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Siegfried Stohr: GP-Pilot crasht Sicherheits-Fahrkurs

siegfried stohr: gp-pilot crasht sicherheits-fahrkurs ​Siegfried Stohr bestritt 1981 neun Grands Prix in Diensten von Arrows, dann wurde er Tourenwagenfahrer. Ausgerechnet als Lehrer bei Fahrsicherheitstrainings zeigte er dann, wie man es nicht machen sollte.

Einem schönen Brauch folgend hatte BMW nach der Rennsaison 1991 die Idee wieder umgesetzt, einigen Journalisten selbst die Fahrt in einem DTM-M3 zu ermöglichen.

Zusammen mit Kollegen organisierte ich als BWW-Pressesprecher, wegen des unsicheren Wetters im Spätherbst hierzulande, einen Testtag auf dem Autodromo dell’Umbria bei Magione. Dieser nur 2,5 Kilometer lange Kurs, sehr verwinkelt und nicht zu schnell, erschien ideal für diesen Zweck.

Zu dieser Zeit fungierte in Zusammenarbeit mit BMW Italia auch Siegfried Stohr. Der gelernte Psychologe hatte nach dem Gewinn der italienischen Formel-3-Meisterschaft 1978, einigen Formel-2-Rennen und einer eher glücklosen Kurzkarriere in der Formel 1 bei Arrows 1981 seinen Helm an den Nagel gehängt und eine Rennfahrer-Schule gegründet.

Dort vermittelte er aber auch Kunden, die nicht an Wettbewerben teilnehmen wollten, in seinen Fahrsicherheitstrainings den optimalen Umgang mit flotten Tourenwagen, benutzte dafür vorzugsweise BMW-Leihfahrzeuge.

Also hatten ihn meine italienischen Kollegen auch nach Magione eingeladen: Stohr sollte dem runden Dutzend Fachjournalisten Tipps geben für die sichere Fahrt auf dem Kurs, unter ihnen war auch Gelegenheits-Rennfahrer Patrick Huisman aus Holland, der für ein Motorsport-Magazin schrieb.

Das Linder-Team aus dem Allgäu hatte zwei seiner DTM-M3 nach Umbrien gebracht, mit kompletter Rennmannschaft, um optimalen Service bieten zu können.

Tatsächlich funktionierte alles zunächst wie geplant. Ein Journalist nach dem anderen schwang sich in einen Overall, zog Helm und Handschuhe an und durfte nach kurzer Instruktion durch Siegfried Stohr und Luggi Linder einige Runden drehen.

Um kein Rennen zwischen den eifrigen Schreibern aufkommen zu lassen, wurde mit genügend Zeitabstand aus der Boxengasse gestartet. So kamen an diesem Tag viele problemlose Runden zusammen, die meisten Gäste stiegen begeistert vom Renn-M3 wieder aus, waren angetan davon, wie schnell sie mit dem Auto doch zurechtgekommen waren.

Natürlich wurden, entgegen unseres Ratschlags, von einigen Journalisten auch die Rundenzeiten gestoppt. Somit kam unweigerlich Ehrgeiz auf, doch nichts passierte.

Bis Siegfried Stohr gegen Ende der Veranstaltung meinte, sein Können auf dieser Strecke demonstrieren zu müssen.

Also zog auch der frühere Formel-1-Fahrer seine Rennmontur an, setzte sich in einen M3 und legte los.

Doch schon nach kurzer Zeit lag plötzlich das Geräusch eines hart einschlagenden Autos über der Strecke, Stohr hatte sich in einer der teils engen Kurven wohl mit dem Bremspunkt vertan und crashte heftig.

Sehr kleinlaut kam er zur wartenden Journaille an der Box zurück, musste dort sein Missgeschick beichten, das so gar nicht zu seinem zuvor veröffentlichten Buch «La guida sicura – Sicheres Autofahren» passen wollte.

Am meisten aber dürfte ihn wahrscheinlich der spitze Kommentar eines italienischen Fachjournalisten getroffen haben, der zu ihm sagte: «Come il tuo anno con Riccardo» – genau wie bei deinem Jahr mit Riccardo.

Bezogen war diese Bemerkung auf das Formel-1-Jahr 1981, als Siegfried Stohr gegen seinen Landsmann und Arrows-Teamkollegen Riccardo Patrese im gleichen Auto keine Chance hatte: Sein Punktekonto nach neun Grands Prix – null. Dafür war seine GP-Karriere so zu Ende gegangen wie der Fahrtrainingstag in Magione – mit einem Unfall beim Abschlusstraining zum Grand Prix von Italien in Monza.

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