BYD gehört zu den grössten Elektrofahrzeugbauern der Welt. Nur kennt sie ausserhalb von China noch kaum jemand. Das soll sich in Europa nun ändern. Das Flaggschiff Seal ist cool, kann dazu aber wohl nicht viel beitragen.
- Alles andere als langweilig
- Build Your Dreams (Bau deine Träume) steht ausgeschrieben auf dem Kofferraumdeckel. Selbstbewusst!
- Der grosse Bildschirm in der Mittelkonsole lässt sich um 90 Grad drehen und wahlweise horizontal oder vertikal nutzen.
- Ein kurzer Eindruck muss reichen
- Bequeme Integralsitze im sehr luftigen und sehr blauen Interieur des BYD Seal.
- Schon erfolgreich unterwegs
- Das kompakte Crossover Dolphin sieht unkonventionell, aber gefällig aus. Die Namensgebung bei BYD ist, wie häufig bei chinesischen Marken, ungewöhnlich.
- Technische Daten BYD Seal
Am Selbstbewusstsein wird es kaum scheitern. Selten konnte an einer Pressekonferenz ein solch pathetischer Imagefilm beäugt werden. Darin nichts weniger zu sehen als die Botschaft: Wer BYD fährt, rettet die Welt. Vielmehr fehlt es den Chinesen vielleicht am Verständnis dafür, worauf Europäer Wert legen. «Es ist ein Lernprozess, für jeden Markt aufs Neue», so Pere Brugal, Head of Sales BYD Europe. Um zu verstehen, wie die Schweiz tickt, bleibt jedoch noch Zeit. Mit dem Markteintritt darf bei uns frühestens in einem Jahr gerechnet werden. Han, Tang und Atto 3, die drei bisherigen BYD-Europamodelle, fahren seit 2021 in einigen europäischen Ländern rum. In Deutschland startete BYD erst dieses Jahr. Der Ausbau aber erfolgt rasant. Schon hat man zwei neue Modelle in petto. Der Kompakte Dolphin und der Tesla-Model-3-Gegner Seal.
Alles andere als langweilig
Build Your Dreams (Bau deine Träume) steht ausgeschrieben auf dem Kofferraumdeckel. Selbstbewusst!
Der grosse Bildschirm in der Mittelkonsole lässt sich um 90 Grad drehen und wahlweise horizontal oder vertikal nutzen.
Trotzdem, und das ist bemerkenswert, gibt es noch viele echte Knöpfe. Sie sind zwar aus Plastik und passen deshalb nicht ins ansonsten auf den ersten Blick durchgängig hochwertige Erscheinungsbild, decken aber die während der Fahrt wichtigsten Funktionen ab. Bequeme Sportsitze mit sattem Seitenhalt sind Standard. Auch über zu wenig Platz kann sich keiner der Passagiere beschweren. Obwohl der Seal nur 4,8 Meter lang ist, bleibt dank des Radstands von 2920 Millimetern auch hinten viel Beinfreiheit und ein Kofferraumvolumen von 402 Litern. Das durchgängige Panoramadach sieht schick aus und schränkt die Kopffreiheit keinesfalls ein.
Ein kurzer Eindruck muss reichen
So weit, so gut. Mehr lässt sich leider nur erahnen und aus den anderen Modellen schliessen. Als einziges Schweizer Medium waren wir zur Fahrpräsentation mit dem Vorserienmodell des Seal eingeladen, die Vorfreude war dementsprechend gross. Wie der Name verrät, sollte es dabei eigentlich primär ums Fahren gehen. Leider aber kam genau das viel zu kurz, wir durften nur knapp zehn Minuten im Seal Platz nehmen. Dafür: eine Fahrt im Atto 3 und eine kurze Sitzprobe im Dolphin. Fest steht, dass BYD bei allen Modellen grossartige Arbeit in Sachen Raumausnutzung und Fahrwerksabstimmung geleistet hat.
Bequeme Integralsitze im sehr luftigen und sehr blauen Interieur des BYD Seal.
Schon erfolgreich unterwegs
Mehr liess sich wie erwähnt nicht erfahren, dafür war die Zeit mit dem Auto zu kurz. Blicken wir also noch kurz auf BYD – Build Your Dreams – selbst. Gegründet 1995 als Smartphoneakku-Hersteller, bauen die Chinesen seit 2003 auch Autos. Zunächst befasste man sich vor allem mit dem Nachbau ausländischer Modelle wie dem Toyota Corolla. Allerdings produzierte BYD ziemlich schnell die meisten Komponenten selbst.
Das kompakte Crossover Dolphin sieht unkonventionell, aber gefällig aus. Die Namensgebung bei BYD ist, wie häufig bei chinesischen Marken, ungewöhnlich.
Bekannt in Europa ist BYD bisher vor allem als grösster Lieferant von Elektrobussen. Erstes BYD-Auto in Europa war 2021 das SUV Tang in Norwegen. Letztes Jahr stellte BYD die Produktion von Verbrennungsmotoren komplett ein. Aktuell sind fünf E-Modelle für Europa vorgesehen, die zumindest auf dem Papier alle durchaus Erfolgspotenzial haben. Wenn BYD dann auf die europäischen Eigen- und Gegebenheiten eingeht. Dazu gehört eben auch, das Fahren bei einer Fahrpräsentation ins Zentrum zu stellen.
Dem Model-3-Konkurrenten Seal gelingt die Balance zwischen seriös und auffallend. Passen tut er hierher, aber er wird es schwer haben. Der Limo-Markt ist ausgetrocknet und das Image von China bekanntlich nicht das Beste.
Technische Daten BYD Seal
Permanenterregte Synchronmotoren, Leistung: 230 kW/313 PS (RWD), 390 kW/530 PS (AWD), Drehmoment: k. A., Eingang-Reduktionsgetriebe, Hinterrad-/Allradantrieb, 0–100 km/h: 5,9 s (RWD), 3,8 s (AWD), Spitze: 180 km/h, LFP-Batterie: 82,0 kWh, Reichweite (WLTP): 520 km (RWD), 570 km (AWD), Norm: k.A., 0 g/km CO2, Energieeffizienz: k. A., Ladeleistung: 11 kW (AC), 150 kW (DC), Ladezeit (30–80 %): 26 min, L/B/H: 4800/1875/1460 mm, Radstand: 2920 mm, Leergewicht: k. A., Zuladung: k. A., Ladevolumen: v. + h. 53 + 402 l, Preis: k. A., CH-Marktstart offen.
Text: Cédric Heer
Bilder: BYD