Tesla

Freitag Magazin: S-Klubs 300 SL-Tesla. State of Play: Elektromobilität weltweit – Deutschland mit 10 weiteren Ländern auf dem Rückzug.

Kein Retrofit wie alle anderen: der 300 SL von S-Klub LA

Über den englischen Retrofit-Spezialisten Electric Classic Cars (ECC) haben wir schon mehrfach berichtet. ECC hat sich darauf spezialisiert, Oldtimer und Youngtimer auf Elektro umzubauen. Das sind klassische Retrofits, die von Aussen wie das Original aussehen, weil sie auf dem Original basieren. Der Verbrennungsmotor wird herausgenommen, dafür werden Elektromotoren und Batterien verbaut – meistens von Tesla.

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S-Klub LA hat den Mercedes-Benz 300 SL elektrifziert – oder besser: ein Tesla Model 3 „gullwingisiert“ (Foto: S-Klub LA)

S-Klub LA hat das Ganze umgedreht

Wer die verschiedenen Autoveredlungsserien auf Netflix und Co kennt, der weiß, dass die Amerikaner bei Autoveränderungen, bzw. eigenen Autodesigns recht schmerzfrei sein können. Da wird auf Basis einer alten Corvette schon mal ein komplett neues Auto konstruiert und für viele 100.000 US-Dollar an Sammler weiterverkauft, die sich auf außergewöhnliche Designs spezialisiert haben. In Staffel 5 der US Doku-Serie „Car Masters“ haben die Designer um Mark Towle gar ein Tesla Model S umgebaut – auf Verbrenner. Ein echtes Sakrileg für die Elektromobilitäts-Blase. In den Staaten sieht man das Ganze aber komplett entspannt. Da gibt es viel friedliche Koexistenz und wenig TÜV.

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Das Original. Der Mercedes-Benz 300 SL Gullwing ist eine der wenigen Auto-Ikonen der Welt.

Apropos Sakrileg: Der Mercedes-Benz 300 SL Gullwing

Es gibt nur wenige wirkliche Auto-Ikonen: der Jaguar E-Type ist unter anderem ist eine solche, die Porsche 356 und 911, und der Mercedes-Benz 300 SL (W 198).  Dieser Sportwagen wurde von der Daimler-Benz AG von 1954 bis 1963 hergestellt. Es gab ihn von 1954 bis 1957 als Coupé mit Flügeltüren und später als Roadster. Laut Wikipedia wurden 1.400 Coupés und 1.858 Roadster gebaut. Der 300 SL wurde sogar von den Lesern der deutschen Oldtimer-Zeitschrift Motor Klassik zum „Sportwagen des Jahrhunderts“ gewählt.

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Wie beim Tesla Model 3 ist der Türöffner ein unglaubliches Gefiffel, das für lange Fingernägel völlig ungeeignet und gefährlich ist.

Die Eckwerte sind für die Zeit außergewöhnlich: 1.295 kg Leergewicht, 3,0 Liter Direkteinspritzer Benzinmotor mit 158 – 176,5 kW und Höchstgeschwindigkeiten bis zu 260 km/h je nach Motorisierung und Übersetzung. Nun wurde offenbar das Sakrileg gebrochen: S-Klub LA hat eine Elektroversion des 300 SL auf die Räder gestellt. Das Einzelstück kann man sogar kaufen – es ist derzeit noch auf dem Internet-Auftritt der Veredler zu finden.

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Wie zeitlos ddas „Gullwing“-Design ist, sieht man an der Elektro-Umsetzung der Kalifornier. Vergangenheit und Moderne kongenial verwoben. (Foto: S-Klub LA)

Model 3 „Retrofit“

Wir können Entwarnung geben. Keiner der letzten Gullwings wurde ausgeschlachtet. Im Gegenteil. Die Amerikaner sind bekannt dafür, Auto-Ikonen täuschend echt nachzumodellieren. Sehr zum Leidwesen der internationalen OEMs, die die „Rip-Offs“ mit wenig Begeisterung betrachten. Was S-Klub aber aus dem Tesla Model 3 gemacht hat, verdient mehr als Anerkennung. Man hat aus einem schnöden Elektroauto von der Stange eine echte Elektro-Ikone geformt. Was uns zu der Frage bringt: warum müssen Stromer immer so emotionslos aussehen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem MG Cyberster oder der Studie Cadillac SOLLEI sehen die meisten Elektrofahrzeugen sterbenslangweilig und uncool aus. Da brauchts offenbar die Entwürfe aus der goldenen Zeit der Automobile, um wenigstens ein bißchen Stil in die Chose zu bringen.

S-Klub LA haben das bestens umgesetzt. Sie haben die Moderne und die Vergangenheit kongenial zusammengeführt. Vom Tesla stammt die Technik, vom Gullwing der Stil. Der Preis? Der Gentleman schweigt und genießt.

S-Klub LA | Wir haben ein Tesla Model S auseinandergenommen um das hier zu kreieren.

