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Ducati Panigale V4R: Was seit dem WSBK-Debüt 2019 verbessert wurde

In diesem Jahr konnte Ducati erstmals seit den 1990ern wieder einen Titel in der Superbike-WM verteidigen. Alvaro Bautista stellte seinen zweiten WSBK-Titel in Folge sicher und trat damit in die Fußstapfen von Superbike-Legende Carl Fogarty.

Mit der Panigale V4R hatte Ducati in diesem Jahr zweifellos das beste Motorrad im Feld der Superbike-WM. Bereits bei ihrem Debüt in der Saison 2019 setzte sich die Panigale V4R ordentlich in Szene, war aber noch nicht so ausgewogen wie das 2023er-Modell.

Erst mit dem Update von 2022 zu 2023 konnte Ducati einige grundlegende Probleme beseitigen, die schlussendlich 28 von 36 möglichen Siegen ermöglichte. Es handelte sich um eine Evolution, die große Wirkung zeigte.

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Marco Zambenedetti

Marco Zambenedetti koordiniert das Werksprojekt von Ducati in der WSBK

Foto: Ducati

“Es ist nicht ein Teil, es geht viel mehr um das gesamte Paket des Motorrads. Man kann es mit einem Kuchen vergleichen. Es müssen alle Zutaten stimmen, damit er richtig gut wird”, kommentiert Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti.

Ducati 2019 vs. 2023: Optisch sehr ähnlich, aber …

Optisch teilt sich die 2023er-Version viele Gemeinsamkeiten mit dem 2019er-Modell. Unterscheiden lassen sich die beiden Modelle auf Grund der geänderten Auspuffführung und der neuen Winglets. Doch die wichtigsten Veränderungen erkennen nur die absoluten Ducati-Insider.

“Es gibt zwei Bereiche, die wir seit dem Debüt in der Saison 2019 verbessern konnten”, verrät Marco Zambenedetti im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com und nennt den ersten Punkt: “Wir haben sehr intensiv am Heck des Motorrads gearbeitet. Ich spreche von der Schwinge und der Umlenkung des Federbeins. Aber auch die Abstimmung spielt hier mit rein.”

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Schwinge Ducati Panigale V4R

Ducati entwickelte in Zusammenarbeit mit Pierobon verschiedene Schwingen für die WM-Version

“Wir konnten diesen Bereich deutlich verbessern. Über die Jahre machten wir einige spürbare Schritte. Das hat die Performance verbessert”, freut sich der Ducati-Ingenieur über die bessere Traktion der 2023er-Maschine.

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Alvaro Bautista

Die 2019er-Version verfügte über viel Leistung, diese war aber nicht so kontrollierbar

Foto: Motorsport Images

“Der zweite Punkt ist die Leistungsentfaltung des Motors”, erklärt Marco Zambenedetti und lobt die Entwicklung dank der neuen Serienversion: “Vor allem in diesem Jahr gelangen uns diesbezüglich große Fortschritte. Auf Grund der Regeln waren uns zuvor die Hände gebunden.”

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Ducati Panigale V4R

Die 2023er-Version der Ducati Panigale V4R trägt den Auspuff unter dem Heck

“Wir mussten das neue Homologationsmodell abwarten, um einige kleine, aber sehr wichtige Änderungen am Motorrad vorzunehmen. Damit konnten wir die Leistungsentfaltung des Motors verbessern”, schildert der Italiener.

Ducati vergrößerte das Arbeitsfenster und sammelte viele Daten

Aber nicht nur die bessere Hardware in den Bereichen Motor und Chassis half dabei, konstant gute Ergebnisse einzufahren. “Über die Jahre konnten wir unsere Basis-Abstimmung verfeinern, die wir zu Beginn eines Wochenendes verwenden”, erklärt Marco Zambenedetti.

