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Tesla Model S

Tesla Model S Plaid: Test

Die Amis feiern ihn, 2,1 auf 100 – der Plaid. Es wird Zeit, das Messgerät reinzuhängen und zu schauen, was er wirklich kann, längs- und querdynamisch.

Richtig, das ist kein echtes Sportscar. Und ja, wir werden in Zukunft weiterhin nur über wenige ausgewählte E-Autos berichten, versprochen. Aber wenn so ein Stromer auf der Nordschleife 7:25 Minuten fährt, dann ist das ziem­lich sportlich – und exakt solch eine Ausnahme. Wenn so ein Zwei­tonner längsdynamisch alles in Grund und Boden fährt, dann wol­len wir das auch ausprobieren, mit Messgerät versteht sich. Und so kam es zum Tesla Model S Plaid.Kurze Anfrage bei Elon Musk, Par­don: der Presseabteilung, innerhalb weniger Wochen stand ein Test­wagen in der Redaktion. Leider nicht mit dem gewünschten Track- Paket, die Goodyear-Semis waren nicht verfügbar. Dafür aber die se­parat bestellbare Keramikbremse. Leistung? Dazu vier Zahlen zur Ein­ordnung: 1020 PS, 1424 Nm Dreh­moment, 2,1 Sekunden auf 100, 322 km/h Spitze. Damit wird die Klimarettung wohl nicht gelingen, damit fährt man eher der Erderwärmung davon.

Die bittere Wahrheit im Test des Tesla Model S Plaid

Aber das mit Klima und Co. ist ein anderes Thema. Darüber sollen Berufenere urteilen, uns geht es wie gesagt um die Performance und nicht um Reichweite. Apro­pos: 600 Kilometer versprechen die Amerikaner. Vergessen Sie es, von der Redaktion zum Dekra Lausitzring sind es exakt 378 Kilometer. Beim Start war der Akku auf 100 Prozent, schon nach einer Stunde bei Tempo 120 meldete sich der Computer, dass wir bei dem Speed nicht ohne nachzuladen ankommen werden. Und wir waren sogar im “Lässig”- Modus unterwegs. Auch bei der Rückfahrt keine Chance auf mehr als 400 Kilometer Reichweite. Vielleicht haben wir einen Zauberschalter übersehen oder wir können einfach nicht E – egal.tesla model s plaid: test

13.825 Euro für die Keramikbremsen sind fett. Pedalgefühl? Gewöhnungsbedürftig.

Bild: Lena Willgalis / AUTO BILDApropos Zauberei: Was heißt Plaid? Plaid ist Englisch, bedeutet so viel wie Karomuster und wird tatsächlich “Plaahd” ausgespro­chen. Der Name kommt aus der Science-Fiction-Komödie Space­balls. Da gibt es ein Raumschiff, das mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann und dann einen ka­rierten Schweif im Weltraum hin­terlässt. Noch kurz etwas zur Tech­nik. Drei mächtige E-Motoren, einer vorn, zwei hinten, plus der 100-kWh-Akku unter dem Auto, das war es schon.

Interieur ist unnötig modern

Einsteigen. Das Gestühl ist besser als das, was wir vor ein paar Jahren im Model S erleben durf­ten. Dennoch weit weg von Seiten­halt, Komfort und der Wertigkeit eines Porsche, Mercedes oder Au­di. Und dann die Hand ans Lenk­rad, pardon Halbrad. Das im Test­wagen verbaute “Yoke”-Lenkrad kommt halbiert daher und soll an das Steuer eines Flugzeugs erin­nern. Dessen Piloten müssen nicht umgreifen, beim Rangieren eines Plaid ist das aber notwendig – und dann greift man ins Leere. Auch sonst ist das Ding alltagsuntauglich.Zum Glück kann man auch ein rundes Lenkrad haben. So oder so befinden sich die Blinker-Tasten links in selbigem – völliger Unsinn. Bitte einen ganz normalen Blinkerhebel, nicht alles ist praktisch was modern sein soll. Genauso die Gangwahl, die erfolgt über den verstellbaren Zentralbildschirm.tesla model s plaid: test

Das Yoke-Lenkrad ist eher ein Joke-Lenkrad. Sparen Sie sich die 1000 Euro.

