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Tesla im Bann des Cybertrucks, der Rückholaktionen und Streiks: „Wahnsinn“, sagt Musk

Hymnische und Hämische Kommentare zum Cybertruck, immer mehr Streiks in Skandinavien und Millionen Tesla müssen aufgrund von Autopilot-Problemen zurückgeholt werden: Tesla gerät immer stärker unter Druck.

Tesla im Bann des Cybertrucks, der Rückholaktionen und Streiks: „Wahnsinn“, sagt Musk

Die Tesla-Jünger feiern den neuen Cybertruck hymnisch als großartige Weiterentwicklung – die Skeptiker sagen: Der Insassenschutz passt nicht (der Cybertruck kommt in der Konfiguration auch nicht nach Europa) und der Cybertruck sei auch nur bedingt kugelsicher.

Der Chefdesigner von E-Autohersteller Tesla, Franz von Holzhausen, bezeichnet das Design des aus Edelstahl bestehenden Cybertrucks aber als Mittel zur Markenstärkung des Unternehmens. „Ob ich es liebe oder hasse, es ist ein Gesprächsstarter und bringt die Leute dazu, über die Marke zu reden“, sagte von Holzhausen im Petersen Automotive Museum in Los Angeles und fügte hinzu, dass der Pick-up kein Experiment der Firma sei.

Teurer und weniger Reichweite

Der Cybertruck soll ab einem Preis von 60.990 US-Dollar (55.531 Euro) erhältlich sein. Der Kaufpreis ist seit der Vorstellung des Trucks durch Elon Musk im Jahr 2019 um 50 Prozent gestiegen, aber der Wagen hat eine geringere Reichweite als ursprünglich angekündigt. Dennoch wecke der Wagen das Interesse der Kunden und potenzielle Besitzer stünden in einigen Tesla-Ausstellungsräumen sogar Schlange dafür, sagte von Holzhausen.

Rückholaktion für Millionen Tesla

Der US-Elektroautobauer Tesla muss zwei Millionen Fahrzeuge in den USA wegen Problemen mit dem Autopiloten zurückrufen. Hintergrund sei, dass Mechanismen fehlten, die sicherstellten, dass der Fahrer seine Aufmerksamkeit stets auf den Verkehr richte, erklärte die US-Verkehrsaufsicht NHTSA. Um das Problem zu lösen, werde Tesla ein Software-Update aufspielen.

Betroffen seien verschiedene Fahrzeuge der Modelle S, X, 3 und Y. Ohne Update bestehe Unfallgefahr, wenn der Autopilot aktiv sei, der Fahrer aber den Verkehr nicht ständig im Blick habe und damit Gefahrensituationen nicht rechtzeitig erkenne.

Zwei Jahre überprüft

Die Aufsicht hatte die Tesla-Funktion mehr als zwei Jahre lang überprüft und ruft nun quasi alle Tesla-Autos zurück, die in den USA verkauft wurden. Im August hatte die amtierende NHTSA-Chefin erklärt, es sei sehr wichtig, dass die Fahrer-Überwachungssysteme in Betracht ziehen, dass Menschen sich übermäßig auf Technologie verließen.

Ist der Tesla-Autopilot aktiv, regeln die Fahrzeuge die Geschwindigkeit selbstständig, solange sie auf der gleichen Fahrspur blieben. Bei einer erweiterten Autopilot-Funktion können sie auch die Spur wechseln. Es handelt sich nicht um eine Funktion, die autonomes Fahren ermöglicht, sondern um ein Fahrassistenzsystem – auch wenn der Name auf anderes schließen lässt.

Gerichtsverfahren anhängig

Tesla erklärte, es teile die Ansicht der Behörde nicht, werde aber die Software so verändern, dass weitere Sicherheitsmaßnahmen eingebaut seien. Unklar ist, ob auch Fahrzeuge in anderen Ländern zurückgerufen werden müssen.

Auslöser der Untersuchung war eine Reihe von Unfällen, bei denen der Autopilot aktiv war. Dabei haben Tesla-Fahrzeuge unter anderem geparkte Rettungswagen angefahren; bei einigen Unfällen kamen Menschen ums Leben. Der Tesla-Autopilot ist auch ein Fall für die Justiz: Im Oktober machte Tesla Zwangsmaßnahmen öffentlich, die sich mit dem Programm für selbstfahrende Autos (FSD) und dem Autopiloten beschäftigen. Ermittlungen drehen sich nach einem Reuters-Bericht vom Oktober 2022 auch um die Frage, ob Tesla damit werben darf, dass E-Autos von alleine fahren können.

