsystemen ist lediglich das ­gesetzliche Minimum an Bord. Gegen Aufpreis kann man via „City-Paket“ noch einen Toterwinkel-Warner zukaufen.

Preis & Kosten

Preislich günstiger als alles Vergleichbare, was sich sonst noch SUV nennt. Drei Jahre oder 100.000 Kilometer Garantie, in Jahresstufen auf bis zu sieben Jahre (oder 150.000 Kilometer) verlängerbar. Lange Service-Intervalle, dichtes Werkstatt-Netz, solide Werthaltung. Sehr niedriger Test-Verbrauch im Bereich der Werksangabe, demnach fast 1000 Kilometer Reichweite.

großer test dacia duster hybrid 140 journey

Das Cockpit-Layout ist übersichtlich, den hohen Einsatz von Hartplastik wollen wir wohlmeinend als robust einordnen.

R4, 16V, 1598 ccm, 91 PS (67 kW) bei 5600/min, max. Drehmoment 148 Nm bei 3600/min, E-Motor: 49 PS (36 kW) bzw. 205 Nm, Systemleistung 141 PS (104 kW) bzw. 205 Nm, Akku 1,2 kWh, 2+4-Gang-Automatik, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (v bel.)

L/B/H 4343/1813/1656 mm, Radstand 2657 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,9 m, Reifendimension 215/60 R 18, Tankinhalt 50 l, Reichweite 960 km, Kofferraumvolumen 430–1545 l, Leergewicht (EU) 1455 kg, zul. Gesamtgewicht 1870 kg, max. Anh.-Last 750 kg

0–100 km/h 10,1 sec, Spitze 160 km/h, Steuer (jährl.) € 146,88, Werkstätten in Österreich 162, Service alle 30.000 km (mind. alle 2 Jahre), WLTP-Normverbrauch kombiniert 5,0 l, Testverbrauch 5,2 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 114/120 g/km

Front- u. Seitenairbags v, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, Not­brems-assistent inklusive Fußgänger- und Radfahrer-Er­kennung, Spurhalte-Assistent inkl. Spurhalte-Warner, Müdigkeitswarner, Verkehrszeichen-Erkennung, LED-Tagfahr- und Abblendlicht, Nebelscheinwerfer, Licht-, Regen- und Fernlichtsensor, Rückfahrkamera, akustische Einparkhilfe h, Tempomat, Geschwindigkeitsbegrenzer, Digital-Cockpit 7 Zoll, Infotainmentsystem mit 10 Zoll-Touchscreen, Navigationssystem, DAB+, Bluetooth, Android Auto & Apple CarPlay (beides kabellos), induktives Handy-Laden, je 2 USB-C v/h, Klimaautomatik, Außenspiegel heizbar sowie el. verstell- und klappbar, schlüsselloser Zugang, E-Parkbremse, Lenkrad höhen- und reichweitenverstellbar, Fahrersitz höhen­verstellbar, vier E-Fensterheber, abgedunkelte Fondscheiben, 12 Volt-Buchse im Kofferraum, Dachreling, 18 Zoll-Leichtmetallräder etc.

City-Paket (Toterwinkel-Warner, Rundumkameras, akustische Einparkhilfe vorne und seitlich) € 615,–, Winter-Paket (Vordersitze und Lenkrad heizbar, Lordosenstütze für Fahrersitz) € 308,–, Metallic-Lack € 677,–

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