Die E-Fuels-Anlage von Porsche in Chile
Um klimaneutrale E-Fuels-Autos wird seit Jahren erbittert gestritten. Viele Automanager sehen sie als Chance, um Verbrennermodelle auch dann noch verkaufen zu können, wenn der Straßenverkehr komplett ohne Schadstoffe auskommen soll. Umweltverbände wie Greenpeace geißeln die Technik dagegen als ineffizient. Volkswagen -Chef Oliver Blume, seit jeher Verfechter der synthetischen, mit erneuerbarer Energie produzierten Kraftstoffe, legt in der Debatte jetzt nach. Man müsse E-Fuels „als eine tragfähige Technologie verstehen, die sinnvoll ist“, sagte er am Donnerstagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Gerade in Europa sei zuletzt vieles „zerredet“ worden – „auch aus mangelnder Fachkenntnis“.
Dass die Produktionstechnik reif für große Mengen sei, zeige ein Projekt der VW-Tochtergesellschaft Porsche , die Blume parallel zu seinem Posten in Wolfsburg führt. Die E-Fuels-Anlage in Chile soll ihren Ausstoß schnell steigern; von derzeit 130.000 Litern im Jahr auf 55 Millionen Liter im Jahr 2025 und 550 Millionen Liter 2026.
Blume: Zukunft gehört grundsätzlich dem Elektroantrieb
Nach aktuellem Stand sollen Autos in der EU vom Jahr 2035 an kein CO2 mehr ausstoßen, was einem Verbrennerverbot gleichkommt. E-Fuels werden mittels elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt. Ihr Einsatz soll klimaneutral sein. Aber noch gibt es in der EU keine Einigung darüber, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch über das Jahr 2035 hinaus zuzulassen, wenn sie allein mit E-Fuels betrieben werden. Blume fordert, dass es „zu einer klaren Gesetzeslage kommt“. Es gehe nicht nur um den Verkauf von Neufahrzeugen, sondern vor allem um den Bestand von Verbrennern auf den Straßen. Auch der könne schnell klimafreundlicher werden, wenn E-Fuels den fossilen Kraftstoffen beigemischt würden, wie es schon heute in der Luftfahrt der Fall sei.
Vergleich mit dem Aufbau des Tankstellennetzes
Derzeit verkaufen sich Elektroautos nicht wie erhofft, auch weil das Ladenetz nicht engmaschig genug ist. In Städten wie Berlin gebe es viel zu wenig Ladesäulen, bemängelt Blume. Die Probleme mit der Infrastruktur seien aber kein Grund, um den E-Antrieb per se zu bezweifeln. „Das ist eine Entwicklung, die beim Verbrennungsmotor ganz genauso gewesen ist“, sagt er – und schlägt dann einen historischen Bogen in die Frühphase des Automobils. Damals sei Benzin von Apotheken verkauft worden. „Und dann hat sich nach und nach ein Tankstellennetz gebildet, über einen sehr langen Zeitraum.“ Genauso werde es mit dem E-Ladenetz laufen, allein schon weil der Anreiz für Tankstellenbetreiber groß sei, in die Technik zu investieren. Im Schnitt sei ihr Umsatz damit doppelt so hoch wie mit der klassischen Zapfsäule.
Gleichzeitig sollen Elektroautos billiger werden. VW will Modelle um 25.000 Euro auf den Markt bringen und arbeitet auch an einem Kleinwagen für 20.000 Euro. Gerüchten zufolge loten die Wolfsburger dafür auch eine Partnerschaft mit Renault aus. Nur so viel will Blume sagen: „Wir prüfen verschiedene Ansätze, und eine Partnerlösung könnte auch infrage kommen“, weil gerade im niedrigpreisigen Segment die Kosten und möglichst hohe Stückzahlen entscheidend seien. Wichtig seien auch Kaufanreize, also Fördergeld für Autokäufer, das die Bundesregierung gerade erst gestrichen hat. Blume plädiert dafür, es für bestimmte Fahrzeuge wieder einzuführen.