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Test Audi Q4 e-tron: Kompakt, dynamisch, elektrisch

test audi q4 e-tron: kompakt, dynamisch, elektrisch

Große Schnauze, Batterie dahinter: Audi Q4 e-tron · © Audi

Das kompakte Elektroauto Audi Q4 e-tron wird als konventionelles SUV und als coupéhafter Sportback angeboten. In puncto Fahrspaß überzeugen beide Karosserievarianten. ADAC Test des Sportback, Reichweite, Verbrauch, Daten, Preise.

  • Zwei Batterien mit 52 und 77 kWh

  • 425 km Testreichweite mit großem Akku

  • Auch mit Allrad und bis zu 250 kW Systemleistung

  • Basispreis des Q4 e-tron Sportback: 47.600 Euro

Audi wird zunehmend elektrisch: Bis 2025 sollen 20 reine Elektroautos zum Portfolio der Ingolstädter zählen. Den Anfang machten der Audi Q8 e-tron quattro, dessen Schrägheckableger Q8 e-tron quattro Sportback und der sportliche e-tron GT. Als nächstes stehen Q6 e-tron und A6 e-tron auf der Stromer-Liste.

Schon seit Juni 2021 steht das Kompakt-SUV Q4 e-tron bei den Audi-Händlern, den es als konventionelles SUV und auch in der Schrägheckvariante Q4 Sportback e-tron gibt. Mit 4,59 Metern Länge (Sportback 4,60 Meter), 1,87 Metern Breite und 1,63 Metern Höhe (Sportback 1,61 Meter) liegt der immer vollelektrische Q4 damit genau zwischen den Verbrennermodellen Audi Q3 (4,48 Meter Länge) und Q5 (4,66 Meter).

Konzernbezogen ist der Q4 e-tron das Schwestermodell von VW ID.4, ID.5, Cupra Tavascan und Škoda Enyaq. Audi will sein Elektroauto aber fahraktiver und dynamischer positioniert haben. Ob das so ist, zeigt der ausführliche ADAC Test des Sportback (Testdatum 6/24).

360-Grad-Blick ins Cockpit des Elektro-Audi

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Fahrerorientiertes Cockpit mit abgeflachtem Lenkrad · © AB-GEDREHT/Bernd Luisoder/Shutterstock/Otto Stadler [M]

Der größte Unterschied wird schon beim ersten Einsteigen erlebbar: Der Innenraum des Audi wirkt weit und luftig, die Instrumententafel ist SUV-untypisch extrem zum Fahrer hin orientiert. Sie ist in separate Bereiche aufgeteilt und integriert zwei fast gleich große 10-Zoll-Displays, die beide zum Beispiel Navikarten zeigen können, während VW und Škoda im kleinen Fahrerdisplay ja nur noch über das Nötigste informieren. Eine separate, horizontal frei schwebende Bedieninsel trägt den “Shifter” für die Wahl der Gangstufen, für die Klimatisierung gibt es zum Glück Extratasten, und die Lautstärke wird nicht mit unpraktischen “Slidern” wie bei Golf und ID.3 eingestellt, sondern problemlos mit einen Touch-Dreher, den man noch von früheren iPods kennt.

Materialanmutung nicht “premium”

Die Materialanmutung im Innenraum erfüllt den Anspruch nicht, den Käufer eines 71.800-Euro-Autos (Testwagenpreis) haben dürfen. Bis auf einige geschäumte Flächen wie die Oberseite des Armaturenbretts hinterlässt das Interieur auch nach dem jüngsten Facelift keinen hochwertigen Eindruck. Lediglich der obere Teil der vorderen Türverkleidungen ist mit geschäumtem Kunststoff verkleidet, der Rest (u.a. die hinteren Türverkleidungen) besteht aus hartem und kratzempfindlichem Hartplastik. Es reicht schon ein leichtes Streifen, um den optisch spartanischen Eindruck auch haptisch bestätigt zu bekommen.

