Konzernchef Jim Farley hatte den Verkauf vollelektrischer SUVs gepusht. Doch die E-Offensive wurde zu einem Milliardendesaster. Nun setzt er auf kleinere Modelle – und Hybridantriebe.
Nach Milliardenverlusten im ersten Halbjahr ändert der US-Autobauer Ford seine Strategie für Elektrofahrzeuge. Konzernchef Jim Farley (62) will sich statt auf elektrische Groß-SUV nun auf die Herstellung von zwei neuen elektrischen Pickups und einem neuen Transporter konzentrieren. Nach Angaben des Unternehmens sollen die Fahrzeuge weniger kosten, eine größere Reichweite haben und bereits ein Jahr nach ihrer Markteinführung vor Steuern rentabel sein.
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Nun passt Farley die Modellstrategie an und setzt zunehmend nicht mehr auf vollelektrische, sondern auf Hybridantriebe. So sollen große SUVs mit drei Sitzreihen künftig nicht mehr rein elektrisch unterwegs sein, da die Batteriekosten zu hoch und die Reichweite zu gering ist. Hybride, so das Unternehmen, hätten eine ähnliche Rentabilität wie Benziner, die Ford weiterhin bauen wird. Insgesamt werden die Investitionen in Elektrofahrzeuge gekürzt: Statt 40 sollen künftig nur noch 30 Prozent des jährlichen Budgets für deren Entwicklung verwendet werden.
Der Nachfolger des F-150 Lightning, entwickelt unter dem Projektnamen T3 und zuletzt schon verschoben, verzögert sich weiter. Er soll nun erst in der zweiten Hälfte 2027 auf den Markt kommen. Vorher will das Unternehmen bis 2026 einen nicht näher spezifizierten Transporter auf den Markt bringen, der in einem Montagewerk westlich von Cleveland produziert werden soll. Die beiden neuen Pickup-Modelle sollen 2027 auf den Markt kommen. Sie basieren zum Teil auf einer Plattform, die von einem kleinen Team in Kalifornien entwickelt wird. „Diese Elektrofahrzeuge werden kostengünstiger sein“, erklärte Farley.
400 Millionen Dollar Abschreibungen
Als Begründung für den Schwenk erklärte das Unternehmen, dass sich der globale Markt für Elektroautos schnell verändere und dass es sich weiterentwickeln müsse, um mit chinesischen Autoherstellern konkurrieren zu können, die niedrigere Produktions- und Entwicklungskosten haben. Gleichzeitig seien die derzeitigen Käuferinnen und Käufer kostenbewusster als die frühen Anwender, und die Konkurrenz steige. „Diese Dynamik unterstreicht die Notwendigkeit einer global wettbewerbsfähigen Kostenstruktur bei gleichzeitiger Selektion von Kunden- und Produktsegmenten, um profitables Wachstum und Kapitaleffizienz zu gewährleisten”, so das Unternehmen.
Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den USA, dem profitabelsten Markt für Ford, wachsen zwar immer noch, haben sich aber verlangsamt. Die zu erzielenden Preise sind ebenfalls gesunken. Unter anderem hatte Marktführer Tesla aggressiv die Preise gesenkt und andere zum Nachziehen gezwungen.
Insgesamt sind die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den USA in der ersten Jahreshälfte insgesamt um 7 Prozent auf 599.134 Fahrzeuge gestiegen, berichtet Motorintelligence.com. Ihr Anteil am US-Neuwagenmarkt lag damit bei 7,6 Prozent – etwa auf dem gleichen Niveau wie im gesamten vergangenen Jahr. Die Verkäufe von Fahrzeugen mit Hybridantrieb stiegen von Januar bis Juni um 35,3 Prozent auf 715.768 Fahrzeuge und übertrafen damit die Verkäufe von Elektrofahrzeugen.