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Energiemarkt im Wandel: Ohne Smart Meter geht es nicht

energiemarkt im wandel: ohne smart meter geht es nicht

Nicht jeder hat die Chance, mit einer Solaranlage seine Stromkosten zu senken. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, Geld zu sparen – beispielsweise mit dynamischen Stromtarifen.

Der Energiemarkt ist im Wandel. Dazu tragen neben den Ausbauzielen bei den erneuerbaren Energien auch die hohen Strompreise zu. Sie haben dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen sich unabhängig machen wollen von den gestiegenen Energiekosten. In der Folge hat die Solarbranche einen wahren Boom erlebt: Wer konnte, hat sich eine Solaranlage installiert – im Idealfall hat er diese mit einem Speicher versehen.

Schließlich hilft der schönste Sonnenschein nichts, wenn die dabei erzeugte Energie nicht für die Verbraucher im Haushalt wie beispielsweise Herd oder Waschmaschine oder das Elektroauto auch dann genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht mehr scheint – beispielsweise am Abend.

Anbieter machen Komplettangebote

Deshalb gehen immer mehr Energieanbieter auch dazu über, ihren Kundinnen und Kunden nicht allein ein Solaranlage zu verkaufen, sondern ihnen ein Komplettangebot zu offerieren. Zu diesen Unternehmen gehört auch Energiekonzepte Deutschland (EKD). Das Leipziger Unternehmen hat allein schon in diesem Jahr 25.000 Solanlagen installiert.

Gekoppelt ist das bei EKD auch immer mit einem Speicher (Ampere Storage Pro) und einem Energiemanagement-System, dem Ampere.IQ, wie Sprecherin Katharina Frauendorf sagt. „Mit unserem Ampere.IO sind alle Komponenten unseres Energiesystems smart miteinander vernetzt.“ Damit ist es auch möglich, dynamisch Strom zu beziehen, also den Energiespeicher dann mit Energie zu laden, wenn die Preise an der Strombörse niedrig sind. Der Energiespeicher der Leipziger ist dabei modular aufgebaut, reicht von 6 kWh bis 20 kWh. Wem das nicht reicht, der kann sich auch mehrere installieren lassen. Für das Laden des E-Autos stellt EKD zudem auch ein intelligente Wallbox parat, die es ermöglicht, auch zu dynamischen Strompreisen die Batterie zu laden. Ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres wird es auch eine Wallbox geben, die das bidirektionale Laden ermöglicht.

Ein breites Angebot macht auch Octopus Energy seinen Kundinnen und Kunden, wie Deutschlandchef Bastian Gierull erzählt. Der britische Ökostrom- und Gasanbieters hat sich für die Zukunft ambitionierte Ziele gesetzt. Gierull will das Wachstum des Unternehmens deutlich befördern. Nachdem Octopus derzeit etwas mehr als 200.000 Kundinnen und Kunden auf dem deutschen Markt hat, sollen es bis Jahresende bereits 300.000 sein. „Perspektivisch planen wir mit einer Million“, nennt Gierull sein mittelfristiges Wachstumsziel.

Von Niedrigpreisphasen profitieren

energiemarkt im wandel: ohne smart meter geht es nicht

Wer als E-Autofahrer sparen will, braucht auch dafür auch die richtige Infrastruktur. Ilustration: Tanya Korniichuk

Das hört sich ambitioniert an – ist es auch, basiert aber auch auf der Erfolgsgeschichte von Octopus Energy seit Gründung im Jahr 2016. In Großbritannien gehört man bereits zu den am schnellsten wachsenden Privatunternehmen, hat weltweit mehr als fünf Millionen Kundinnen und Kunden in 15 Ländern. In Deutschland will Octopus nicht weniger als dazu beizutragen, den Energiemarkt zu revolutionieren. Gelingen soll dies mit dynamischen Ökostromtarifen und einem guten Kundenservice. Schlüsselfaktor des Wachstumskurses sollen dabei Smart Meter und Wärmepumpen sein.

„Smart Meter als intelligente Stromzähler sind unerlässlich für die Energiewende. Nur durch diese Geräte können die Verbraucherinnen und Verbraucher von den Niedrigpreisphasen am Strommarkt profitieren“, so Gierull, „deshalb steht der flächendeckende Rollout von Smart Metern ganz oben auf unserer Agenda.“

Vor dem Hintergrund der Bedeutung von Smart Metern überrascht es indes, dass Deutschland deren Einbau erst ab 2025 vorschreibt. Damit gehört Deutschland trotz seiner ambitionierten Klimaziele – bis 2030 soll der Strombedarf zu 80 Prozent mit Erneuerbaren gedeckt werden – zu den Nachzüglern. „Deutschland ist da nicht nur spät dran, wir gehören da quasi zu den Letzten“, sagt Gierull, „und das bei einer der Schlüsseltechnologien für die Energiewende.