Ausbau der Fabriken

Der US-Elektroautobauer Tesla will beim geplanten Ausbau seiner Deutschland-Fabrik Tempo machen. „Wir hoffen, dass im ersten Quartal die Genehmigung für den ersten Teilantrag erteilt wird“, sagte der Werksleiter von Tesla in Grünheide, André Thierig. „Die erste Teilgenehmigung für den Ausbau wird für uns ein Meilenstein sein. Sie umfasst eine Betrachtung der Umweltauswirkungen eines weiteren Ausbaus.“

Das Brandenburger Landesumweltamt erklärte auf Anfrage, es gebe bisher keine Einschätzung zum Zeitplan. Die Behörde sei dabei, ausstehende, abschließende Stellungnahmen der Beteiligten einzuholen.

Verdoppelung der Produktion, Umweltschützer kritisch

Tesla will die Produktion in Grünheide in Brandenburg von bisher geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million im Jahr verdoppeln. Derzeit werden laut Unternehmen mehr als 250.000 Fahrzeuge jährlich hergestellt. Für den Ausbau sind zunächst Optimierungen am bestehenden Werk geplant, später neue Gebäude zur Auto- und Batterieproduktion. Umweltschützer haben große Bedenken. Ein Teil des Geländes liegt im Wasserschutzgebiet.

Angesichts einer massiven Förderung in den USA geht Tesla vorerst nicht von einer kompletten Fertigung von Batterien in Grünheide aus. „Momentan liefern wir Teile für die Batteriezellfertigung nach Austin“, erklärte das Unternehmen. „Der Inflation Reduction Act lässt betriebswirtschaftlich kaum eine andere Entscheidung zu. Da hat die US-Regierung Fakten geschaffen.“ Das Gesetz zur Inflationsbekämpfung hatte dazu geführt, dass Tesla den Fokus auf die Batteriefertigung in Austin in Texas legte.

Machtkampf mit Gewerkschaften

Ein Machtkampf mit den schwedischen Gewerkschaften könnte sich für Elon Musk zu einem gefährlichen Flächenbrand in ganz Skandinavien ausbreiten. Wie berichtet verweigert Tesla Tarifverträge, die aber im schwedischen System tief verankert sind. Die Kritik wird immer lauter, auch von Investorenseite: Im Machtkampf zwischen der schwedischen Gewerkschaft IF Metall und dem US-Autobauer Tesla hat sich der billionenschwere Norwegische Staatsfonds für die Arbeitnehmer starkgemacht. „Wir erwarten von den Unternehmen, in die wir investieren, die Achtung der grundlegenden Menschenrechte, einschließlich der Arbeitnehmerrechte“, erklärte der Fonds-Betreiber Norges Bank Investment Management (NBIM).

Der 1,5 Billionen Dollar schwere Fonds ist der weltgrößte Aktienmarktinvestor. Mit einem Anteil von knapp 0,9 Prozent im Wert von 6,8 Milliarden Dollar ist er nach LSEG-Daten der siebtgrößte Tesla-Aktionär.

Der dänische Fonds PensionDanmark hatte jüngst in einer E-Mail an Reuters erklärt, wegen Teslas Haltung habe man Aktien des Konzerns im Wert von etwa 64 Millionen Euro verkauft. Der Streit zieht damit im Norden Europas immer weitere Kreise.

Keine Autos ausgeliefert

Aber nicht nur Investoren kritisieren. Gewerkschaften und Organisationen in Norwegen, Finnland und Dänemark ziehen mit, Auslieferungen etc. werden nicht mehr durchgeführt.

Tesla lehnt Kollektivverträge ab und hat erklärt, man biete von sich aus bessere Bedingungen. Die Region ist wichtig für Tesla: Norwegen war im vergangenen Jahr sein viertgrößter Markt bei Neuwagenverkäufen, Schweden der Fünftgrößte. Die finnische Gewerkschaft AKT an, sie werde ab 20. Dezember keine Autos des Konzerns von Elon Musk mehr für die Verschiffung nach Schweden verladen. Hafenarbeiter in Schweden, Norwegen und Dänemark haben bereits entsprechende Schritte vollzogen oder angekündigt. Musk hatte zum PostNord-Streik auf seinem Nachrichtendienst X geschrieben: „Das ist Wahnsinn.“

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