Die vielen Hochglanz- und Touchflächen sind nett anzusehen, solange sie nicht mit Fingerabdrücken übersät sind. Das Abwischen mit einem Papiertuch kann leicht dauerhafte Kratzer hinterlassen – also unbedingt ein weiches Mikrofasertuch verwenden.

Die bequemen Sitze bieten einen sehr guten Seitenhalt, und Stauraum für allerlei Kleinkram gibt es reichlich: Insgesamt haben die Fächer ein Volumen von 24,8 Litern (inkl. Handschuhfach), das zwischen den vorderen Sitzen ist allein 4,4 Liter groß. In allen Türverkleidungen gibt es oben im Bereich der Armauflage praktische Einschübe für 1-Liter-Flaschen.

Wer sich für das 1285 Euro teure Ausstattungspaket MMI Navigation pro entscheidet, bekommt zusätzlich ein Head-up-Display, das mit einer Augmented-Reality-Funktion ausgerüstet ist. Das System kann zum Beispiel Richtungspfeile vom Navi in den Straßenverlauf einspiegeln – so als würde eine Drohne vor dem Auto schweben und den Weg weisen. Funktioniert prinzipiell gut, hat aber in Richtung eindeutige Fahrerunterstützung sicher noch Entwicklungspotenzial.

Futuristisch und eher nach Formel 1 sieht auch das oben und unten abgeflachte Lenkrad aus, das tatsächlich gut zu greifen ist, mit Schaltwippen für eine dreistufige Rekuperation aber 300 Euro Aufpreis kostet.

Schon serienmäßig sind die Scheinwerfer mit LEDs ausgestattet. Doch auf Wunsch (und gegen eine Gebühr von 1130 Euro) bietet Audi dafür auch die Matrix-Technologie. Das Lichtsystem überzeugt mit einer hellen und homogenen Fahrbahnausleuchtung. Eine Besonderheit für Designfreaks: Mit ihr kann der Fahrer vier unterschiedliche Tagfahrlicht-Signaturen auswählen.

Audi Q4 e-tron: Viel Platz im Innenraum

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Ohne Mitteltunnel: Viel Platz für die Beine der Fondpassagiere · © Audi

Trotz seiner kompakten Abmessungen ist das Platzangebot im elektrischen Q4 Sportback vorn großzügig und bietet Beinfreiheit für knapp 1,95 Meter große Personen, die Kopffreiheit ist noch weitaus üppiger. Hinten hinterlässt es einen zwiespältigen Eindruck. Die Beinfreiheit fällt zwar aufgrund des langen Radstands üppig aus. Stellt man die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen ein, berühren erst oberhalb von 2,03 Metern Körpergröße die Knie die vorderen Lehnen. Allerdings schränkt die nach hinten abfallende Dachlinie des coupéhaften Sportback die Kopffreiheit merklich ein – schon 1,85 Meter große Insassen stoßen mit dem Kopf an den Dachhimmel.

Video: Der Audi Q4 e-tron im Fahrbericht

Im Kofferraum des Q4 e-tron Sportback mit der serienmäßig elektrischen Gepäckraumklappe kommen nach ADAC Messung bei voller Bestuhlung unter der Abdeckung 450 Liter Gepäck unter. Durch Umklappen der geteilten Lehnen entsteht eine nahezu ebene Fläche, für eine dachhohe Beladung stehen damit gemessene 1350 Liter zur Verfügung. Weiteren Stauraum gibt es unter dem Kofferraumboden. Dort finden noch etwa 15 Liter in einem schmalen Ablagefach Platz – hier lassen sich beispielsweise die Ladekabel verstauen. Der Nachteil: Bei voll beladenem Kofferraum kommt man dann nicht mehr gut an die Kabel heran. Hier sind Elektroautos mit Frunk, also einem zusätzlichen Stauraum unter der Fronthaube, praktischer. Doch der fehlt beim Q4 auch nach dem jüngsten Facelift. Mit der optionalen Anhängerkupplung kann das kompakte Elektro-SUV mit Heckantrieb bis zu 1200 Kilogramm Gewicht ziehen (gebremst bei acht Prozent Steigung), die Quattro-Modelle laut Audi sogar bis zu 1400 Kilo – beide mit 75 Kilo Stützlast. Der Wendekreis misst bei den Varianten mit Heckantrieb nur 10,0 Meter.