Der Manager verweist auf Großbritannien und Italien, „wo die Abdeckungsquoten mit Smart Metern bereits bei 60 Prozent beziehungsweise 90 Prozent liegen.“ In England konnte Octopus im vergangenen Jahr 581.000 Smart Meter installieren, in diesem Jahr soll es eine ähnliche Größenordnung werden. In Deutschland sieht das im Mai vom Bundesrat verabschiedete Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende vor, dass der Einbau von Smart Metern beschleunigt wird. Bis 2032, so das Ziel, sollen diese digitalen Stromzähler flächendeckend in Haushalten und Unternehmen zum Einsatz kommen. Schließlich schaffen sie dies Grundlage für ein klimaneutrales Energiesystem.

Stromnetz durch intelligentes Energiemanagement entlasten

Ein intelligentes Energiemanagement aber nicht nur deshalb wichtig, weil die Kundinnen und Kunden damit Geld sparen können, sondern auch zur Entlastung des Stromnetzes beitragen können. „Sie beziehen dann Strom, wenn er wie nachts an den Strombörsen besonders günstig ist und nutzen ihn dann, wenn ein Energieüberschuss besteht.“ Um auch Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos anzusprechen, bietet Octopus Engery für sie spezielle Services und Tarife wie „Octopus Go“ an.

Hier wird das Laden des Stromers so optimiert, dass es in der Nacht erfolgt. Also dann, wenn die Preise am Strommarkt niedrig sind. In Berlin beispielsweise beläuft sich der monatliche Grundpreis auf 9,48 Euro, die Kilowattstunde im Go-Tarif kostet 28,31 Cent, im Standardtarif sind es 32,33 Cent. Zu einem der weiteren Angebote gehört für E-Auto-Nutzer „Intelligent Octopus“. Mit diesem Service, der über die App des Unternehmens gesteuert wird, übernimmt Octopus die Optimierung des Ladeplans. Hier lassen sich bis zu 360 Euro im Jahr sparen.

Mit dem Tarif „Octopus Heat“ spricht das Energieunternehmen Nutzer von Wärmepumpen an. Dieser Tarif bietet über den Tag verteilt zwei günstige Preisfenster an, wo Wärmepumpen heizen können. Damit Kundinnen und Kunden auch Zugang zu fair bepreisten Wärmepumpen bekommen, ist Octopus selbst ins Geschäft mit Wärmepumpen eingestiegen, „um so die Kosten für dekarbonisiertes Heizen drastisch zu reduzieren. Wärmepumpen sollen als klimafreundliche Alternative der neue Mainstream werden und fossile Brennstoffe ablösen“, so Gierull. Nachdem Wärmepumpen bisher in Berlin, Brandenburg und Bayern installiert wurden, ist man nun auch in der Region Köln in Nordrhein-Westfalen vertreten. Das Mittelfrist-Ziel ist, Wärmepumpen und deren Installation bundesweit anzubieten.

Vorbehalte gegen Windkraft reduzieren

Dass die Kundinnen und Kunden gewillt sind, auch bestehende Vorbehalte gegen Windräder in ihrer Nähe aufzugeben, würde man in Großbritannien aber auch schon in Deutschland sehen, wo man Onshore-Windräder betreibe, „also die, die angeblich niemand mag.“ Doch wenn man den Bezug von Strom aus Windkraft an Preisimpulse knüpfe, funktioniere das. „Kundinnen und Kunden mit einem Smart Meter, die in einem Umkreis von 100 Kilometern zu einem Windrad wohnen, werden an diesen Tarif angeschlossen. Ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit bekommen sie 20 Prozent Reduktion von ihren Stromkosten, dreht es sich schneller, können es bis zu 50 Prozent sein.“ Und das sei über das Dashboard auf der App ablesbar. Anhand dieser Information könne man dann „beispielsweise die Spülmaschine oder Waschmaschine anstellen – oder auch das E-Auto laden, weil ich dann besonders günstig Strom beziehe“.

Mit Blick auf den Wachstumskurs des Unternehmens in Deutschland will Gierull auch das „Zero Bills Home“ wie in Großbritannien auf den Markt bringen, also das rechnungslose Haus. Es sind Häuser, die sowohl mit PV-Anlage, Wärmepumpe, Speicher und Smart Meter ausgestattet sind. „Und dann übernimmt Quanten Flex, unser intelligentes Strommanagementsystem, die Stromeinspeisung und optimiert den gewählten Tarif so, dass für den Kunden innerhalb der nächsten fünf Jahren keine Energiekosten anfallen.“

Sich mit einer PV-Anlage und Speicher unabhängig zu machen vom Stromnetz, macht nicht nur unter Kostengesichtspunkten Sinn. Es befreit einen auch von der möglichen Sorge, von seinem Netzbetreiber nur noch eine gedrosselte Menge Strom zu erhalten, sollte es zu Belastungsspitzen kommen. In einem solchen Fall könnte die Leistung für Wärmepumpen und Wallboxen gedrosselt werden.

Diejenigen, die in einer Region mit einem starken Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen wohnen, können zudem hoffen, zukünftig von geringeren Netzentgelten zu profitieren. Die Bundesnetzagentur hat hierzu Anfang Dezember ein Eckpunktepapier zur Diskussion vorgestellt. Danach sollen die höheren Ausbaukosten auf alle Stromverbraucher in Deutschland umgelegt werden.

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