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Was ist eine Wildcard in der MotoGP und wie kommt sie zum Einsatz?

was ist eine wildcard in der motogp und wie kommt sie zum einsatz?

Was ist eine Wildcard in der MotoGP und wie kommt sie zum Einsatz?

In der MotoGP-Saison 2023 traten sechs Fahrer bei ausgewählten Grands Prix als Wildcard-Fahrer an – ein Konzept, das in der Serie eine lange Geschichte hat. Es geht auf die frühen Jahre des Grand-Prix-Motorradsports zurück, als die Teams lokale Fahrer einsetzten, weil diese die Strecke besser kannten.

Steve Manship gelang einer der besten Wildcard-Einsätze der Geschichte, als der Brite beim Grand Prix von Großbritannien 1978 Zweiter wurde. Es war in diesem Jahr sein einziges Rennen. Aber im Laufe der Zeit hat sich das Wildcard-System weiterentwickelt. Wie sieht es heute aus und wie nutzen die Teams?

Was ist eine Wildcard in der MotoGP?

Eine Wildcard in der MotoGP erhält ein Fahrer, der an einem Grand Prix teilnimmt, obwohl er in der Saison kein Vollzeitfahrer ist. Heutzutage vergeben Teams ihre Wildcards vor allem an Testfahrer, obwohl es in der Geschichte der Meisterschaft üblich war, dass einheimische Fahrer einen Grand Prix bestreiten.

Warum sollte ein MotoGP-Team eine Wildcard einsetzen?

Es hat viele Vorteile für ein Team, eine Wildcard einsetzen, da es dadurch mehr Zeit auf der Strecke verbringen und wertvolle Daten sammeln kann. Das ist wichtig, da es nur neun offizielle Testtage im Jahr gibt. Das Feedback des Wildcard-Fahrers kann also entscheidend für die Entwicklung des Motorrads sein.

Dennoch kommt es selten vor, dass Teams alle Wildcard-Plätze in einer Saison nutzen. So setzte Yamaha den Testfahrer Cal Crutchlow im vergangenen Jahr trotz aller Vorteile nur für ein Rennen ein, nämlich beim Grand Prix von Japan 2023.

Das hat vor allem finanzielle Gründe, denn es ist teuer, ein MotoGP-Motorrad zu betreiben, und je mehr Fahrer für einen Grand Prix gemeldet werden, desto mehr Geld kostet es.

Hinzu kommt der Faktor der Verletzungen. Was wäre, wenn sich ein Testfahrer verletzt, während er als Wildcard eingesetzt wird? Das Team hätte keinen Ersatz, wenn sich einer der Hauptfahrer verletzen würde, was ein großes Risiko darstellt.

Denn Testfahrer können auch als Ersatzfahrer an einem Grand Prix teilnehmen. Das ist der Fall, wenn ein Vollzeitfahrer seine Teilnahme am Wochenende zurückziehen muss, wie es der verletzte Miguel Oliveira in Frankreich 2023 getan hat.

Bei vielen Testfahrern handelt es sich auch um ehemalige Rennfahrer, die nach ihrer aktiven Karriere nicht mehr regelmäßig an Grands Prix teilzunehmen, einem Team aber gerne bei der Entwicklung des Motorrads helfen und sich möglicherweise bereit erklären, als Wildcard-Fahrer an einem Rennen teilzunehmen.

Was passiert mit den Ergebnissen eines Wildcard-Einsatzes?

Die Punkte, die mit einer Wildcard erzielt werden, zählen nicht für die Teamwertung, da ein Team einen unfairen Vorteil hätte, wenn es an einem Rennwochenende mit drei Motorrädern punkten könnte statt mit zwei wie der Rest des Feldes.

Aber ein Wildcard-Fahrer kann immer noch Punkte für die Einzelmeisterschaft und auch für die Konstrukteurswertung sammeln. In der Konstrukteursmeisterschaft werden nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers gezählt, sodass der Einsatz einer Wildcard in dieser Hinsicht keinen unfairen Vorteil bringt.

Obwohl selten, hat eine Wildcard gelegentlich auch Punkte für die Konstrukteurswertung gebracht, wie Dani Pedrosa, der in San Marino 2023 der bestplatzierte KTM-Fahrer war.

Wie viele Wildcard-Einsätze erhält ein MotoGP-Team?

