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Audi RS 4 Avant edition 25 years im Test: Happy Birthday?

Mehr Dampf, das bisher schärfste Fahrwerk und ein deftiges Preisschild. Lohnt der stärkste RS 4 aller Zeiten?

audi rs 4 avant edition 25 years im test: happy birthday?

Wenn Sie sich die Galerie zu diesem Testbericht ansehen, dann erblicken Sie dort Mengen an absolut hinreißender Gelbheit. Ja natürlich dreht auch der so böse dreinblickende aktuelle RS 4 gewaltig am inneren „Ich will“-Regler. Aber zumindest für den Autor dieser Zeilen geht nichts (und damit meine ich im großen weiten Auto-Kosmos wirklich sehr sehr wenig) über den Urvater, den Big Daddy Boost, den ersten RS4 Avant, den wunderbaren B5.

Junge Junge, da krieg ich gleich wieder Hühnerpelle auf dem Arm. Schöner kannst du einen Kombi eigentlich kaum bauen. Und das ist jetzt – glauben Sie es oder nicht – tatsächlich schon wieder 25 Jahre her. Marketing- und Produktstrategen wissen: Diesen Sondermodell-Elfmeter musst du nur noch ins leere Tor schieben. Vor allen Dingen, wenn sich dein Nach-Nach-Nachfolger, damit meine ich den RS 4 Avant B9 links im Bild, schon mit eineinhalb Beinen im wohlverdienten Ruhestand befindet.

Es kam also, was kommen musste: Ein RS 4 Avant edition 25 years. Wir durften bereits fahren und sagen Ihnen, ob der Kauf dieser, nun ja, nicht so ganz günstigen Sonderedition lohnt.

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Exterieur/Interieur | Fahrbericht | Wissenswertes | Fazit

Was ist das?

Vier, fünf Monate hat er noch, der letzte RS 4 Avant ohne Elektrifizierung. Ach was: Der letzte RS 4 überhaupt. Da fließen erst ein paar Tränen und dann kommt irgendwann ein RS 5 Avant (der nächste A4 wird ein A5). Und der kommt als Plug-in-Hybrid. Da weiß man ja auch noch nicht, wie das so wird. Höchste Zeit also für eine standesgemäße Abschiedsparty. Wo nochmal alles erlaubt ist, was Spaß macht. Und in diesem Fall sogar noch ein bisschen mehr als das.

Schnelle Daten  Audi RS 4 Avant edition 25 years
Motor Biturbo-V6; 2.
Getriebe 8-Gang-Automatik
Antrieb Allradantrieb
Leistung 346 kW (470 PS) bei 5.900-6.500 U/min
Drehmoment 600 Nm bei 2.000-5.000 U/min
Basispreis 142.905 Euro

Der neue „edition 25 years“ ist im Prinzip ein RS 4 Avant mit Competition Plus-Paket, der sich zum Vergnügen aller Beteiligten noch ein paar Happy Pills eingeworfen hat. Also nicht nur wegen dem sehr gelben Gelb, sondern auch technisch. Das ist schon mal sehr vielversprechend, denn wie wir bereits im letzten Jahr herausfinden konnten, ist der Competition Plus ein sehr sehr guter RS 4. Vermutlich der beste seit dem seligen B7.

Das mit KW entwickelte Gewindefahrwerk wird vom Plus genauso übernommen wie die spaßigere weil hecklastigere Attitüde des Sportdifferenzials, das entspanntere ESP, die aggressivere Getriebeabstufung, das Weniger an Dämmung, die hörbar renitentere Sport-Abgasanlage und die Rennstrecken-tauglicheren Pirelli PZero Corsa-Gummis.

Um den erschreckend hohen Preis von 142.905 Euro zu rechtfertigen, muss Audi Sport die Schmankerl-Kiste aber noch ein gutes Stück weiter aufklappen und das tut man auch. Der 2,9-Liter-Biturbo-V6 wurde zum Grande Finale nochmal in die Beinpresse gesteckt und darf jetzt 470 PS (+20) bei gleichbleibenden 600 Nm Drehmoment. Das macht den neuen Gelbling zum stärksten Serien-RS 4 überhaupt. Erzielt wird die Mehrleistung durch Spielerei an Ladedruck und Drehzahl. Der „25“ dreht ein bisschen höher, erzielt seine Spitzenleistung nicht mehr bei 5.700 Touren, sondern zwischen 5.900 und 6.500.