Bild: Lena Willgalis / AUTO BILDDas klappt in der Praxis aber nach ein paar Fahrten gut. Thema Alltag: Das Luftfahrwerk macht einen guten Job, dämpft und fe­dert, kurvige Landstraßen machen sogar richtig Spaß. Autobahn funk­tioniert auch, für die versproche­nen 322 km/h braucht man dann doch aber einige Kilometer Anlauf. Jeder Tritt ins Fahrpedal sorgt dagegen für breiteres Grinsen. Im­mer wieder dieser Überraschungs­effekt, der Unmengen Adrenalin freisetzt. Doch ganz ehrlich, ir­gendwann flasht es einen nicht mehr. Ab auf das Dekra-Testoval: Was geht längsdynamisch?

Neuer SPORTSCARS-Rekord: Power-Stromer mit Blitzstart

Ein Druck auf die Drag Race-Taste, einige Minuten den Akku auf die richtige Temperatur für den Powerstart konditionieren, denn einfach mal so in 2,1 von 0 auf 100 beschleunigen funktio­niert nicht. Cheetah (Launch-Con­trol) ist aktiviert, die Front duckt sich. Bremse, Vollgas, ein gelbes Licht im Display wird immer grö­ßer, Fuß von der Bremse, der Kopf prallt in die Kopfstütze, der Rü­cken verschmilzt mit dem Leder­sitz. Alles so brutal, dass ohn­machtsempfindliche Menschen lieber vorher ihren Arzt fragen soll­ten, ob ihr Körper so was erträgt. Kein Schlupf, keine Gangwechsel, das GPS-Gerät zeigt 2,44 Sekunden an, neuer AUTO BILD SPORTSCARS-Rekord! Ganz ehrlich, das ist die brutalste Beschleunigung, die ich je erlebt habe. Und ja, ich habe auch die 2,5 Sekunden im bis­herigen Sprint- King 911 Turbo S selbst gemes­sen. Noch ein Rekord? Ja, Viertel­meile und 100–200 war der Plaid schneller als der Ferrari 296 GTB. Aber was ist mit den versproche­nen 2,1 auf 100? Ein kleines Stern­chen am Wert verrät, dass die Werksangabe amerikanisch mit rollendem Start (roll out) gemes­sen worden ist und nicht wie bei uns aus dem Stand. tesla model s plaid: test

Fakt ist: Rennstrecke kann der Plaid. Wenn man jetzt noch den großen Abstand zur Porsche-Fahrwerks-Performance schließt, dann, ja dann …

Bild: Lena Willgalis / AUTO BILDUnd weil wir schon einmal hier am Lausitzring sind, die Keramikbremse verbaut ist und mit dem Michelin Pilot Sport 4 S kein schlechter Reifen auf den 21-Zöl­lern steckt, drehen wir noch eine schnelle Runde. Und die ist gar nicht so übel. Die Vorderachse un­tersteuert hier und da, dafür drückt das Heck kurvenausgangs schön mit. Auf den Geraden macht er or­dentlich Meter, spätes Anbremsen Fehlanzeige. Die Keramikbremse ist ein Murks, das Pedalgefühl weit weg von einem Porsche Taycan, die Ausdauer na ja, nach zwei Run­den weiches, langes Pedal, es fehlt an Vertrauen. Ob das alles mit den optionalen Goodyear-Semislicks besser gewesen wäre? Vielleicht, auf keinen Fall aber so viel schnel­ler, dass der Plaid den 2,55 Sekun­den entfernten Taycan Turbo S überholt hätte.

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