BYD Seal: Wer hat Angst vorm bösen . . . Seehund?
Ein Luxus, den die europäischen Marken nicht voraussetzen können. VW benötigte vier Jahre, um die Hartplastik-Tristesse im ID.3 gegen ein zeit- und preisgerechtes Ambiente zu tauschen. Allerdings kostet das Modell 47.990 Euro; 2000 Euro mehr als die um knapp 130 PS stärkere Variante der BYD-Limousine. Wer auf den ID.3-Tarif zwei Tausender drauflegt, bekommt den Allrad-Seal mit 530 PS, adaptivem Sportfahrwerk und tadelloser Performance. Auch der eher vergleichbare ID.7 wird den Abstand nur schwer verkürzen, die entsprechende Variante dürfte nicht unter 65.000 Euro zu haben sein.
In Wolfsburg, Stuttgart und München, aber auch Paris, Mailand und Rüsselsheim sollten die Alarmglocken schrillen. Am engsten dürfte es für die Kernmarke VW werden, da sie weder in die Luxus- noch in die Budget-Ecke hineinpasst – und damit die schlechtesten Karten im von China dominierten Spiel hat. Und was der Stellantis-Konzern soeben als zukunftsweisende E-Plattform präsentierte, ist in etwa das, was bei BYD unlängst ausgemustert wurde. Deren neue Eisenphosphat-Akkus sind leichter und kompakter und dazu brandsicher. Außerdem übernehmen sie wegen ihrer stabilen Wabenstruktur im Chassis eine statische Funktion – mit Vorteilen bei Gewicht und Verbrauch. Zudem kommt die Technik ohne die kritischen Bestandteile Mangan, Nickel und Kobalt aus und hat damit die bessere Umweltbilanz in der Herstellung.
2024 wird der BYD Seagull im Kleinwagensegment landen – mit unter 3,8 Metern Länge, 300 Kilometern Reichweite und zu einem Preis von voraussichtlich um die 17.000 Euro. Die BYD-Pipeline ist allerdings so dicht befüllt, dass die Modellflut nicht abreißen dürfte. Mit den Marken Omoda und Jaecoo aus dem Chery-Konzern setzen weitere große Player aus der Volksrepublik nach Europa über – und deren Portfolio ist mit Elektro- und Hybrid-Modellen noch breiter gefächert.