Die MotoGP hat für die Saison 2024 wieder ein Konzessionssystem eingeführt, das unter anderem die Anzahl der Wildcards begrenzt, die ein Konstrukteur in einem Jahr einsetzen kann. Damit soll den strauchelnden japanischen Herstellern – Honda und Yamaha – geholfen und die Ducati-Dominanz entschärft werden.

Nach diesem Konzessionssystem werden die fünf Hersteller in vier Gruppen eingeteilt, die von A bis D reichen. Um in die Gruppe A zu kommen, muss ein Hersteller mindestens 85 Prozent der möglichen Konstrukteurspunkte für die Saison erzielt haben, während es für B weniger als 85, aber mehr als 60 Prozent sind.

Anhand der Ergebnisse von 2023 bedeutet das für die Saison 2024, dass Ducati in die Kategorie A fällt, KTM und Aprilia sind in Gruppe C, Yamaha und Honda in Gruppe D.

Das hat zur Folge, dass Ducati in der Saison 2024 keine einzige Wildcard einsetzen darf. In der Kategorie B darf ein Konstrukteur drei Wildcard-Einsätze in einem Jahr absolvieren, aber keiner der aktuellen Hersteller ist in dieser Kategorie.

Damit verbleiben die Kategorien C und D. Konstrukteure dieser Gruppen dürfen in einer Saison sechs Wildcards einsetzen, was angesichts der Beschränkungen für Ducati einen großen Vorteil für KTM, Aprilia, Honda und Yamaha darstellt.

Obwohl vier der aktuellen Hersteller sechs Wildcards einsetzen dürfen, gibt es immer noch Einschränkungen, wie sie eingesetzt werden können: Ein MotoGP-Team darf nämlich keine Wildcard an aufeinanderfolgende Rennwochenenden einsetzen.

Wie gut performen Wildcard-Fahrer in der MotoGP?

Die MotoGP-Saison 2023 sah eine der besten Wildcard-Leistungen der letzten Jahre, als Pedrosa beim San-Marino-Grand Prix in beiden Rennen Vierter wurde. Die Leistung des 31-fachen Rennsiegers sorgte für Lob im gesamten Starterfeld.

Er ist jedoch nicht der einzige Wildcard-Starter, der eine fantastische Leistung ablieferte. Man denke nur an Manships Ergebnis beim Grand Prix in Silverstone 1978.

Vor diesem Rennen beherrschte der Meisterschaftskampf zwischen Kenny Roberts und Barry Sheene die Schlagzeilen, da die beiden nur drei Punkte voneinander getrennt waren. Doch sintflutartige Regenfälle öffneten zwangsläufig die Gelegenheit für einen Außenseiter, sich in diesen Kampf einzumischen.

Manship schonte im Rennen seine Reifen und legte keinen Boxenstopp ein. Im Endergebnis schob er sich schließlich zwischen die beiden Titelanwärter, wobei Roberts den ersten Platz belegte. Aber Pedrosa und Manship sind sehr seltene Fälle.

Normalerweise landet ein Wildcard-Fahrer nicht weit oben. Eine niedrigere Punkteposition ist auch ein solides Ergebnis. Im Jahr 2023 war Pedrosa beispielsweise der einzige Wildcard-Fahrer, der ein Rennen in den Top 10 beendete. Umso beeindruckender ist es, dass dem 38-Jährigen dieses Kunststück zweimal gelang.

Vor 2023 war der letzte Wildcard-Fahrer, der einen Grand Prix in den Top 10 beendete, ebenfalls Pedrosa. In Spielberg 2021 wurde er Zehnter. Es ist also selten, dass Wildcard-Piloten an der Spitze mitkämpfen, aber viele sind auch keine Hinterbänkler, da einige von ihnen zwischen Platz elf und 15 noch Punkte sammeln.

Welche Wildcard-Fahrer treten in der MotoGP-Saison 2024 an?

In den ersten drei Rennen der Saison 2024 gab es keine Wildcard-Fahrer. Zum ersten Einsatz kam es beim Spanien-Grand-Prix, wo Dani Pedrosa, Stefan Bradl und Lorenzo Savadori antraten. Für Mugello sind Pol Espargaro und Cal Crutchlow angekündigt. Letzterer ist auch in Silverstone und Misano dabei.

Später in dieser MotoGP-Saison 2024 könnten weitere Wildcard-Einsätze folgen. Diese werden in der Regel aber näher am Termin des jeweiligen Grands Prix bekannt gegeben.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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