Es dauert noch ein paar Wochen, dann startet die amerikanische Elektromarke Lucid mit ihrem luxuriösen Erstlingswerk Air Grand Touring auch in Europa durch. Mit imposantem Luxus und spektakulären Fahrleistungen sollen Modelle wie ein BMW i7 oder der Mercedes EQS ausgestochen werden.
Das Design dieses Ufos auf vier Rädern ist eine echte Schau – keine Frage. Noch imposanter, noch edler und noch abgehobener als die Elektrolimousinen von Byton oder Farraday Future präsentiert sich das Außendesign des Lucid Air. Beim ersten Blick auf die 4,98 Meter lange Luxuslimousine wird klar: hier kommt die automobile Zukunft – natürlich elektrisch und cooler denn je. Eines steht ebenfalls fest: günstig wird das automobile Vergnügen, einen Lucid Air zum Beispiel im deutschen Straßenverkehr zu bewegen, nicht. Die Bestellliste der besonders exklusiven Dream Edition mit Vollausstattung in besonders edlen Farbkombinationen ist bereits seit langem geschlossen.
Lucid Air Grand Touring: Luxusstromer ab 218.000 Euro
Lucid
Mit einer Länge von 4,98 Metern rangiert der Air auf dem Niveau eines Mercedes EQE, des Audi A6 oder eines 5er BMW – innen bietet er mit einem Radstand von 2,96 Metern jedoch so viel Platz wie eine Mercedes S-Klasse. Lucid selbst hat seine Firmenzentrale in der Newark, unweit der Tesla-Fertigung in Fremont in der Bay Area. Gefertigt wird die Elektrolimousine ebenso wie der im kommenden Jahr folgende Elektro-SUV jedoch rund eine Stunde südlich von Phoenix / Arizona. Mehr als 30.000 Fahrzeuge sind derzeit vorbestellt und angezahlt.
Innen wartet viel Platz, edles Leder und klimatisierte Vordersitze, die mit schwarzem Leder bezogen. Die nicht weniger komfortablen Sitzgelegenheiten im Fond sind mit braunen Tierhäuten bezogen. Lucid sind seine Themenwelten besonders wichtig und jeder Fahrer kann diese beim Einsteigen beäugen. Auf der Türeinstiegleiste sind die Koordinaten der Orte, nach denen diese benannt wurden – zum Beispiel: Santa Monica. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Die Instrumente erinnern abgesehen vom fehlenden Head-Up-Display an den Porsche Taycan. Die in einer 34 Zoll großen Horizontalsichel angeordneten Runduhren sehen beinahe so klasse aus wie das Hochkant-Touch-Display in der Mittelkonsole, das sich auf Berührung an der unteren Kante in den unsichtbaren Raum verabschiedet und große Ablagen darunter freigibt. Schick und allemal praktisch gelöst.
Elektro-Luxusauto mit brachialer Power
Der Schub des 597 kW / 812 PS starken Lucid Air Grand Touring ist trotz des Gewichts von knapp 2,4 Tonnen Dank der 1.200 Nm maximales Drehmoment gewaltig. Aus dem Stand geht es in rund drei Sekunden auf Tempo 100 und erst bei 270 km/h ist Schluss. Noch leistungsstärkere Varianten schaffen sogar noch mehr. Die Zahlen auf dem digitalen Tacho rasen nur so vorbei, als es auf die Schnellstraße geht und der Lucid Air ebenso komfortabel wie brachial anschiebt.
Dank des serienmäßigen Allradantriebs bringt der Amerikaner seine üppige Leistung ebenso gekonnt wie lautlos auf die Straße. Auch die Abstimmung des komfortablen Fahrwerks und speziell der Bremse von maximaler Rekuperation zu den eingreifenden Bremsscheiben passt gut. Hier ist der Lucid Air GT besser als viele andere. Nicht überzeugen kann dagegen die Lenkung, denn die elektrische Unterstützung wirkt hölzern und beim Anlenken wenig filigran. Von der Fahrbahn und deren Oberfläche lässt sich nur wenig spüren. Das liegt auch an der adaptiven Luftfederung, die die meisten Unebenheiten auch bei den 21-Zöllern verschlingt.
Lucid
Im Innern bietet der Air jede Menge Luxus und einen Hauch skandinavischer Schlichtheit – Leder, Hölzer und auf besonderen Wunsch auch weiche Wolle auch an den Türtafeln – alles fasst sich gut an und sieht klasse aus. Hier und da hapert es jedoch bei der Verarbeitung – inakzeptabel für ein Fahrzeug der 150.000-Euro-Liga. Die Sitze sind so bequem wie kuschelwarme Sessel – Seitenhalt gibt es trotzdem – und jede Menge Langstreckenkomfort.
Dafür lassen sich anders als beim Mercedes EQS auf Knopfdruck auch Seiten- und Heckfenster verschatten. Schon ärgerlicher, dass sich das aufpreispflichtige Panoramadach, das sich je nach Modellvariante auch weit über die Köpfe der Frontinsassen zieht, nicht elektrisch bedecken lässt. Lange werden die europäischen Preise nicht auf sich warten lassen und vorbestellen lassen sich die drei Versionen Air Pure, Air Touring und Air Grand Touring zu Gebühren von 300 bis 900 Euro ohnehin.