Die Nutzfahrzeugsparte von Ford in Europa baut ihr Angebot an praktischen Elektromobilen kräftig aus – und gewinnt darüber Marktanteile.
Pick-ups – Geländewagen mit offener Ladefläche – sind in Nordamerika, Afrika und Australien ein Verkaufshit. Hierzulande fristen die Pritschenwagen eher ein Nischendasein, denken die meisten Konsumenten bei Pickup eher an einen Schokoriegel. Doch das Interesse an leichten Nutzfahrzeugen dieser Bauart wächst allmählich auch in Europa. Landwirte, Handwerker und Gartenbaubetriebe finden zunehmend Gefallen an der hohen Zugkraft der Fahrzeuge und der guten Zugänglichkeit der Ladefläche. Aber auch den zahlreichen Mitnahme („pick-up“)-Möglichkeiten, die das geländegängige Fahrzeug nach dem Arbeitseinsatz in der Freizeit bietet. Durch spezielle Fahrradträger, die auf die Heckklappe gesetzt werden. Oder durch den Aufsatz einer Kabine, die den SUV im Handumdrehen zum Wohnmobil macht. Auf dem Caravansalon in Düsseldorf zeigten erst jüngst wieder einige Spezialisten, was da so alles möglich ist.
Die meistverkauften Pickups kommen aus USA und Japan zu uns. Selbst der VW Amarok Pick-up hat US-Gene in sich: Technische Basis ist der Ford Ranger, der aktuelle Bestseller in Europa – produziert in Südafrika. Und der ist ab Jahresende mit Einzel-, Extra- und Doppelkabine nicht nur mit Dieselmotoren, sondern auch als Plug-in-Hybrid erhältlich. Mit einer bärenstarken Antriebsleistung von 205 kW oder 279 PS, aber auch der Möglichkeit, bis zu 50 Kilometer vollelektrisch und damit emissionsfrei durch die Stadt oder die Natur zu rollen. Und das Ganze zu einem attraktiven Preis von brutto 53.181 Euro. Zum Vergleich: Die Basisversion des Ford Ranger mit Dieselmotor steht derzeit mit 46.830 Euro in der Preisliste.
Der Hybridantrieb ist eine komplette Neuentwicklung von Ford, die später auch dem VW Amarok zugute kommen wird. Er kombiniert einen turboaufgeladenen Benziner mit 2,3 Litern Hubraum mit einem 75 kW starken Elektromotor (der in die Glocke des 10-Gang-Automatikgetriebes integriert ist) sowie einer Traktionsbatterie mit einer Kapazität von 11,8 kWh. Geladen wird der Akku einphasig mit 16 Ampere und maximal 3,68 kW. Das ist nicht viel.
Dafür kann der im Akku gespeicherte Strom auch genutzt werden, um auf der Baustelle oder am dem Campingplatz externe Geräte zu betreiben. Serienmäßig gibt die „Vehicle to Load“-Lösung eine Leistung von 2,3 kW ab, gegen Aufpreis auch mit 6,9 kW über zwei zusätzliche Anschlüsse auf der Ladefläche mit einer Stromstärke von jeweils 3,45 Ampere.
„Stormtrak“-Luxusversion für 69.000 Euro
Vier unter Strom Mit dem E-Transit Custom, dem E-Transit, dem E-Transit Courier und dem Transit Connect PHEV (v.l.) bietet Ford Pro Gewerbetreibenden eine breite Palette von Transportern mit voll- und teilelektrifizierten Antrieben. Fotos: Ford
E-Offensive von Ford Pro trägt Früchte
In Hannover präsentiert Ford Pro zudem eine neue Version des großen E-Transit mit einer auf 89 kWh erhöhten Kapazität und einer Reichweite von bis zu 402 Kilometern sowie den neuen kompakten Transit Connect als Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Reichweite von 118 Kilometern und der Möglichkeit zum Schnellladen mit maximal 40 kW. Abgerundet wird das Portfolio an Transportern mit Elektroantrieb mit dem wahlweise 100 kW (136 PS) oder 160 kW (218 PS) starken E-Transit Custom: Das Schwestermodell des neuen VW Transporters aus dem Werk von Ford Otosan in der Türkei ist bereits im Handel und glänzt unter anderem mit einer Reichweite von bis zu 325 Kilometern – in der Kurz-Version mit (netto) 74 kWh großem Akku.
Und die Elektro-Offensive von Ford Pro trägt bereits Früchte: Wie Schep in Hannover bekanntgab, hat das Nutzfahrzeuggeschäft im ersten Halbjahr in Deutschland mit rund 40.000 Einheiten so viele Fahrzeuge abgesetzt wie nie zuvor. Im August betrug der Marktanteil von Ford 18,9 Prozent -davon können die Kollegen im Pkw-Geschäft derzeit nur träumen.