Erwähnenswert darüber hinaus: Ziemlich abgefahrene zwei Grad Negativsturz plus steifere Querlenkerlager an der Vorderachse und ein hinterer Hilfsrahmen, der nun starr mit der Karosserie verschraubt ist. Das alles ruft erstaunlich laut „Motorsport“ und deswegen spendieren die Vier Ringe zusätzlich einen Satz verflucht gut aussehender Leichtbau-Felgen inklusive klebriger Pirelli PZero Trofeo RS-Semislicks. Das Auto kommt also 8-fach bereift. Ist ja auch gut für den Wiederverkauf.

Ebenfalls serienmäßig ist die Keramikbremse. Irgendwo muss der fiese Preis ja herkommen. Nicht serienmäßig, aber dringend aus Gründen absoluter Sexyness zu empfehlen ist das Alcantara-Lenkrad für etwas gemeine 2.270 Euro.

Neben dem fantastischen Imolagelb vom RS4 Sport aus dem Jahr 2001 wird der 25er auch in Mythosschwarz oder Nardograu lackiert. Aber natürlich wollen Sie (hoffentlich) das Gelb. 250 Stück wird es geben. Vermutlich ist Beeilung angesagt.

Exterieur/Interieur

Hier können wir uns relativ kurz halten. Nach inzwischen knapp sechseinhalb Jahren Bauzeit weiß man, was man beim RS 4 bekommt. Im Falle der edition 25 years sind alle möglichen Anbauteile entweder aus Carbon oder glanzschwarz lackiert. Außerdem gibt es einen schicken Schriftzug im hintersten Seitenfenster und die Dachreling fällt weg. Und: Die glanzgefrästen 20-Zöller haben eine Einpresstiefe von 18 anstatt 22. Bedeutet: Sie kommen vier Millimeter weiter nach außen und füllen so das Radhaus dieses kleine bisschen schöner aus.

Innen erspähen wir – völlig überraschend – jede Menge Gelb. Und das übrigens unabhängig von der Außenfarbe. RS-Nerds freuen sich über serienmäßige Carbon-Schalensitze mit erstmalig gelber Steppung, eine X/250-Plakette auf der Mittelkonsole, einen guten Schuss Mattcarbon sowie Fußmatten im Oldschool-Look mit komplett gelbem RS 4-Logo (was es so wohl auch noch nicht gab). Außerdem können Sie sich im MMI auf Wunsch weiße “Zifferblätter” für die Digi-Instrumente einstellen. Das wiederum ist eine Hommage an den Vorläufer des ersten RS 4 – ganz genau, den Avant RS2 von 1994.

Abmessungen Audi RS 4 Avant edition 25 years
Länge x Breite x Höhe 4.782 x 1.866 x 1.438 mm
Radstand 2.826 mm
Kofferraumvolumen 495 – 1.495 Liter
Leergewicht ca. 1.780 kg
Zuladung 600 kg
Anhängelast ähm … nein!

Fahrbericht

Teile des Asphalts Richtung Bergstraßen um das südspanische Malaga sind ganz offensichtlich schmieriger als ein Europa-Wahlkampf. Denn so ziemlich das erste, was ich beim Fahren des neuen Super-RS 4 mitbekomme, ist, wie mir völlig aus dem Nichts das Heck ausschert. Und zwar deftig. Ich denke kurz: jetzt meinen sie es in Ingolstadt aber ein bisschen arg gut mit dem Fahrspaß. Machen der knackige Sturz und die hecklastigere Abstimmung aus diesem Avant plötzlich einen unfahrbaren Halodri?

Nein, natürlich nicht. Es war wirklich nur der – aus welchen Gründen auch immer – spiegelglatte Teer. Und vielleicht hatten die PZero Corsas in aller Früh auch noch ein bisschen Schlaf in den Augen. Im weiteren Verlauf der Bergtour zeigt sich der edition 25 years als das, was man sich von einem Sport-Audi erwartet – ein sauschnelles Grip-Urviech. Wenn auch eins, das inzwischen deutlich mehr drauf hat, als “nur” beschleunigen und kleben.

