Beim größten deutschen Autohersteller geht eine Tradition zu Ende: Nach 75 Jahren leitet Volkswagen den Abschied von den Cabriolets ein. Hinter der Entscheidung steckt offenbar hartes Kalkül.
Nach 75 Jahren endet bei Volkswagen die Ära des Cabrios. Wenn der Autobauer im nächsten Jahr eine neue Generation seines Modells T-Roc auf den Markt bringt, wird es keine Cabriovariante mehr geben. Das bestätigte ein Volkswagen-Sprecher dem SPIEGEL. Damit verschwindet das letzte Cabriolet aus dem Programm.
Den T-Roc Cabriolet hatte Volkswagen erst im Jahr 2019 vorgestellt. Damals wurde er beworben mit einem Stoffverdeck, das sich elektrisch betätigt in nur neun Sekunden öffnet. Bei Käufern fand das Modell aber nur mäßig Anklang. »Cabriolets sind zu einem Nischenprodukt geworden«, sagte der VW-Sprecher. Hinter dem Aus steht also offenbar hartes wirtschaftliches Kalkül.
Zwar gehört der T-Roc zu den meistverkauften Autos in Europa, in Europa wurde das Modell in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres laut der »Automobilwoche« gut 190.000 Mal verkauft. Für die offene Variante entschieden sich aber nur knapp 12.000 Käufer.
Bei Volkswagen haben die Cabriolets eine lange Tradition. Im Jahr 1949 begann der Karosseriehersteller Hebmüller im Auftrag von VW mit dem Bau eines ersten Käfer-Cabrios. Insgesamt wurden mehr als 300.000 Käfer mit Faltdach gebaut.
Die Zahl der verfügbaren Cabrio-Modelle aller Hersteller geht seit Längerem zurück. Insbesondere China ist ein schwieriger Absatzmarkt für Cabriolets. Außerdem gelten die Autos vielen im Alltag als weniger praktisch als ein SUV oder ein Kombi.
Ob der Abschied vom Faltdach endgültig ist, darauf wollte sich der VW-Sprecher nicht festlegen. »Im Moment ist aber kein neues Cabriolet geplant«, sagte er.