Sportliche Fahrleistungen im Audi Q4

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Dynamisch unterwegs – hier mit der SUV-Variante · © Audi

Audi stellt nach einer umfassenden technischen Überarbeitung wieder zwei Batteriegrößen und drei Motorisierungen zur Wahl. In der Basis fährt der Q4 35 e-tron als SUV und als Sportback mit einem 55-kWh-Akku (netto nutzbar 52 kWh) laut Werk etwa 350 Kilometer weit (nach WLTP). Sein Heckmotor leistet bei einem maximalen Drehmoment von 310 Nm maximal 125 kW/170 PS.

Im vom ADAC getesteten Q4 Sportback 45 e-tron kam die große 82-kWh-Batterie zum Einsatz, die netto 77 kWh Energie vorhält und bei einem Stromverbrauch von 18,3 kWh/100 km (WLTP) für bis zu 563 Kilometer Reichweite gut sein soll. Auf Basis des ADAC Ecotests ist eine Reichweite von gut 425 Kilometern zu schaffen – für ein neues Elektroauto, das auch als “Erstauto” dienen soll, ein mittelmäßiger Wert. Nur bei Innerortsfahrten oder bei sehr ruhiger Fahrweise außerorts (möglichst unter 120 km/h) sind mit dem Q4 e-tron nach dem technischen Update auch Reichweiten von mehr als 500 Kilometern möglich.

20,4 kWh Stromverbrauch im ADAC Test

Der Verbrauch lag im Schnitt wie vor dem Wechsel auf neue E-Motoren bei 20,4 kWh pro 100 Kilometer, Ladeverluste inklusive. Um die 77 kWh große Batterie einmal komplett von leer auf voll zu laden, werden 87,3 kWh benötigt. Der Audi Q4 gehört damit noch zu den effizienteren Elektroautos, sowohl was den Verbrauch, als auch was die Ladeverluste angeht. Dafür gibt es vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen.

Der getestete Elektromotor leistet 210 kW/286 PS bei 545 Newtonmetern. Das schlägt sich in Fahrleistungen nieder, die keinerlei Wünsche mehr offen lassen. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h erledigt der Ingolstädter in 3,2 Sekunden (zuvor 4,6 Sekunden), von 80 auf 120 km/h vergehen lediglich 4,1 Sekunden (zuvor 6,2 Sekunden). Der Leistungszuwachs gegenüber dem Vorgänger-Aggregat ist nicht nur mess-, sondern auch spürbar. Der Vortrieb lässt auch auf der Autobahn kaum nach, die elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von nun 180 km/h (zuvor 160 km/h) erreicht der Stromer im Nu.

Der Audi Q4 bietet eine dynamische Rekuperation in Abhängigkeit von Straßenverlauf, erlaubter Geschwindigkeit und anderen Verkehrsteilnehmern an – die Abstimmung funktioniert extrem gut, sodass der Einsatz des Bremspedals selten nötig wird. Über die Paddel am Lenkrad lässt sich die Rekuperationsleistung zusätzlich erhöhen oder abschwächen. Die elektrische Handbremse mit Autohold-Funktion ist Serie.

Audi Q4 e-tron quattro mit zwei Motoren

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Den Q4 gibt’s auf Wunsch auch mit 21-Zoll-Rädern · © Audi

Mit seinem tiefen Fahrzeugschwerpunkt durch die im Unterboden platzierte Batterie soll der Q4 prinzipiell über ein sehr sicheres Fahrverhalten und gute Handling-Eigenschaften verfügen. Und so vermittelt er auch grundsätzlich ein hohes Maß an Fahrstabilität. Der Geradeauslauf ist einwandfrei. Gespannt waren die ADAC Testingenieure, ob auch der Q4 e-tron mit seinem hohen Leergewicht von knapp 2,1 Tonnen wie der VW ID.4 im ADAC Test beim Ausweichtest an der ESP-Abstimmung scheitert – wie auch dessen Technikbruder VW ID.5.

