Apple

Apple Car

Finanzen

Unternehmen

Wissen und Technik

Warum das Ende von Apples Auto ein gutes Zeichen ist

Nach fast zehn Jahren beendet der iPhone-Konzern die Arbeit an einem selbstfahrenden Auto. Das hat Folgen für andere Projekte und die Konkurrenz.

warum das ende von apples auto ein gutes zeichen ist

Bleiben uns noch lange erhalten: Autos mit Steuerrädern und Apples Carplay.

Es war eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse im Silicon Valley: Apple arbeitet an einem Auto.

Jahr für Jahr gab es Meldungen über Automanager, die von Apple abgeworben wurden, über Testfahrten und Teststrecken, über riesige Teams und Büros, über gestohlene Autopläne, über stetig wechselnde Chefs, über Mitarbeiter, die zurück zu Tesla gingen, und vor allem über ständig neue und immer spätere Verkaufsstarts.

Fast wie der iTV

Dass sich ein derart gigantisches Unterfangen nicht geheim halten liess, liegt auf der Hand. Bei Apple ganz besonders. Schliesslich wurde auch jahrelang berichtet, dass die Firma «im Geheimen» an einem iTV (daraus wurde nichts) und einer Computerbrille (wird langsam was) arbeite.

Nun ist also Schluss mit dem Autoprojekt. Das haben der verantwortliche Manager Kevin Lynch (hier im Gespräch mit dieser Zeitung) und Apples Chief Operating Officer Jeff Williams den Mitarbeitern gestern mitgeteilt.

Offiziell bestätigt Apple freilich nichts. Schliesslich gab es das Projekt offiziell ja auch nie. Nach Jahren der Gerüchte und Missverständnisse scheint das nun aber der Schlusspunkt des ambitionierten Projekts zu sein. Die Mitarbeiter des «Project Titan», wie die Autopläne genannt wurden, sollen auf andere Themen verteilt werden, vornehmlich im Zusammenhang mit KI. Es soll aber auch Entlassungen geben.

Ein Schlussstrich

Apple hat sich für ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende entschieden. Tatsächlich hat sich über die Jahre abgezeichnet, dass der Traum von einem autonomen Auto ohne Steuerrad noch viel weiter in der Zukunft liegt, als viele Futuristen es sich wünschten.

Auch wollte ein Auto aus vielerlei Gründen so gar nicht zu Apple passen. Einerseits braucht es für die Herstellung viele Partner und Kooperationen (mag Apple nicht), andererseits muss so ein Gefährt noch halbwegs erschwinglich sein (auch nicht Apples Stärke).

Gerade was den Preis angeht, dürften sich Apples Strategen schwergetan haben, einen Kompromiss aus Anspruch und Realität zu finden. Apple verbaut lieber ein Maximum an Technik und verlangt entsprechende Preise, als Kompromisse zu machen.

Das macht zurzeit die Computerbrille deutlich. Sie kostet ein Vielfaches mehr als bei der Konkurrenz. Bei einer 3500-Dollar-Brille mögen manche leer schlucken. Aber bei einem Auto, das zurzeit schon mehrere Zehntausend Dollar kostet, eine Balance aus Marge, Preis, Technik und Apples Ansprüchen zu finden, war mit der aktuellen Technik wohl nicht zu machen.

Fokussieren heisst Nein sagen

Dass Apple das Projekt nun einstellt, ist ein gutes Zeichen für die vielen anderen Projekte im Unternehmen. Denn auch wenn Apple inzwischen gigantisch gross und reich geworden ist, kann das Unternehmen nicht immer alles gleichzeitig machen. Steve Jobs sagte einmal, es sei für ein (damals) kleines Unternehmen entscheidend, sich zu fokussieren und auf Technologien zu setzen, die eine Zukunftsperspektive hätten – und solche zu vermeiden, die keine haben.

Das hat Apple nun getan. Übrig bleiben werden Entwicklungen rund um Autosoftware (die man in Carplay verwenden kann) und viel Forschung um räumliche Sensoren (die man für Brillen brauchen kann).

Apples Ausstieg ist aber auch ein Signal an die Konkurrenz. Manch andere Firma dürfte ihre Projekte rund um autonome Wunderautos ohne Steuerräder nochmals überdenken. Nicht wenige dürften nämlich vor allem aus Angst vor Apple und dem iPhone-Effekt auf den Zug aufgesprungen sein.

Starten Sie jeden Tag informiert in den Tag mit unserem Newsletter Guten Morgen. Melden Sie sich hier an.

TOP STORIES

Top List in the World