Nach dem „Air“ bringt Lucid ein SUV auf den Markt, das mit einer Reichweite von über 700 Kilometern und jede Menge Platz punktet.
- Decke im Frunk zum Kuscheln
- 900-Volt-Architektur für schnelles Laden
- Leistungsgewicht von 9 PS pro Kilogramm
Bei Lucid läuft es noch nicht ganz rund. Zwar loben die Tester den Lucid Air, aber ein Verkaufsschlager ist die elektrische Luxus-Limousine bislang nicht, die hierzulande zu Preisen zwischen 109.000 und 218.000 Euro angeboten wird. Im dritten Quartal dieses Jahres hat das amerikanische Start-up lediglich 1.457 Einheiten des Stromers verkaufen können. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen aus Kalifornien inzwischen nur noch mit einem Absatz von 8000 bis 8500 Autos. Im kommenden Jahr soll es nun der Gravity richten, ein Luxus-SUV mit sieben Sitzen, jede Menge Platz und Power.
„Wir haben uns alle relevanten SUVs angeschaut und festgestellt, dass sie immer einen Kompromiss darstellen. Entweder On-Road oder Off-Road“, erklärt Designer Derek Jenkins und deutet auf eine Grafik, auf der die Silhouetten bekannter Crossover zu sehen sind. Vom Porsche Cayenne Coupé über den Range Rover bis zum Tesla Model X sind alle Nobel-Kraxler zu erkennen. Der Lucid Gravity soll alle diese Konkurrenten ausstechen, auch wenn diese meistens noch einen Verbrennungsmotor als Antriebsquelle haben. „Der Gravity ist ein bedeutender Schritt für Lucids weltweit führende Technologie und Design“, sagte CEO Peter Rawlinson bei der Vorstellung des neuen Modells.
Jede Menge Platz und Power Der neue Siebensitzer von Lucid könnte dem Tesla Model X, aber auch dem neuen Kia EV9 Konkurrenz machen
Decke im Frunk zum Kuscheln
Legt man die Lehnen der zweiten und der dritten Reihe um, entsteht eine rund 2,29 Meter lange Fläche. Eine witzige Idee ist der geräumige, nach vorne hin geöffnete Frunk mit einer integrierten Decke als Kantenschutz. Zwei zwei Personen können hier unter der geöffneten Fronthaube geschützt vor Wind und Wetter entspannt ihren Nobel-Schaumwein oder miteinander kuschelnd die Landschaft genießen.
Beim Interieur hat logischerweise der Lucid Air Pate gestanden. Schließlich teilt sich der Gravity mit der Limousine die Lucid Electric Advanced Platform (LEAP)-Architektur. Allerdings haben die Techniker das Ambiente und das Infotainmentsystem weiterentwickelt. Das gilt auch für die Position des Fahrers. Die geschwungene Instrumententafel mit den digitalen Anzeigen und dem 12,6 Zoll großen zentralen Touchscreen ist nach oben gewandert und befindet sich jetzt oberhalb des Lenkrads. Bei der ersten Sitzprobe behinderten die Monitore den Blick auf die Fahrbahn nicht merklich.
Schöne Aussichten Lucid-Chefentwickler Eric Bach (links) erfreut sich mit unserem Autor am Open-Air-Sitzplatz im vorderen Gepäckabteil: Die integrierte Decke sorgt hier für einen gewissen Kuschelfaktor. Fotos: Lucid
900-Volt-Architektur für schnelles Laden
Die Bedienung des Infotainments soll leichter von der Hand gehen als beim Air. Der Fahrer ist jetzt in der Lage, die oberste Menüebene des Touchscreens nach eigenem Geschmack mit Apps zu bestücken. Dass die Kalifornier nach wie vor bei der Klimaanlage auf klassische Hebel und Knöpfe setzen, ist nur zu begrüßen. Genauso wie die Tatsache, dass die Bedien-Satelliten am Lenkrad jetzt einen spürbaren Druckpunkt haben.
„Wir machen die Elektronik und die Software selbst“, sagt Chefdesigner Jenkins. Das trifft auch auf die Sprachbedienung zu: „Alexa ist nicht gut genug.“. Auch Chat GPT sucht man (noch) vergebens. Nicht dagegen ein veganes Interieur, das es auf Wunsch gibt.
Alles im Blick Die geschwungene Instrumententafel mit den digitalen Anzeigen und dem 12,6 Zoll großen zentralen Touchscreen ist beim Gravity nach oben gewandert und befindet sich jetzt oberhalb des Lenkrads. Der Blick auf die Anzeigen fällt so leichter.
Leistungsgewicht von 9 PS pro Kilogramm
Wie beim Lucid Air wird es auch beim Gravity nicht an Leistung mangeln: Das Top-Modell dürfte mit mehr als 1.000 Pferdestärken (735 kW) für Furore auf den Straßen sorgen. Der Gravity beschleunigt in rund 3,5 Sekunden von null auf 100 km/h und kann mehr als 2,7 Tonnen an den Haken nehmen. „Wir haben vom Air gelernt und das Wissen in den Gravity gepackt“, fasst Chefentwickler Eric Bach zusammen. Das fange bei der Aerodynamik an und höre bei den ASM (Asynchronmaschine) Elektromotoren auf.
Elektrische Zugmaschine 2,7 Tonnen kann der Lucid Gravity an den Haken nehmen. Bis zu 700 Kilometerdürfte er dann mit einer Ladung seines 118 kWh-Akkus aber nicht mehr kommen. Da hilft auch ein cW-Wert von 0,24 nicht mehr viel.
Die E-Maschine ist ebenfalls eine Lucid-Eigenentwicklung und sehr effizient: Die Leistungsdichte von 9,0 PS pro Kilogramm ist hier deutlich besser als die Konkurrenz. Laut Lucid beträgt der Wert beim Antrieb des Porsche Taycan 2,6 PS/kg und bei Tesla nach Angaben von Bach bestenfalls 3,2 PS/kg. „Wir haben geringere Reibungsverluste“, erklärt der Lucid-Entwickler den Unterschied.
Ende nächsten Jahres wird der Gravity auf den Markt rollen. Angepeilt wird ein Verkaufspreis für das Basismodell von unter 80.000 US-Dollar.