Die Überarbeitung am Fahrwerk wirkt sich bei den Fahreigenschaften positiv aus. Der erste Testwagen zeigte hier noch unerwartete Schwächen, was neben der griparmen Spritsparbereifung auch an einer groben ESP-Regelung lag. Der aktuelle Q4 Sportback e-tron mit 20-Zoll-Mischbereifung (Pirelli Scorpion Elect) besteht den ADAC Ausweichtest nicht nur problemlos, sondern bei Bedarf auch deutlich schneller als zuvor. Dies führen die ADAC Testingenieure neben der griffigeren Bereifung auch auf das dezent, aber effektiv regelnde Stabilitätsprogramm zurück.

Das Topmodell Q4 55 e-tron nutzt übrigens wie der Q4 45 e-tron quattro mit ebenfalls 210 kW/286 PS auch die 82-kWh-Batterie, aber in Verbindung mit elektrischem Allradantrieb und einer deutlich höheren Motorsystemleistung von mittlerweile 250 kW/340 PS. In den meisten Fällen bemühen aber auch die Allrad-Q4 ausschließlich ihre E-Maschine im Heck. Nur wenn mehr Kraft und Traktion gefragt sind, schaltet sich der Frontmotor hinzu. Damit dieser keinen Strom verbraucht, arbeitet vorn eine ASM-Maschine, die auch frei laufen kann. An der Hinterachse hat Audi eine PSM-Maschine verbaut.

Cleveres Thermomanagement für den Akku

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Der Audi Q4 lädt seit dem Update mit maximal 175 kW Leistung · © Audi

Alle Modell- und Motorisierungsvarianten haben einen CCS-Ladeanschluss an Bord, mit dem sie Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC) laden können. Der verbaute AC-Onboard-Lader weist nun grundsätzlich eine Ladeleistung von 11 kW auf, damit lässt sich der große Akku in rund acht Stunden füllen. An den flotteren HPC-Säulen (DC-Schnellladesäulen mit Gleichstrom), die vor allem an den Autobahnen zu finden sind, luden die Elektro-SUVs von Audi vor dem Update mit bis zu 110 kW Leistung (Q4 35 e-tron) beziehungsweise maximal 135 kW Leistung (die anderen Modelle).

Mittlerweile verkraftet der kleine Akku bis zu 145 kW, der größere laut Audi bis zu 175 kW. So dauerte das Laden der Q4-e-tron-Batterie im ADAC Test von zehn auf 80 Prozent mit durchschnittlich 126,9 kW 29 Minuten. Beim Vorgänger waren es noch 35 Minuten. Für die Temperierung des Batteriesystems sorgt ein weiter verbessertes Thermomanagement, das auch den Kühler nutzt, der je nach Bedarf durch ein verstecktes Rollo geöffnet oder geschlossen wird. Gegen 990 Euro Aufpreis ist eine Wärmepumpe zu haben, die die Energieverluste durch Heizung und Klimatisierung minimiert.

Der Konfigurator weckt teure Wünsche

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Auffällig beim Q4 Sportback: Die durch den Spoiler unterbrochene Heckscheibe · © Audi

Dass der Audi im VW-Konzern der schickste kompakte Stromer ist, bleibt auch nach der technischen Überarbeitung eine Tatsache. Auch, dass das Konfigurieren (teure) Wünsche weckt. Mit ein paar Extras entfernt sich der Q4 schnell vom Basispreis. Verlockungen wie das LED-Matrixlicht, die Wärmepumpe sowie Design-Schmankerl gibt es mehr als genug. Auf diese Weise kam auch der ADAC Testwagen im Juni 2024 bei einem Basispreis von 56.250 Euro letztlich auf 71.800 Euro. Für Selbstverständlichkeiten wie ein Navigationssystem und beheizbare Vordersitze muss man aber immerhin keinen Aufpreis mehr zahlen.

    Audi Q4 e-tron: Daten, Reichweite, Preis

    ADAC Messwerte

    ADAC Testurteil

    Mit Material von SP-X

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