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Tesla-Woche 20/24: Grünheide-Ja, FSD-Daten, V4-Aufrüstung, China-Zölle, Musk-Werbung

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Bild: Tesla

In der zurückliegenden Woche hat Tesla einen Abstimmungserfolgt erzielt, dessen Ausbleiben die Zukunft der deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin gefährdet hätte: Die gewählten Vertreter der kleinen Gemeinde in Brandenburg beschlossen mit deutlicher Mehrheit einen Bebauungsplan für den Bereich direkt östlich der Fabrik. Damit ist der Weg grundsätzlich frei für die Erweiterung des Geländes, die nach Tesla-Angaben für die langfristige Vervierfachung der Gigafactory-Kapazität auf 2 Millionen Elektroautos pro Jahr erforderlich ist. Weitere wichtige Themen seit vergangenem Sonntag waren die nahende Neuabstimmung über den Milliarden-Bonus für CEO Elon Musk, Zölle auf chinesische Elektroautos, Supercharger-Pläne sowie Daten zu der Autopilot-Erweiterung FSD.

Tesla-Gegner in Grünheide wollen bleiben

Die Sitzung der Gemeinde-Vertreter von Grünheide am Donnerstagnachmittag fand unter Polizei-Schutz statt. Der Widerstand von lokalen und anderen Gruppen gegen die Tesla-Fabrik und deren Erweiterung ist erheblich – in der Woche zuvor hatte es im Rahmen von mehreren Aktionstagen vor Ort unter anderem den Versuch gegeben, das Gigafactory-Gelände zu erstürmen. Ein Camp von Tesla-Gegnern, das innerhalb des jetzt neu beschlossenen Bebauungsplan-Gebiets liegt, wurde trotz Polizei-Bedenken zunächst bis diesen Montag als Versammlung genehmigt. Die Teilnehmer streben eine Verlängerung an und stellten sich laut Berliner Morgenpost darauf ein, den gesamten Sommer über zu bleiben.

Außerdem werden Klagen gegen den Gemeinde-Beschluss geprüft, die zu weiteren Verzögerungen führen könnten. Allerdings dürfte es Tesla derzeit nicht mehr so eilig mit der Erweiterung (s. Grafik oben) haben wie zu Beginn der Planungen, denn die aktuell genehmigte Kapazität von 500.000 Model Y pro Jahr wird aufgrund sinkender Verkaufszahlen in Europa bei weitem nicht ausgenutzt. Von weltweiten Job-Streichungen bei Tesla seit Mitte April ist auch die deutsche Gigafactory betroffen, wenn auch bislang offenbar in viel geringerem Umfang als andere Standorte.

V4-Investition in deutsche Supercharger

Ende des Monats war bekannt geworden, dass Tesla auch sein gesamtes Supercharger-Team entlassen hat. Kurz weckte das die Befürchtung, dieses bedeutende Geschäftsfeld solle aufgegeben werden, was CEO Musk aber beendete, indem er für 2024 mindestens 500 Millionen Dollar Supercharger-Investitionen ankündigte. Jetzt zeigte sich, wofür ein Teil dieses Geldes vorgesehen ist: Tesla startete eine Ausschreibung für die Modernisierung seiner alten Stationen in Deutschland. Offenbar sollen alle noch vorhandenen V2-Supercharger auf die neueste Generation V4 aufgerüstet werden, die sich mit längeren Kabeln und Displays besser auch für fremde Elektroautos eignet.

Ebenfalls von Musk selbst auf seiner Plattform X kamen in der zurückliegenden Woche relativ konkrete Aussagen zu Status und Weiterentwicklung der Software FSD, die als Autopilot-Erweiterung weit reichende Assistenz bietet und später autonomes Fahren ermöglichen soll. Seit April kann jeder Tesla-Neukäufer in den USA die FSD-Option 30 Tage lang kostenlos testen, und auf der Basis von Kreditkarten-Auswertungen wurde berichtet, nur 2 Prozent davon würden sich anschließend für ihren Kauf für 8000 Dollar oder das Monatsabo für 99 Dollar entscheiden. Die wahre Quote sei viel höher, schrieb der Tesla-Chef dazu am Mittwoch, ohne einen anderen Wert zu nennen.

Tesla-Chef Musk nennt neue FSD-Ziele

Derzeit nutzen FSD-Kunden und -Tester die Version 12.3.6, die nach ihren Angaben gegenüber früheren bereits deutlich weniger Interventionen pro Meile erfordert als frühere. Für FSD 12.4 kündigte Musk am Mittwoch an, dass sie in dieser Hinsicht eine Verbesserung um den Faktor 5-10 bringen und ab dem Wochenende intern getestet werde; ein begrenzter externer Beta-Test werde in der Woche darauf beginnen. Darauf soll laut dem CEO Ende Juni Version 12.5 mit einer weiteren deutlichen Erhöhung der gefahrenen Meilen bis zu einem Eingriff der Person am Steuer folgen. Mit ihr solle auch der Cybertruck erstmals FSD bekommen.

