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Nach Gewinneinbruch - „Wird Geschäft ruinieren“ – Wie Musk zunehmend zum Tesla-Risiko wird

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Tesla-Boss Elon Musk

Tesla-Boss Elon Musk

Sein Tesla Model S sei nicht viel gelaufen und in perfektem Zustand, schrieb Ross Gerber am Dienstag im sozialen Netzwerk „X“. Doch der bekannte US-Fondsmanager habe sich dazu entschlossen, sein E-Auto zu verkaufen.

Als Grund nannte Gerber nicht etwa die Reichweite oder Qualität. „Es ist ein großartiges Auto“, schrieb er. Die Werte von Tesla-Chef Elon Musk würden nur nicht mehr mit seinen übereinstimmen, verriet der Investor jüngst in einem Interview.

Amerikaner wie Gerber könnten zunehmend zur Gefahr fürs Geschäft von Tesla werden. Schon das zweite Quartal in Folge hat das Unternehmen jetzt mit einem drastischen Gewinnrückgang abgeschlossen. Von April bis Juni verdiente der E-Autobauer nur noch rund 1,5 Milliarden Dollar – und damit ganze 45 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Das liegt vor allem am weltweit schwächelnden Markt mit Elektrofahrzeugen. Beobachter geben Musk aber inzwischen eine Mitschuld an den jüngsten Misserfolgen. Nicht nur seine klare Positionierung für Donald Trump im US-Wahlkampf dürfte zahlreiche Käufer kosten. Zuletzt fiel der Milliardär in seinem sozialen Netzwerk „X“ erneut mit antisemitischen Andeutungen und Verschwörungstheorien auf.

Der Gesamtumsatz von Tesla stieg im zweiten Quartal zwar um zwei Prozent auf 25,5 Milliarden Dollar. Das lag aber vor allem an dem wachsenden Geschäft mit Energie und Stromspeichern. Im Autogeschäft fiel der Umsatz hingegen um sieben Prozent auf rund 19,9 Milliarden Dollar.

Eigentlich hatte Musk seinem Unternehmen ein striktes Wachstumskonzept verschrieben. Den Fahrzeugverkauf – und damit auch den Umsatz – sollten kräftige Rabatte ankurbeln. Musk hatte in den vergangenen Jahren mehrfach die Preise für die beliebtesten Tesla-Modelle teils um mehrere Tausend Dollar gesenkt. Doch Tesla bekommt nicht nur die neue Konkurrenz durch Billighersteller aus China zu spüren, der Markt kühlt sich auch insgesamt merklich ab.

Musk selbst sprach am Dienstag von einer vorübergehenden Nachfrageflaute nach Elektroautos. Bei Investoren wachsen jedoch Zweifel. Der E-Autobauer habe vier Quartale in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt, bemerkt Dan Coatsworth, Analyst bei AJ Bell. „Tesla muss jetzt schnell einen besseren Weg finden, auch in einem schwierigen Umfeld für Elektroautos zurechtzukommen.“

Die Aktien gaben im nachbörslichen Handel zwischenzeitlich mehr als acht Prozent nach. Dabei konnte sich der Tesla-Kurs zuletzt stark erholen. Seit seinem vorläufigen Jahrestief im April hatte die Aktie um 80 Prozent auf zuletzt 260 Dollar zugelegt. Anleger hatten große Hoffnungen in das angekündigte Robotaxi des Unternehmens und in Investitionen in KI gesetzt. Eine besondere Rolle soll künftig der humanoide Roboter „Optimus“ spielen, der zunächst in der Produktion eingesetzt werden soll.

„Elon ist gut darin, den Investoren eine Karotte vor die Nase zu hängen“, sagt David Wagner, Portfoliomanager beim Tesla-Investor Aptus Capital Advisors. Aber seine Ideen würden dazu neigen, groß bei den Visionen und schwach in der Umsetzung zu sein.

Wie schon bei vorherigen Produkten wird Tesla auch den angekündigten Vorstellungstermin des neuen Robotaxis nicht einhalten können. Statt am 8. August sollen die Details jetzt erst am 10. Oktober bekanntgegeben werden.