Beim RS 4 mit Competition Plus-Paket (unbedingt empfehlenswert, wenn Sie noch einen bestellen) zeigte sich ja schon das neue Handling-Selbstverständnis der Audi-RS-Truppe. Und unser gelber Freund macht genau da weiter. Wenn auch noch ein bisschen knackiger und mit mehr Zug beim Einlenken aufgrund der schärferen Vorderachs-Geometrie.

Wobei die Lenkung insgesamt ein sehr guter und angenehmer Kompromiss ist. Extrem natürlich und gut gewichtet (die drei möglichen Einstellungen unterscheiden sich nicht soo stark), aber kein zappeliges Nervenbündel. Auf der Strecke ist das top, auf engen Bergstraßen wäre sogar noch etwas mehr Lebendigkeit und Direktheit okay. 

Das Auto fährt sehr neutral, wirkt aber wach und motiviert. Mit merkbarem Eindreh-Impuls zieht das Auto schön direkt angebunden Richtung Kurvenscheitel. Das Gewindefahrwerk spürt man deutlich. Es posaunt wesentlich mehr Sport-Flair raus als man das von einem normalen RS 4 kennt. Und natürlich federt es auch herzhafter, aber richtig unangenehm wird es eigentlich nicht.

Gute Arbeit kann auch bei der Abstimmung des Antriebs attestiert werden. Dass Sie – selbst als RS 4-Insider – die 20-Mehr-PS merken werden, wage ich jetzt mal zu bezweifeln, aber das ist relativ egal, denn an Bumms mangelte es nie. Interessant ist auch die Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodi. Denn in den Alltags-Fahrstufen zeigt sich der 25-Jahre-Feierwagen als äußert manierliche Type, die es auf Wunsch auch relaxt angeht.

Fahrleistungen Audi RS 4 Avant edition 25 years
0-100 km/h 3,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 300 km/h
Verbrauch WLTP-Verbrauch: 9,9 Liter
CO2-Emissionen 225 g/km CO2

Dreht man aber die richtigen Knöpfe auf Eskalation, dann wird auch eskaliert. Und zwar sowas von. Hier zeigt sich, dass durchaus mit Erfolg am Aggressionspotenzial von Motor und Getriebe gefeilt wurde. Der Speed und die Heftigkeit, mit der in diesem RS 4 Gasbefehle umgesetzt werden, sind spürbar intensiver als bisher. Das fetzt gewaltig. Sowohl, was die Reaktionszeiten, als auch, was die Intensität des Vortriebs betrifft.  

Klanglich geht, es wurde ja Dämmung entfernt, ebenfalls mehr als beim “Standard”-RS 4. Da hat man dem Zwoneuner-V6 schon eine recht kernige Tonleiter eingebläut. Aber auch hier gilt: Alles im Rahmen, auch wenn man die Abgasklappen freidrehen lässt.

Wissenswertes

Kein Bock auf Kombi, aber mehr Dampf? Auch der RS 5 bekommt mehr Leistung: Dafür hat man die sogenannte Audi RS 5 Sportback performance edition aufgelegt, die ebenfalls 470 PS und ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmetern in die Waagschale wirft. Die Fahrleistungen sind die gleichen wie beim 25-Jahre-RS 4.

Audi RS 5 Sportback performance edition

Zudem kommt auch er serienmäßig mit dem RS‑Sportfahrwerk pro inklusive Dynamiklenkung und dem optimierten Torsendifferenzial. Der Startpreis beträgt hier 128.410 Euro.

Fazit: 8,5/10

Auch die ultimative Ausbaustufe des Audi RS 4 Avant ist nicht so wild und hat weniger Hummeln im Hintern als ein BMW M3 Touring. Dafür ist sie im Alltag (trotz Gewindefahrwerk) das entspanntere, angenehmere Auto. 

Aber eins sollte klar sein: Der RS 4 hat sich mit den neuen Fahrdynamik-Optionen zu einem ernstzunehmenden Sportgerät und Fahrspaß-Garanten entwickelt. Die 25-Jahre-Sonderedition bietet alle diese Optionen und noch ein bisschen mehr. Ein fantastisches, sehr begehrenswertes Auto und ein würdiger Abschluss der aktuellen Baureihe. Der Preis ist natürlich ein wenig Banane (das passt ja dann wieder zur Erscheinung), aber dass dieser RS 4 Sammlerwert entwickelt, ist nicht unwahrscheinlich. 

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