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Argo AI: Das Comeback von Bryan Salesky und Peter Rander nach ihrem Desaster mit Volkswagen

Volkswagen und Ford setzten Milliarden auf sie, am Ende blieb ein Scherbenhaufen. Jetzt wagen Bryan Salesky und Peter Rander, die Gründer von Argo AI, einen Neustart. Der Traum vom autonomen Fahren ist für sie noch nicht ausgeträumt.

argo ai: das comeback von bryan salesky und peter rander nach ihrem desaster mit volkswagen

Argo AI: Das Comeback von Bryan Salesky und Peter Rander nach ihrem Desaster mit Volkswagen

Sein Start-up Argo AI war eines der vielversprechendsten Unternehmen, das sich an der Technik für Robocars versuchte. Für gleich zwei Autokonzerne sollte Softwaregenie Bryan Salesky (43) die Technik für autonomes Fahren entwickeln, Volkswagen und Ford beteiligten sich mit jeweils 40 Prozent an Argo AI. Doch die Milliardenwette verloren die Autobauer – zu teuer, zu langsam ging es bei ihrem Traum vom Roboauto voran. Im vergangenen Oktober stiegen sie aus. Salesky und sein Mitgründer Peter Rander waren gescheitert, es war das Ende von Argo AI. Jetzt arbeiten Salesky und Rander an ihrem Comeback.

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Robotrucks im Visier

Mit einem neuen Start-up, das die Technik für autonomes Fahren entwickelt, wagen die beiden US-Amerikaner ihren Neustart im Markt für Robofahrzeuge. Wieder einmal setzen Salesky, der bei Google die Entwicklung des ersten selbstfahrenden Autos namens Firefly leitete, und Rander, früher verantwortlich für Ubers Robo-Einheit, also auf selbstfahrende Fahrzeuge. Etwas anders als bei Argo AI ist jedoch der Anwendungsbereich: Das noch namenlose Unternehmen könnte sich neben Fahrdienste wie bei Argo diesmal auch auf Transporte mit Lastkraftwagen spezialisieren, wie die Agentur Bloomberg von Insidern erfuhr. Argo AI hatte dagegen vor allem die Technik für Fahrdienste und Lieferwagen entwickelt.

Die Rede ist von einem vollwertigen Unternehmen für autonomes Fahren. Zwischen 40 und 50 Mitarbeiter soll die Firma mit Sitz in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania bereits beschäftigen. Dort war zuvor auch Argo AI beheimatet. Ebenfalls in Pittsburgh angesiedelt ist Fords Tochtergesellschaft für teilautonomes Fahren Latitude AI. Zu Saleskys neuem Team gehört auch Brett Browning, ehemaliger Chief Technology Officer bei Argo AI.

Autobauer und Amazon halten sich fern

Unklar ist bislang, welche Geldgeber hinter Saleskys und Randers Vorhaben stecken. Insidern zufolge investiert eine Firma in das Start-up, bei der es sich weder um einen Autobauer noch um den Techkonzern Amazon handelt. Der Online-Handelsriese rettete Argo AI vergangenes Jahr beinahe. Doch damals verhinderte Volkswagen einen Einstieg von Amazon, Wolfsburg wollte die Kontrolle über das Robocar-Start-up behalten. Später kam der Crash. Die drohende Rezession brachte nahezu die gesamte Techbranche ins Schlittern. Als Ford sich aus der Finanzierung von Argo zurückzog, entschied sich auch Volkswagen den Stecker zu ziehen. Saleskys Firma mit 2.000 Mitarbeitern stand vor dem Aus.

Mit ihrer Neugründung jetzt überrascht Salesky gleich auf mehreren Ebenen: zum einen aufgrund des Marktumfelds, zum anderen beim Timing.

Neue Geldgeber schwimmen gegen den Strom

Seine neuen Geldgeber schwimmen gegen den Strom. Sie pumpen Geld in eine Technologie, bei der viele andere Investoren ihr Investment momentan eher zurückziehen. Nach dem Flop von Argo AI ist die Skepsis in der Branche groß, dass das Geschäft mit autonomen Fahren jemals profitabel werden könnte. Mehr als 70 Milliarden Dollar sind nach Berechnungen der Beratungsfirma McKinsey zuletzt in dessen Entwicklung geflossen.

Der gesamte Kapitaleinsatz könnte bald verbrannt sein, fürchten Autohersteller und Investoren. Marktführer Cruise, an dem Autobauer GM mehrheitlich beteiligt ist, verbrannte allein 2022 gut zwei Milliarden Dollar. So flohen einige in den vergangenen Monaten aus Aktien von Rivalen wie Aurora, deren Kurs binnen sechs Monaten rund die Hälfte an Wert verloren hat.

Auch der Zeitpunkt lässt aufhorchen. Sollte es sich tatsächlich um ein vollwertiges Start-up handeln, das die gesamte Technik für selbstfahrende Lastkraftwagen und Fahrdienste entwickelt, scheint der Einstieg fast zu spät. Konkurrent Aurora stieg bereits vor sechs Jahren in den Markt ein und dürfte Salesky weit voraus sein.

Mehr Potenzial bei schweren Trucks als bei Taxis

Weniger überraschend ist dagegen, dass Salesky bei seinem neuen Unternehmen auf Lastwagen setzt. Damit folgt er den Wettbewerbern Aurora und Waymo, eine Tochter von Google-Mutter Alphabet, die sich ebenfalls in Richtung der Logistik orientieren. Waymos Einheit Via ist auf den Frachtverkehr spezialisiert. Aurora-Chef Chris Urmson (47), der einst Googles Robotaxientwicklung leitete, konzentriert sich vorerst ganz auf den Lkw-Markt.

Der Grund: das Geschäft den selbstfahrenden Lastern rechnet sich mehr als das reine Taxi-Geschäft. Es darf nicht nur mehr kosten angesichts der höheren Ersparnis, sondern verspricht auch deutliche höhere Umsätze – das 20-Fache des Taxigeschäfts, wie Urmson kürzlich im Gespräch mit dem manager magazin erklärte.

Die selbstfahrenden Lkw versprechen zudem einen schnelleren Weg zur Marktreife, weil sie einfacher zu entwickeln sind. Schließlich fahren sie größtenteils mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn, wo keine Fußgänger in die Quere kommen.

Doch auch die Entwicklung der Robotrucks birgt noch viele Probleme und verschlingt viel Geld. So braucht etwa Aurora-Chef Urmson neues Kapital und erwägt einen Verkauf oder Stellenstreichungen, um die Entwicklung vorantreiben zu können. Waymo hat in diesem Jahr bereits in zwei Runden über 200 Mitarbeiter und damit 8 Prozent der Belegschaft entlassen, nachdem Investor Christopher Hohn (56), Chef des mächtigen Hedgefonds TCI, von Alphabet-Chef Sundar Pichai (50) drastische Kürzungen forderte.

Im Robotaxi-Geschäft konzentriert der Markt durch die Konsolidierung nur noch auf eine wenige Akteure. Neben Waymo sind das im Wesentlichen noch Cruise und Zoox, ein Robotaxi-Start-up, das Amazon 2020 übernommen hat.

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