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BYD Seal: Der nächste chinesische Raumgleiter

Der BYD Seal überzeugt mit viel Platz und einem effizienten Antrieb. Schwächen zeigt die Elektro-Limousine an anderen Stellen.

Es muss nicht immer ein rundgelutschtes Nimm-2-Bonbon sein, um bei der Aerodynamik vorne mitzuspielen. Der BYD Seal hat eine cW-Wert von 0,219 und reiht sich damit zwischen dem Hyundai Ioniq 6 (0,21) und dem VW ID.7 (0,23) ein. Aber der BYD Seal zeigt auch Kante und damit ein ansehnliches Profil. Ganz ohne aerodynamische Hilfsmittel wie den kleinen Heckspoiler, die Luftleitelemente an den Seitenschwellern oder die versenkbaren Türgriffe geht es natürlich nicht. Dass die Mittelklassen-Limousine mit einer Höhe von 1,46 Metern ziemlich flach daherkommt, hilft natürlich auch. Das Gute daran ist, dass man im Fond ganz entspannt sitzen kann und auch bei einer Körpergröße von 1,85 Metern einem der Himmel nicht auf dem Kopf fällt.

Akku ist Teil der Fahrzeugstruktur

Ein Grund für diese gute Raumökonomie ist das, was BYD „Cell-to-Body-Technologie“ nennt. Also das Integrieren der lediglich elf Zentimeter hohen Batterie in die Fahrzeugstruktur. Andere Hersteller nutzen das gleiche Prinzip, dessen Vorteil unter anderem eine steifere Karosserie ist. Dass die hauseigenen Blade-Akkus keine sperrigen Klötze sind, hilft natürlich beim Schnüren des Fahrzeugpakets. Auch die Sicherheit soll davon profitieren. BYD will mit dem Seal ein Fünf-Sterne-NCAP-Ergebnis erreichen.

byd seal: der nächste chinesische raumgleiter

Windspiel Der BYD Seal hat eine cW-Wert von 0,219 und reiht sich damit zwischen Hyundai Ioniq 6 (0,21) und VW ID.7 (0,23) ein.

Der BYD Seal ist die erste D-Segment-Limousine des chinesischen Autobauers, die auf der neuen e-Platform 3.0 basiert. Hier ist nicht nur der Akku in den Body integriert. Eine Besonderheit ist auch der 8-in-1-Antriebstrang: Motor samt Steuerung, Getriebe, Gleichstromwandler, das Batteriemanagementsystem und der Onboardlader sind hier zu einer Einheit zusammengefasst. Das spart Platz und steigert laut BYD auch die Effizienz des Antriebs. So soll der allradgetriebene Seal Excellence mit einer Ladung seiner 82,5 kWh fassenden Batterie bis zu 520 Kilometer weit kommen.

Laden mit maximal 150 kW

Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 19,2 kWh/100 km, obwohl wir durchaus flott und auf Autobahnen unterwegs waren. Beim Laden ist der Seal nicht unbedingt Spitzenklasse: Die Akkus sollen in 26 Minuten von 30 auf 80 Prozent gefüllt sein. Ist die Batterie nur noch zu zehn Prozent gefüllt, dürfte die Ladezeit etwa 45 Minuten dauern. Der Onboardlader ermöglicht bei Wechselstrom maximal 11 kW, beim Gleichstrom-Schnellladen 150 kW. Da haben der VW ID.7 und der Hyundai Ioniq 6 deutlich mehr zu bieten.

Insgesamt bietet der BYD Seal vier Fahrmodi: Schnee, Eco, Normal und Sport. Die Spreizung zwischen den drei letztgenannten Programmen ist spürbar. In Eco steht die Effizienz im Vordergrund. Der Seal hält sich spürbar zurück und zügelt die Kraftentfaltung. Comfort ist ein Kompromiss aus Dynamik und Alltagsfahrten. Dennoch ist die 2.185 Kilogramm schwere Limousine auch in dieser Einstellung auf Gaspedal-Wunsch flotter unterwegs als die meisten anderen Fahrzeuge.

In 3,8 Sekunden auf Tempo 100

Bei Sport geht es richtig zur Sache. Dann spielt der Seal seine ganze Kraft aus, prügelt dem Fahrer beim Kick-down vehement ins Kreuz und erreicht aus dem Stand nach 3,8 Sekunden die 100 km/h Marke. Bei 180 km/h ist der Sturm und Drang vorbei. Angenehm ist, wie leise es dabei im Innenraum zugeht.

byd seal: der nächste chinesische raumgleiter

Joystick Der Fahrschalter ist klein geraten, genügt den Aufgaben aber voll und ganz. Startknopf und Parktaste sitzen direkt davor.

Das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorne, einer Fünflenker-Hinterachse sowie den frequenzselektiven Dämpfern macht seine Sache im Großen und Ganzen ordentlich. „Wir haben die sportliche chinesische Abstimmung als Basis für das europäische Set-up genommen“, erklärt BYDs Europa-Technikchef Weijie Zhang.

Alles andere als ein Billigheimer

Ganz harmonisch ist die Abstimmung aber nicht. Bei längeren Wellen wippt die Karosserie nach, während das Fahrwerk Querfugen oder kleine Schlaglöcher nicht ganz so souverän verarbeitet. Der Allradantrieb beschert dem Seal ausreichend Traktion, kann aber die Untersteuerneigung nicht ganz kaschieren. Bei der Lenkung müssen die BYD-Techniker nachbessern. Die Steuerung fühlt sich teigig-synthetisch an, leitet die Informationen über Traktion sowie Fahrbahnzustand nur unzureichend an den Fahrer weiter und gaukelt selbst in der Komfort-Einstellung durch hohe Rückstellkräfte Sportlichkeit vor.

byd seal: der nächste chinesische raumgleiter

Kennst Du einen, kennst Du alle Der 15,6-Zoll große Touchscreen ist die Kommandozentrale der Unterhaltungsabteilung. Auf Knopfdruck lässt er sich in die Horizontale drehen. Der Chinese liebt solche Spielereien. Fotos: BYD

Das Infotainment gefällt uns dagegen. Der 15,6-Zoll große drehbare Touchscreen ist die Kommandozentrale der Unterhaltungsabteilung, deren Menüs ohne großes grafisches Tamtam auskommen. So findet man sich schnell zurecht, um zum Beispiel den bimmelnden Spurhalteassistenten zu deaktivieren, der zudem nachdrücklich eingreift und am Lenkrad zupft. Auch die englische Sprachbedienung funktioniert ziemlich gut. Die Smartphones von Fahrer und Beifahrer laden induktiv in der Mittelkonsole.

Im November steht der Seal beim Händler, nächstes Jahr kommt eine Komfort-Version mit einer 61-kWh-Batterie. Über den Preis der Excellence-Version schweigt sich BYD noch aus. Es dürften aber mehr als 50.000 Euro werden.

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