Wegen des hohen finanziellen, personellen und organisatorischen Aufwands machen sich Rollstuhltaxis erst nach langer Zeit bezahlt. Das berichtete ein Praktiker der Grupe Fahrservice GmbH bei einer Veranstaltung zum Thema Inklusionstaxis in Bamberg.
Jacobs nannte als einen wesentlichen Aspekt neben der Fahrzeuganschaffung, die man bei Inklusionstaxis einkalkulieren müsse, den erhöhten Aufwand für Suche geeigneten Personals und dessen Vorbereitung auf seine verantwortungsvolle Tätigkeit. Er habe hier positive Erfahrungen mit Mitarbeitern mit Migrationserfahrung gemacht, weil es bei der Beförderung von Rollstuhlfahrenden nicht so sehr auf die Konversation ankomme.
Rollstuhlfahrzeuge verursachten einen erhöhten Aufwand in der Disposition, weil sie oft längere Fahrtstrecken zurücklegten und auch für Rückfahrten freigehalten werden müssten. Man müsse bei ihnen deshalb den Bedarf über den ganzen Tag verteilt im Blick behalten und könne sie nicht so flexibel für andere Fahrten einsetzen wie normale Taxis.
Der Praktiker rechnete den interessiert zuhörenden Teilnehmenden vor, dass bei einer Nutzung eines Rollstuhl-Caddys mit 8.000 bis 10.000 Euro teurem Umbau über vier bis fünf Jahre bei niedrigeren Wiederverkaufswerten als bei einem VW Touran für die Refinanzierung durchschnittlich 1,4 Rollstuhlfahrten pro Tag nötig seien oder 415 Rollstuhlbeförderungen pro Jahr. „Bei diesem Durchschnitt ist noch kein Mehrgewinn gegenüber einer üblichen Taxifahrt drin und damit auch kein Anreiz für ein Unternehmen“, stellte Jacobs klar. Bei monatlich 8.000 Fahraufträgen entfielen rund 10 Prozent auf Rollstuhlfahrten, für die aber 50 Prozent des Fuhrparks bereitgehalten werden müssten. „Wir müssen deshalb einen Anreiz für barrierefreie Transporte schaffen. Unser Wunsch ist eine bundesweite Förderung des Umbaus in Verbindung mit einer Anpassung der Vergütungsstrukturen der Kassen, um den personellen Mehraufwand abzudecken“, erklärte Jacobs.
Die Beispielrechnung bezog sich auf den Durchschnitt aller Rollstuhltaxis. Außer ihnen betreibt die Grupe Fahrservice GmbH auch freigestellte Verkehre, bei denen ganz anders kalkuliert wird. Das Unternehmen hat sieben Betriebssitze im Harz. Es setzt 32 Taxen ein, von denen die Hälfte auf Rollstuhlbeförderungen eingerichtet ist. Von 18 Fahrzeugen für den freigestellten Verkehr sind 8 auf die Beförderung von Rollstuhlfahrenden eingestellt.