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Apple Car

Apples größter Flop

Apple hat im vergangenen Jahr seine geheimen Testfahrten verdreifacht – und jetzt sein Autoprojekt abrupt beendet. Warum ein Auto kein rollendes Smartphone ist.

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© Vanarama/Patrick Lang

Schluss mit iCar: Apple beendet seine sämtlichen Fahrzeug-Entwicklungen.

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© Vanarama

Der britische Leasing-Anbieter Vanarama hatte nach Durchsicht der Apple-Patente ein iCar entworfen – ob es mit der schlichten Eleganz eines iPhones mithalten kann, liegt im Auge des Betrachters.

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Unter der Nummer US10309132B1 wurde von dem US-Tech-Giganten etwa eine säulen-befreite Fahrzeugstruktur eingetragen.

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Die Türen des Concepts sollten gegenläufig öffneng, um so maximal von der fehlenden B-Säule zu profitieren.

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Drinnen nahmen die Passagiere unter einer Glaskuppel Platz – die Sitze hatte sich Apple bereits patentieren lassen. Auch für die Aufhängung hatte Apple Patente angemeldet.

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Die Sitze sollten sich einander zuwenden lassen, sodass eine Art Sitzgruppe entsteht.

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Vorne bestimmte ein großes Display das Cockpit – Apple Carplay entwickelt der kalifornische Hersteller natürlich weiter.

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Der Fahrer sollte die Inhalte frei konfigurieren können und auch angezeigte Bedienelemente nach Wunsch platzieren dürfen – nach der Einstellung des “Project Titan” haben sich solche Ideen erledigt.

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So wenig passen Computer- und Autodesign zueinander: Der Frontgrill war vom Gehäuse eines Mac Pro inspiriert.

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Langweilig? Modern? Beides? Für die Türgriffe sollen die Seitentasten des iPhones Pate gestanden haben. Jetzt ist der Apple-iCar-Traum ausgeträumt.

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Nach einer massiven Ausweitung seiner Testfahrten 2023 hat Apple jetzt sein Autoprojekt beendet. Angeblich haben sich Manager aus der Automobil-Industrie vor einem von den Medien iCar getauften Appleauto gefürchtet – ohne Grund, wie sich jetzt herausstellt.

Das Handelsblatt hatte in einer Auswertung von Daten der kalifornischen Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle California Department of Motor Vehicles (DMV) festgestellt, dass Apple seine Testfahrt-Laufleistungen 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 453.000 Meilen (fast 730.000 Kilometer) circa verdreifacht hatte. Sämtliche Betreiber von voll- oder teilautonomen Testfahrzeugen in Kalifornien sind dem DMV dieses Bundesstaates gegenüber berichtspflichtig. Unter anderem müssen sie jährlich die Zahl ihrer Versuchsfahrzeuge und deren Laufleistung melden. Apple selbst war in Sachen Fahrzeugentwicklung stets geheimniskrämerisch und hat nie etwas zu seinen Fahrzeugprojekten vermeldet. Erst soll es den Kaliforniern mit Blick auf Tesla um die Entwicklung eines Elektroautos gegangen sein, dann sollen sie ihren Fokus auf teil- und vollautonomes Fahren gelegt haben.

Als Testfahrzeuge hat Apple in jüngster Zeit vor allen Dingen speziell umgerüstete Lexus RX450h+ genutzt. 2023 ist das Jahr, in dem bei vielen Autoherstellern die Erkenntnis gereift ist, dass vollautonomes Fahren auch mittelfristig nicht erreichbar ist. So hat die für autonomes Fahren zuständige GM-Tochter Cruise nach Unfällen mit vollautonomen Fahrzeugen in San Francisco nicht nur ihre für die Stadt geltende Testlizenz verloren, sondern ihre kompletten Entwicklungs-Aktivitäten auf diesem Gebiet drastisch reduziert. Cruise-Insider hatten längst durchsickern lassen, dass sie einige Probleme beim vollautonomen Fahren aktuell für technisch nicht lösbar halten.

