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Smartlock, Airtag oder gewöhnliches Fahrradschloss?

smartlock, airtag oder gewöhnliches fahrradschloss?

Abandoned padlock and chain in a public bicycle parking lot

Die Radfahrsaison ist in Wien voll im Gange: Juni, Juli, August und September sind jene Monate, in denen die meisten Fahrten gezählt werden. Wenn derart viele Räder durch die Stadt bewegt werden, bedeutet das auch: Für Diebe ist reichlich angerichtet.

7.193 Diebstähle von herkömmlichen Rädern und E-Bikes wurden laut Bundeskriminalamt im Vorjahr in Wien angezeigt. Rein von der Anzeigenzahl ist die Hauptstadt damit Spitzenreiter vor Graz (1.131 Anzeigen) und Linz (1.090). Insgesamt wurden vergangenes Jahr österreichweit rund 18.700 Anzeigen wegen Raddiebstahls verzeichnet. Das sind ein wenig mehr als im Corona-Jahr 2021 mit rund 18.300 Anzeigen.

Die Chance, ein entwendetes Rad wiederzusehen, ist gering: Die Aufklärungsquote betrug 2022 neun Prozent – ein ähnlicher Wert wie in den Jahren zuvor. Stellt sich die Frage: Wo bleiben – wie in anderen Lebensbereichen auch – praktikable Lösungen mit moderner Technik, um das geliebte Fahrrad zu schützen? Oder es im Diebstahlsfall gar wiederzubekommen?

Entsprechende Produkte gibt es zwar bereits. Im Mainstream seien sie aber noch nicht angekommen, sagt Michael Knoll, Geschäftsführer des Fachladens Starbike im Nordbahnviertel. “Für teure Sporträder sind solche Produkte eher ein Thema, bei Stadträdern ist es meiner Erfahrung nach unter der Wahrnehmungsschwelle.” Ein Grund dafür: Jede Lösung hat neben Vorteilen auch Tücken. Drei Optionen im Überblick.

1.  Smartlocks

Das sind Schlösser, die Chips (zum Beispiel NFC-Chips, die auch kontaktloses Zahlen möglich machen) eingebaut haben. Um sie zu öffnen, braucht es keinen Schlüssel: Dies erledigt eine App oder das Handy selbst, indem man es an das Schloss hält oder sich ihm nähert. So kann der Zylinder von Smartlocks als versiegelte Einheit konstruiert werden, ohne physischen Angriffspunkt für Werkzeug. “Es gibt also eine Schwachstelle weniger”, sagt Knoll. Heikel bleiben aber Bügel oder Kette, die geknackt werden können.

Potenziell abschreckend auf Diebe kann ein Alarm wirken, den manche Smartlocks eingebaut haben: Er schrillt bei verdächtigen Erschütterungen los. Um zu funktionieren, brauchen Smartlocks Strom aus Akkus oder Batterien – die natürlich geladen sein müssen, damit das Schloss aufgeht. Das potenzielle Problem im Winter: Friert die Stromquelle ein, kann dies das Aufsperren erschweren. Kostenpunkt: rund 200 Euro.

2. Tracker, Typ Smartphone-Netz

Hat das Schloss versagt, muss das Rad nicht verschollen sein. Vorausgesetzt, man hat einen Tracker darauf angebracht. Das wohl bekannteste Produkt ist das Airtag von Apple (40 Euro), eine münzgroße Scheibe. Auch für Android gibt es bereits Geräte, das Prinzip ist dasselbe. Der Tracker wird mit dem eigenen Smartphone gekoppelt. Ortet man etwa ein Airtag, sendet dieses ein Signal aus, das von anderen iPhones in der Nähe aufgenommen und weitergeleitet wird. So wird der Standort des Airtags (oder eben des Rads) für die Besitzerin oder den Besitzer sichtbar. Und: Airtags können auch akustisch Alarm schlagen.

Am Rad einen geeigneten Platz für den Tracker zu finden ist jedoch nicht so einfach. Das Gerät sollte so leicht zugänglich sein, dass es regelmäßig geladen werden kann – laut Knoll etwa alle drei Monate. Gleichzeitig sollte es so gut versteckt sein, dass Diebe es nicht sehen und entfernen. “Eine Option ist das Sattelrohr”, sagt Knoll. Ein derartiger Platz könne aber beim Orten dazwischenfunken: “Schon ein Alurahmen kann den Empfang stören. Spätestens wenn das Rad in einem Van verschwindet, ist das Signal nicht mehr zuverlässig zu orten.” Diese Limitierung wird auch schlagend, wenn kein iPhone in der Nähe ist.

Für das Verstauungsproblem gibt es bereits Lösungsansätze: spezielle Halterungen, etwa für die Sattelunterseite, oder Klingeln mit Platz für das Airtag. Oder ein anderes Design: Der Tracker von Knog (60 Euro) funktioniert wie ein Airtag, ist aber länglich und flach. Er wird etwa unter dem Flaschenkorb versteckt.

3. Tracker, Typ Mobilfunknetz

Derartige Geräte haben eine SIM-Karte, ihr Standort kann daher über das Mobilfunknetz bestimmt werden. Für E-Bikes gibt es Modelle, die fix verbaut werden, solche zum Nachrüsten sind zum Beispiel so geformt, dass sie im Steuer- oder Sattelrohr versteckt werden können. Das schützt vor ungewolltem Entfernen, macht jedoch das Aufladen mühsam. “Es gibt aber Geräte, die nur Strom ziehen, wenn sie angewählt werden”, sagt Knoll. Möglich ist Letzteres mittels App. Zu den Anschaffungskosten kommen monatliche Entgelte für die SIM-Karte – manche Hersteller bieten Abos an.

Für beide Typen von Trackern gilt: Auch wenn man weiß, wo das Rad ist, ist das keine Garantie, dass es die Polizei zurückholt. Wohnungen und Wohnhäuser darf sie laut Bundeskriminalamt nur mit richterlicher Bewilligung durchsuchen – außer der Inhaber erlaubt es. Räumlichkeiten, die nicht dem Wohnzweck dienen, könne die Polizei auch von sich aus durchsuchen. Noch komplizierter wird es, wenn das Rad Österreich verlassen hat. Dann braucht es ein internationales Rechtshilfe-Ersuchen. Aus dem Bundeskriminalamt heißt es, dass ein Tracker beim Auffinden eines Rades zwar gute Dienste leisten könne und eine Sicherstellung des Rads “rechtlich grundsätzlich möglich” sei. Im Ausland könne sich dies aber als “langwierig” gestalten. “Daher ist, wie immer, Prävention die bessere Lösung.”

Und bei der ist selbst Händler Knoll konservativ: Er nutzt weder Smartlock noch Tracker. Sein Tipp: im Alltag ein Rad fahren, das gebraucht aussieht, und zwei Schlösser verschiedenen Typs verwenden, etwa ein Falt- und ein Kettenschloss. Denn mitunter haben Diebe nur für eine Schlossart Werkzeug dabei. (Stefanie Rachbauer, 30.8.2023)

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