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Alvaro Bautista nutzte die Erfahrungen aus dem Vorjahr

“Das Arbeitsfenster des Motorrads wurde vergrößert. Das gilt für alle Fahrer. Die Performance des Motorrads macht uns stolz”, bemerkt der Italiener und bedankt sich beim Superbike-Weltmeister: “Die Ergebnisse sind aber auch zu einem großen Teil auf Alvaros Fähigkeiten zurückzuführen.”

Alvaro Bautista und die Ducati Panigale V4R bilden in der Superbike-WM eine derart perfekte Verbindung, dass die Regeln in den zurückliegenden Monaten mehrfach nachjustiert wurden. Zuerst versuchten die WSBK-Verantwortlichen die Ducati mit Drehzahllimitierungen einzubremsen.

Doch diese Maßnahme führte nicht zum erhofften Erfolg. Ab der neuen Saison gibt es neue Rahmenbedingungen, die für eine bessere Balance im Feld sorgen sollen (Bautista ist mit den Änderungen nicht einverstanden).

Perfektes Zusammenspiel zwischen Fahrer und Motorrad

Die magische Verbindung zwischen Bautista und dem Ducati-V4-Superbike ist in der Geschichte des Motorrad-Rennsports etwas Besonderes. “Magie kann man nie richtig erklären (lacht; Anm. d. Red.)”, scherzt Marco Zambenedetti, der sich zusammen mit Bautista bereits vor vier Jahren auf WM-Kurs befand.

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Beeindruckend: Alvaro Bautista gewann in diesem Jahr 27 von 36 Rennen

Bautista spielte zu Saisonbeginn mit seinen Gegnern und feierte Siege in Serie. Doch dann kam der Rookie vom Kurs ab. Nach zwei enttäuschenden Jahren bei Honda kehrte er zu Ducati zurück. Der Rest ist Geschichte.

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WSBK 2019: Alvaro Bautista kam im Sommer vom Kurs ab

Foto: LAT

“Alvaro hat seine Fahrtechnik über die Jahre verfeinert. Zudem verfügt er über viel mehr Wissen, was die Reifen angeht”, stellt Marco Zambenedetti fest. “Sein Talent ist offensichtlich. Das sah man bereits zu Beginn seiner Karriere. Wir zweifelten nie an seinem Talent.”

“Mittlerweile hat er ein sehr gutes Verständnis für die Reifen und kann das Limit gut einschätzen. Es fällt ihm jetzt leichter, zusammen mit uns die richtige Abstimmung für das Motorrad zu finden”, vergleicht der Ducati-Ingenieur.

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Anders als 2019: Alvaro Bautista verfügt jetzt über die nötige Erfahrung

Die Saison im Vorjahr erleichterte die Arbeit der Ingenieure in der Box des Champions ungemein. “Dank der Saison 2022 hatten wir auf allen Strecken eine Art Basis-Abstimmung, die bereits zu 90 oder 95 Prozent perfekt war, während es im Vorjahr vielleicht 85 Prozent waren”, schildert Marco Zambenedetti.

Kam Scott Redding zur falschen Zeit zu Ducati?

Aber warum konnte Ducati in den ersten drei Jahren mit der Panigale V4R keinen Titel einfahren? Jonathan Rea zeigte in der Saison 2019 eine starke Aufholjagd und holte schlussendlich souverän seinen fünften Titel. Scott Redding scheiterte im darauffolgenden Jahr knapp und wurde in seiner zweiten Ducati-Saison nur noch WM-Dritter.

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Scott Redding

Scott Redding konnte Ducati nicht zum WM-Titel führen

“Scott war in der Saison 2020 nah dran”, erinnert sich Marco Zambenedetti. “Andererseits war es eine seltsame Saison auf Grund der Pandemie. Wir verfügen jetzt aber über viel mehr Wissen. Zudem ist das Motorrad besser geworden.”

“Es wäre für ihn mit dem jetzigen Motorrad sicher einfacher gewesen. Doch auch die anderen Hersteller konnten sich mit der Zeit steigern”, grübelt der Ducati-Technikkoordinator und fügt hinzu: “Die 2023er-Ducati ist ohne Zweifel besser als die Version aus der Saison 2020.”

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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