Software-Konzerne scheuen tiefe Fertigungstiefe

In Sachen US-Testkilometer kam Apple allerdings nur auf Platz drei. Cruise erreichte bis zu seinem plötzlichen Ausscheiden den zweiten Platz, während die höchsten Laufleistungen auf das Konto von Waymo gehen. Waymo ist eine Tochter des kalifornischen Tech-Konzerns Alphabet, zu dem auch Google gehört. 2014 stellte der Suchmaschinen-Konzern einen eigenen Prototyp vor: Das kleine eiförmige Google-Auto hatte seine Form vor allen Dingen, damit das auf seinem Dach montierte Lidar-System eine möglichst freie Rundumsicht hatte. Bereits damals sollen sich Manager aus der Automobil-Industrie Sorgen vor einem von einem kalifornischen Tech-Konzern entwickelten Auto gemacht haben. Das Lidar des Google-Autos kostete damals pro Fahrzeug 70.000 Dollar – der Konzern ließ schnell durchsickern, dass man zwar an der Lieferung von Softwaresteuerungen, nicht aber an der Produktion von Hardware interessiert sei. Software-Konzerne scheinen größere Fertigungstiefen zu scheuen.

Waymo fährt inzwischen mit Jaguar i-Pace fahrerlos durch San Francisco – unter wachsender Kritik von Rettungskräften und der Bevölkerung. Fahrerlose Fahrzeuge blockieren in der kalifornischen Metropole regelmäßig Rettungswege und verursachen Unfälle. So hat Anfang Februar 2024 ein Waymo-Fahrzeug einen hinter einem Lkw hervorfahrenden Fahrradfahrer gerammt, der sich dabei zum Glück nur leicht verletzt hat.

Die Probleme haben in der Autoindustrie zu einem Umdenken geführt – der Hype ums vollautonome Fahren ist vorbei. Als eine der Folgen hat beispielsweise Bosch als weltgrößter Autozulieferer im Januar 2024 Stellenstreichungen angekündigt – insbesondere in den Entwicklungsabteilungen fürs autonome Fahren. Solche Entwicklungen dürfen auch Apple nicht verborgen geblieben sein. Vollautonomes Fahren nach Level 5 hätte zwar neue Geschäftsfelder von einem gewaltigen Ausmaß eröffnet, aber auch die Apple-Entscheider haben jetzt anscheinend eingeschätzt, dass diese Art der Fortbewegung in den nächsten zehn Jahren technisch nicht umsetzbar ist.

2.000 Mitarbeiter für geheimes Projekt

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Insider berichtet, gilt das Project Titan, unter dem bis zu 2.000 Apple-Mitarbeiter an der Entwicklung eines autonomen Elektroautos gearbeitet haben, als gescheitert. Die Entwicklungen kamen seit Jahren nicht voran – ähnlich war es anscheinend auch bei der GM-Tochter Cruise. Zwei hochrangige Apple-Manager haben nun die komplette Abwicklung des Entwickler-Teams angekündigt. Die verbleibenden Mitarbeiter sollen zum Team von Apples KI-Chef John Giannandrea wechseln und sich auf den Bereich generative KI konzentrieren. Apple geht davon aus, dass sich einige Mitarbeiter auf andere Stellen im Konzern bewerben, allerdings soll es auch Entlassungen in bisher unbekannter Höhe geben.

Das Ende des Fahrzeugprojekts ist für Apple eine der größten Niederlagen in seiner Konzerngeschichte. Die seit 2010 betriebenen Forschungen haben mehrere Milliarden Dollar verschlungen. Als Ergebnis hat sich der iPhone-Hersteller 248 Entwicklungen patentieren lassen. Die Patente umfassen klassische Fahrzeugthemen wie Aufhängungen und Sitze, aber genauso auch klassische IT-Themen. Die Nachricht vom Aus für Apples Fahrzeugprojekte hat die Börse mit einem kleinen Plus quittiert – anscheinend haben Aktienhändler die finanziellen Belastungen durch die Entwicklungsarbeiten schon seit längerem skeptisch betrachtet.

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