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Weltweit gesehen ist die Elektromobilität keineswegs auf dem Rückzug. Im Gegenteil. Die deutsche Schwäche ist vielmehr hausgemacht.

NGOs: New Automotive analysiert die weltweite Elektromobilität

Stockt die Elektromobilität? Kann man so pauschal nicht sagen. Fakt ist, dass die Zuwachsraten der letzten 12 Monate im Vergleich zu den vorhergehenden 12 Monaten teilweise beeindruckend sind – aber nicht bei den üblichen Verdächtigen. Hätten Sie gedacht, dass Brasilien hier an der Spitze ist, mit einem Zuwachs von 430,0 %? Freilich kommt der südamerikanische Staat von recht geringen Stückzahlen. 2023 betrug der Anteil der reinen Stromer dort weniger als 1 %.

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Im Zeitraum der letzten 12 Monate zeigten vor allem Länder wie Brasilien, Mexico und Chile atemberaubende Zuwachsraten. Deutschland landet auf dem 34. Rang mit einem dicken Minus.

Süd- und Mittelamerika

Mit Mexico (Nr. 2 – + 127,9 % und Chile (No. 3 – +125,1 %) sind zwei weitere Staaten der „Americas“ mit von der Partie. Erst dann folgt Thailand mit einem Zuwachs von 11,9 Prozent. Das alles muss man jedoch immer vor dem Hintergrund der tatsächlichen Stückzahlen betrachten.

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Zuwachsraten nur in Asien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die „Americas“ und Europa stagnieren.

Die großen Märkte: USA und China

Die EU wuchs wegen der deutschen Schwäche (hier: im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitruam) nur um 1,3 Prozent, wäre aber ohne Deutschland mit +9,4 % bestens dagestanden. Das Wachstum der beiden großen Märkte USA und China hingegen war in den vergangenen 12 Monaten tatsächlich mit 21,7 und 21,2 % nicht unbedingt schlecht ausgefallen, auch wenn man bislang andere Zuwachsraten gewöhnt war. Trotzdem befinden sich die beiden Märkte damit nur an 21. und 22. Stelle weltweit. Deutschland hingegen ist auf den 34. von 41. aufgeführten Plätzen zurückgefallen. Damit zieht der größte europäischen Markt natürlich den Rest mit sich – übrigens nicht nur bei der Elektromobilität.

Seit Anfang 2024 schwächelt der weltweite Absatz

Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein. In den ersten beiden Quartalen 2024 stagnierten die Americas und Europa weitgehend. Einzig die asiatischen Märkte sahen gute Zuwachsraten im Vergleich zu den Vorjahresquartalen. Mit einer Ausnahme: Japan. In Japan will sich die Elektromobilität einfach nicht beschleunigen. Der Marktanteil liegt hier seit Jahren bei rund 1 Prozent. Tendenz gleichbleibend.

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Chinas Marktanteile für Stromer enteilen erst seit 2023.

Und wie gehts den Elektromobilitäts-Dorados?

Norwegens Zuwachsrate im Erhebungszeitraum bescherte einen letzten, und damit 41. Platz. Freilich auf hohem Niveau, sprich installierter Basis. Der Marktanteil der reinen Stromer hat sich dort monatsweise bei um die 80 % eingepegelt. Zuletzt allerdings mit fallender Tendenz. Einen gigantischen Absturz hat Island hinter sich. Dort stieg der Marktanteil der verkauften BEVs Monat für Monat mit kleinen Ausschlägen nach unten kontinuierlich bis zum November 2023 auf fast 80 % an, um dann einen jähen Absturz bis April 2024 auf weniger als 20 % hinzulegen. Derzeit fängt sich die Kurve wieder bei etwas über 10 %.

Der zweite große europäische Markt, die Niederlande, erreichten trotz Rückschlägen in den ersten Monaten der Jahre 2020, 2021 und 2022 inzwischen ein passables kontinuierliches Ergebnis von rund 30 %.

e-engine meint: Die Analysen von New Automotive bringen etwas Licht ins weltweite Dunkel. Allen Erhebung gemeinsam ist die Tatsache, dass der Marktanteil dramatisch einbricht, wenn die staatlichen Subventionen gekürzt oder komplett gestrichen werden. Die Elektromobilität ist tatsächlich nur in Asien wirklich auf dem Vormarsch, in Europa schwächte sich der Trend seit 2023 tatsächlich ab um seit dem zweiten Quartal 2024 wieder leicht an Momentum zu gewinnen. Die „Americas“ hingegen dümpeln mit recht geringen Zuwachsraten vor sich hin. Der Marktanteil beträgt hier rund 6 % seit  dem 1. Quartal 2023 und stagniert weitgehend. Wer indes länderspezifisch Infos über die Marktanteile der Elektromobilität abrufen möchte, der findet bei New AutoMotive im „Global Elelectric Vehicle-Tracker“ tatsächlich ein unerschöpfliches Informationsreservoir.

Foto: S-Klub LA (inkl. Youtube Stills), Mercedes-Benz, New Automotive (Charts), istock

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