Neben den bloßen Zahlen geraten jedoch auch Musks private Entscheidungen in den Fokus. Aktuelle Erhebungen legen nahe, dass Tesla längst Teil des politischen Kulturkampfes in den USA geworden ist – mit negativen Konsequenzen fürs Geschäft. Denn fast die Hälfte seiner weltweiten Umsätze erzielte der E-Autobauer im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten.

Ein Tesla als linksradikales Statussymbol

Konkret zeigen Daten der US-Analysefirma Civic Science, dass Teslas Beliebtheit unter den Anhängern der demokratischen Partei im Juli auf 16 Prozent gesunken ist, verglichen mit 39 Prozent im Januar. Dabei zählte ausgerechnet diese Gruppe jahrelang zu den wichtigsten Käufern des E-Autobauers, schließlich nutzten Demokraten die Elektrofahrzeuge gern als linksliberales Statussymbol und Ausdruck ihrer privaten Klimaschutzbemühungen.

Manche Beobachter geben Musk deshalb eine Mitschuld an den schlechten Ergebnissen. „Er hat den Großteil seiner Käuferbasis komplett vergrault“, sagte etwa der bekannte Hedgefonds-Manager Mark Spiegel gegenüber dem Finanzportal „Yahoo Finance“. Das werde das Geschäft ruinieren. „Ich kann mir keinen einzigen Demokraten vorstellen, oder nur sehr wenige, die zu diesem Zeitpunkt bereit wären, einen Tesla zu kaufen“, sagte Spiegel.

Nach dem Attentat auf Donald Trump bei einer Wahlkampfrede in Pennsylvania hatte Musk seine offizielle Unterstützung für den Republikaner für die Wahl im November verkündet. Doch das konnte den Beliebtheitsrückgang der Automarke unter den Demokraten kaum kompensieren. Im Gegenteil: Auch unter den Anhängern der Republikaner ist der Wert im gleichen Zeitraum von 36 Prozent auf 23 Prozent gesunken.

Einen solchen Rückgang wollen Marktforscher auch schon im vergangenen Jahr festgestellt haben, als Kritiker Musk antisemitische Äußerungen auf „X“ unterstellt haben. Der Tesla-Chef erklärte später zwar, er sei kein Antisemit, sondern würde lediglich seine Meinung äußern. Doch erst vor wenigen Tagen postete er erneut strittige Sätze.

Nach der Ankündigung von US-Präsident Joe Biden, seine Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen, schrieb Musk: Die wahren Mächte entledigten sich „der alten Marionette zugunsten einer, die eine bessere Chance hat, die Öffentlichkeit zu täuschen“. Später implizierte er, der jüdische Investor George Soros und dessen Sohn Alexander würden die Strippen ziehen. Das Bild von einer Marionette, die angeblich von reichen Hintermännern gesteuert wird, wird oft als antisemitisches Symbol verwendet.

Doch es sind längst nicht nur die ausbleibenden Käufer, die Tesla langfristig Probleme bereiten könnten. Es ist auch die Politik jener Republikaner, die Musk jetzt unterstützt. Trump und sein jüngst ernannter Vizekandidat J.D. Vance haben zuletzt immer wieder betont, staatliche Subventionen für Elektroautos streichen zu wollen. Derzeit sind das immerhin Steuergutschriften von bis zu 7500 Dollar beim Kauf eines Fahrzeugs.

Ron Jewsikow, Analyst beim US-Finanzdienstleister Guggenheim Securities, sagte gegenüber „Yahoo Finance“, dass die staatlichen Steuergutschriften jedoch ein „Schlüsselfaktor zur Erschwinglichkeit“ für Tesla seien. Er warnte vor negativen Konsequenzen für das Unternehmen, sollten die Subventionen abgeschafft werden. Schließlich würde das die Anschaffung schlagartig verteuern.

Sein Tesla Model S will Ross Gerber jetzt mit einem großzügigen Abschlag verkaufen. 70.000 Dollar verlangt der Fondsmanager für das Fahrzeug. Dabei habe er ursprünglich mal 110.000 Dollar dafür bezahlt.

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