Für Begeisterung an der Börse hatte Ende April die Meldung gesorgt, dass Musk bei einem Besuch Fortschritte bei der Entwicklung und Einführung von FSD in China erzielte. Dazu gab es in der zurückliegenden Woche weitere, allerdings uneindeutige Neuigkeiten. Einerseits berichtete die Agentur Reuters, Tesla plane ein lokales Daten-Zentrum, um in China gesammelte Fahrdaten vor Ort für das Trainieren des FSD-Algorithmus zu verwenden. Andererseits wurde laut South China Morning Post am Freitag eine Liste von Unternehmen einschließlich Tesla veröffentlicht, denen Daten-Transfers ins Ausland erleichtert werden sollen. Ob das auch den Export von Videos für das FSD-Training umfasst, wurde zunächst nicht klar.

USA und EU mit Elektroauto-Zöllen

Laut CEO Musk ist autonomes Fahren für Tesla langfristiger viel wichtiger als bloßer Elektroauto-Verkauf. Sein Heimatmarkt USA führte in dieser Woche jedoch neue Zölle ein, die westliche Hersteller vor der zunehmend übermächtig wirkenden Konkurrenz aus China schützen sollen. Auf importierte Elektroautos werden laut der Marktforschungsfirma RhoMotion ab diesem Jahr volle 100 Prozent statt bislang schon 25 Prozent fällig. Das dürfte unmittelbar wenig ändern, denn der große Tesla-Rivale BYD hatte schon zuvor erklärt, den US-Markt vorerst nicht angehen zu wollen.

Deutlich erhöht wurden aber auch die Import-Zölle für Batterien und kritische Mineralien, was sich auf Tesla eher negativ auswirken dürfte. Dem Vernehmen nach stecken in den meisten Model 3 für die USA derzeit Batterien aus China, nur nicht in der vor kurzem neu eingeführten Performance-Version, die deshalb als einzige für die Steuer-Gutschrift von 7500 Dollar qualifiziert ist. Der höhere Batterie-Zoll von jetzt 25 Prozent dürfte die Kosten für die beiden kleineren Tesla Model 3 aus US-Produktion steigen lassen, wenn sich kein lokaler Ersatz finden lässt.

Ähnlich zweischneidig sieht es bei möglichen Strafzöllen der EU auf chinesische Elektroautos aus. Dazu hieß es in der zurückliegenden Woche, diese könnten kurzfristig eingeführt werden und eine Erhöhung von aktuell 10 Prozent auf 30 Prozent bedeuten. Doch die Mitgliedsstaaten und ihre Wirtschaftsvertreter sind sich darüber keineswegs einig. Insbesondere die deutsche Industrie fürchtet Vergeltungsmaßnahmen, die ihre Exporte nach China bedrohen. Bei einer gemeinsamen Presse-Konferenz sprachen sich Deutschlands Kanzler Olaf Scholz und Schwedens Premierminister Ulf Kristersson am Dienstag für Zurückhaltung in dieser Hinsicht aus, wie Bloomberg berichtete. Von höheren Zöllen auf China-Elektroautos würde auch Tesla belastet, denn das Model 3 kommt weiterhin in allen drei Varianten von dort nach Europa.

Tesla macht Werbung für Musk-Bonus

In den USA und Europa bietet Tesla derzeit subventionierte Zinsen für das Model Y und in China seit Freitag auch für das Model 3 an. Auf Verkaufsförderung durch klassische Werbung verzichtet das Unternehmen dagegen weiterhin weitestgehend, obwohl CEO Musk zwischendurch zumindest Experimente mit bezahlten Tesla-Anzeigen angekündigt hatte.

Dafür wird jetzt immerhin sozusagen für ihn selbst geworben: Für die Hauptversammlung im Juni schlägt das Board unter anderem vor, wie vom CEO gewünscht die Tesla-Registrierung von Delaware nach Texas zu verlegen und ihm den Aktien-Bonus um Wert von rund 50 Milliarden Dollar wieder zuzusprechen, den ein Gericht Ende Januar für ungültig erklärt hatte. Konkret für diese beiden Vorschläge schaltete Tesla am Montag bezahlte Anzeigen bei Google und dem Musk-Dienst X, wie eine Börsen-Mitteilung zeigt.

Board-Mitglieder um die Vorsitzende Robyn Denholm befindet sich zudem derzeit auf einer Tour, um bei wichtigen Anlegern direkt um Zustimmung zu werben. Das wird nicht einfach, wie Denholm der Financial Times in einem langen Interview sagte. Darin verriet sie unter anderem, dass es manchmal schwierige Diskussionen über X-Nachrichten von Musk gebe. Sie müsse aber nicht fürchten, dort über Nacht vom CEO mit einem Strategie-Wechsel überrascht zu werden. Musk die vom Gericht aberkannte Tesla-Vergütung für die Zeit seit 2018 nicht zurückzugeben, bezeichnete die Board-Chefin als unfair.

Musk laut Board-Chefin voll engagiert

Für die Ummeldung nach Texas bräuchte es laut FT bei der Hauptversammlung die Mehrheit aller Tesla-Stimmen; für die Bestätigung des CEO-Bonus würde eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen genügen, wobei seine eigenen und die seines Bruders Kimbal nicht berücksichtigt werden. Manche Anleger befürchten, dass Musk den Job aufgeben würde, wenn er das Milliarden-Paket nicht zurückbekommt, zumal er zuvor eine weitere Aufstockung auf 25 Prozent der Tesla-Anteile gefordert hatte. Dazu sagte Denholm jetzt, er habe in dieser Hinsicht niemanden eine Pistole an den Kopf gesetzt und sei ihrer Meinung nach absolut engagiert für Tesla.

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