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China und Modelloffensive bremsen Porsches Gewinnwachstum

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ARCHIV: Porsche-Fahrzeuge auf der London EV Show in London, Großbritannien, 30. November 2023. REUTERS/Maja Smiejkowska/File Photo

Frankfurt (Reuters) – Anlaufkosten für neue Modelle und die schwache Nachfrage in China dämpfen in diesem Jahr beim Autobauer Porsche die Rendite.

Nach dem Margen-Rekod von 18 Prozent im vergangenen Jahr erwartet die VW-Konzernmarke bei allenfalls leichtem Umsatzwachstum auf bis zu 42 Milliarden Euro eine Rendite zwischen 15 und 17 Prozent. “Es wird ein anspruchsvolles Jahr, gleichzeitig agieren wir auf einem soliden Fundament”, sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Dienstag in Leipzig. Mit Neuheiten in vier der sechs Baureihen bringt der Sportwagenbauer so viele neue Modelle wie nie zuvor in einem Jahr auf den Markt. Neben Panamera, Taycan und Porsche 911 ist der rein elektrische Macan eine wichtige Premiere.

Das Lebensende der Vorgängermodelle und die mit hohen Ausgaben verbundene Markteinführung der neuen Produkte kostet viel Geld. Zugleich liegen die Investitionen sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit fünf Milliarden Euro im Jahr auf einem Rekordniveau und sollen erst ab 2026 sinken. Schwierig bleibt nach Einschätzung der Porsche-Manager außerdem die Lage in China. Dort war der Absatz des Autobauers 2023 um 15 Prozent gesunken. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, den dort tobenden Preiskampf nicht mitzumachen und das Angebot zu verringern, erklärte Blume. Die Immobilienkrise in China treffe wohlhabende Kunden und dämpfe deshalb auch die Luxusnachfrage. Die Situation wird sich nach Einschätzung von Finanzchef Lutz Meschke erst zur Jahreswende verbessern.

Analysten der Citi Bank und von Bernstein Research nannten den Ausblick enttäuschend. Es werde dauern, bis sich die Erneuerung des Angebots bezahlt mache. Mittelfristig stellt Porsche weiterhin eine Marge von 17 bis 19 Prozent in Aussicht, langfristig sollen es mehr als 20 Prozent sein. Die Aktie legte am Dienstag um über drei Prozent zu.- Auf Jahressicht kostet das Papier gut ein Prozent weniger, während der europäische Index für Automobilwerte Stoxx Europe 600 zehn Prozent zulegte und der direkte Konkurrent Ferrari 25 Prozent gewann.

LÄNGER VERBRENNER?

Im vergangenen Jahr verdiente der Sportwagenbauer bei einem Umsatzplus von knapp acht Prozent auf 40,5 Milliarden Euro operativ 7,3 Milliarden Euro. Die Marge betrug damit wie im Jahr davor 18 Prozent – “trotz Störungen der globalen Lieferketten, starker Inflation sowie außergewöhnlich hoher Investitionen.” Die Nachfrage sei hoch gewesen und die Kostenentwicklung im Zaum gehalten worden, erklärte Meschke. Der Absatz stieg um gut drei Prozent auf rund 320.000 Fahrzeuge, da der Rückgang in China vor allem in den USA mehr als ausgebügelt werden konnte.

Gut 40 Prozent des Konzernergebnisses sollen über Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden – für die Stammaktien werden 2,30 Euro vorgeschlagen, für Vorzugsaktien 2,31 Euro – Analysten hatten nach Daten von LSEG im Schnitt mit 2,41 Euro gerechnet. Mittelfristig wolle Porsche seinen Anteilseignern, in erster Linie dem Volkswagen-Konzern und dessen Eignerfamilien Porsche und Piech, 50 Prozent des Konzernergebnisses zugute kommen lassen. Aktienrückkäufe kämen bei einem niedrigen Streubesitz von nur 12,5 Prozent nicht in Frage. Nach dem finanziellen Übergangsjahr 2024 werde Porsche 2025 stärker zurückkommen, betonte der Finanzchef.

Wie andere Hersteller stellt sich auch Porsche darauf ein, dass sich das Elektroauto nicht so schnell durchsetzen könnte wie ursprünglich angenommen. Ab Mitte des Jahrzehnts sollten die Investitionen in Verbrennungsmodelle eigentlich sinken. Das ändert sich womöglich: “Falls sich das Verbrenner-Aus in Europa nach hinten verschieben sollte, sind wir flexibel aufgestellt, im Entwicklungsbereich nachzusteuern”, sagte Meschke. Die Nachhaltigkeitsziele von Porsche seien aber unverändert. Neben einem bis 2030 angestrebten Absatzanteil von reinen E-Autos von 80 Prozent gehört dazu die Investition in E-Fuels. Mit den Bestellungen für den elektrischen Macan, nach dem Taycan das zweite reine E-Auto der Stuttgarter, sei Porsche sehr zufrieden, sagte Blume. Es seien mehr als 10.000 Stück binnen vier Wochen. “Wir sind bisher überwältigt vom Auftragseingang.”

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter [email protected])

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