Der BYD Seal beschleunigt schneller als mancher Sportwagen, bleibt aber beim Stromverbrauch vergleichsweise genügsam. Eine erste Ausfahrt zeigt auch Schwächen.
- Stromverbrauch
- BYD Seal außen (3 Bilder)
- Reichweite
- Gefühlsarme Lenkung
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- Hochwertig eingerichtet
- BYD Seal Innenraum (8 Bilder)
- Fazit
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Vermutlich wird nicht jeder Autohersteller den Wandel bei der Antriebsenergie überleben. Der chinesische Riese build your dreams (BYD) dürfte aber gute Chance haben, denn er ist breit aufgestellt und dabei, sich auch in Europa einen guten Namen zu machen. Für eine erste Ausfahrt stand uns ein BYD Seal Excellence AWD zur Verfügung, der selbst für ein modernes Elektroauto brutal beschleunigen kann, aber auch Schwächen zeigt.
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Stromverbrauch
Die Stirnfläche dieser Limousine ist natürlich kleiner als die eines SUVs, und auch der cW-Wert liegt mit 0,22 ziemlich niedrig. Das hilft, den Verbrauch gerade auf der Autobahn zu zügeln. Obwohl es auf dieser ersten, noch kurzen Ausfahrt nicht betont verbrauchsorientiert zuging, zeigte der Bordcomputer am Ende Werte um 19 kWh/100 km an. Potenzial nach unten ist dabei ehrlicherweise reichlich vorhanden. An dieser Stelle trennen sich alte und neue Welt: Wer in einem Verbrenner auch nur ansatzweise dieses Fahrleistungspotenzial mitführen will, muss es bis zu einem gewissen Grad immer mit füttern – ob er davon nun Gebrauch macht oder nicht. Schon vor Jahren hat Tesla bewiesen, dass man bei einem Elektroauto in dieser Hinsicht umdenken muss. Eine hohe Spitzenleistung bedeutet nicht zwangsläufig einen hohen Alltagsverbrauch. Der Stromkonsum steigt an, wenn der Fahrer hurtig beschleunigt und mit zunehmendem Tempo. Anders ausgedrückt: Der Seal wird sich mit dem Stromverbrauch eines Opel Corsa-e fahren lassen, wenn der Steuermann es eben ruhig angehen lässt.
BYD Seal außen (3 Bilder)
BYD hat die Limousine Seal elegant bis unauffällig gezeichnet. Eine Gestaltung, die … (Bild: BYD)
Reichweite
Gefühlsarme Lenkung
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Das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorne, einer Fünflenker-Hinterachse sowie den frequenzselektiven Dämpfern macht seine Sache im Prinzip nicht schlecht. “Wir haben die sportliche chinesische Abstimmung als Basis für das europäische Set-up genommen”, erklärt BYDs Europa-Technikchef Weijie Zhang. Perfekt ist die Abstimmung aber noch nicht. Bei längeren Wellen wippt die Karosserie nach, während Querfugen oder kleine Schlaglöcher nicht souverän verarbeitet werden. Nachbessern sollten die Techniker die Lenkung. Die Steuerung fühlt sich teigig-synthetisch und vor allem gefühllos an. Selbst in der Komfort-Einstellung gaukelt sie durch hohe Rückstellkräfte Sportlichkeit vor. Dazu pfuscht der Spurhalteassistent mit rein, der vernehmlich am Steuer zupft und mit nervendem Gebimmel auf seinen Eingriff hinweist. Leider ist er auch in diesem Auto nicht immer treffsicher.
Gut gefallen hat uns das Infotainment. Es ist intuitiv aufgebaut und bringt alles mit, was man von einem modernen System aktuell erwarten kann. Selbst die Sprachsteuerung gehört zu den Brauchbaren unter Ihresgleichen. Eine schlaue Idee ist der schwenkbare Bildschirm. Angenehm auch, dass es gleich zwei induktive Ladeschalen gibt. Dass es keinen Ladeplaner für längere Strecken gibt, sollte rasch behoben werden. Außerdem sollten Hinweise des Navigationssystems zumindest optional auch im Kombiinstrument angezeigt werden können.
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Hochwertig eingerichtet
BYD Seal Innenraum (8 Bilder)
Auch im Innenraum ist der Seal modern und schnörkellos gezeichnet. Bemerkenswert sind die hochwertigen Materialien und die saubere Verarbeitung. (Bild: BYD)
Fazit
Der BYD Seal ist eine hochwertig eingerichtete und exzellent verarbeitete Limousine, die als Topmodell brutal beschleunigen kann, ohne beim Stromverbrauch über die Gebühr zuzulangen. Die Batterie erscheint ausreichend dimensioniert, um auch längere Strecken entspannt anzugehen. Die Ladeleistung ist im aktuellen Umfeld bestenfalls durchschnittlich, doch bei dieser Einordnung sollte man nicht vergessen, dass das Niveau in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren auch erheblich gestiegen ist.
Der BYD muss sich gegen Konkurrenten wie Tesla Model 3, BMW i4, Hyundai Ioniq 6 (Test) und VW ID.7 behaupten, was ihm, so unser erster Eindruck, trotz kleiner Schwächen gelingen dürfte. Einen Preis will BYD erst bei der offiziellen Vorstellung am 4. September auf der IAA Mobility verraten. Mittelfristig soll es drei Versionen geben. Wir rechnen damit, dass das ab 2024 erhältliche Basismodell mit 61-kWh-Speicher für rund 50.000 Euro zu haben sein wird. Den Anfang machen das von uns gefahrene Topmodell und eine Version mit Heckantrieb und 230 kW. Sie sollen ab November ausgeliefert werden.
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(mfz)