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Xiaomi Electric Scooter 4 im Test: Der VW Golf unter den elektrischen Rollern?

Xiaomi schnürt mit dem Xiaomi Electric Scooter 4 ein rundes Preis-Leistungs-Paket. Worin der E-Scooter überzeugt und wo er noch besser werden kann, verrät COMPUTER BILD im Praxis-Test.

xiaomi electric scooter 4 im test: der vw golf unter den elektrischen rollern?Der Xiaomi Electric Scooter 4 steht im Praxis-Test von COMPUTER BILD auf dem Prüfstand. Foto: COMPUTER BILD

Testfazit

Der Xiaomi Electric Scooter 4 beantwortet alle wichtigen Alltagsanforderungen an einen E-Scooter zur vollen Zufriedenheit: Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, viele Sicherheitsfunktionen sind vorhanden und die Leistung eignet sich für die letzte Meile oder eine entspannte Rundfahrt in der Stadt. Verbesserungspotenzial sehen wir beim Motor und bei den Bremsen. Hier würde etwas mehr Konsistenz in der Fahrgeschwindigkeit und ein weniger abrupter Halt guttun. Unterm Strich überzeugt der E-Scooter von Xiaomi bei einem Preis von unter 549,99 Euro UVP und einem “Straßenpreis” deutlich darunter durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Pro

  • Robuste Verarbeitung
  • Alltagstaugliche Reichweite
  • Blinker mit Ton
  • Stabile Straßenlage

Kontra

  • Motorleistung bei Steigung
  • Keine Federung
  • Sensibles Bremsverhalten

Wie würden Sie einen E-Scooter malen? Ein breites Brett in der Mitte, zwei kleine Reifen (je vorne und hinten eines), eine lange vertikale Stange vorne und: Tadaaa! Ein E-Scooter. So lässt sich auch der Xiaomi Electric Scooter 4 rein äußerlich beschreiben. Optisch hebt sich das Modell kaum von der Konkurrenz ab. In unserem Praxis-Test beweist die vierte Generation der E-Scooter von Xiaomi jedoch, dass sie in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis konkurrenzlos gut ist.

Design: Größer, schneller, breiter?

Zumindest zwei von diesen drei Eigenschaften treffen auf den Xiaomi Electric Scooter 4 zu. “Schwerer” könnte noch dazukommen. Der Hersteller hat an allen Stellschrauben gedreht, um den neuen E-Scooter zu einem robusten Alltagsbegleiter zu machen. Das beginnt schon beim Gerüst, das aus solidem Stahl besteht, und wird konsequent bei den hochwertigen Kunststoffteilen fortgesetzt. Sie befinden sich vorwiegend an der Ummantelung des Trittbretts und dem Spritzschutz am Hinterreifen. Mit seinen rund 17,2 Kilogramm Gewicht ist der Xiaomi-Roller sicher kein Leichtgewicht. Im Vergleich zu anderen Modellen liegt er aber in einem guten Mittelfeld. Den Scooter einige Treppenstufen hoch in die Wohnung hieven oder der Gleiswechsel am Bahnhof sind auch ohne große Muskelmasse möglich. Dabei fällt der Roller höchstens durch seine Sperrigkeit auf. Denn mit den Maßen 1.178×1.144×160 Millimeter ist der Xiaomi Electric Scooter 4 größer als sein Vorgänger und durch das steife Gestänge auch weniger handlich. Überregional lässt er sich am besten im Kofferraum transportieren, allerdings nimmt er bei so manchem Kleinwagen den vollen Platz ein, sodass übriges Gepäck auf die Rückbank umziehen muss.xiaomi electric scooter 4 im test: der vw golf unter den elektrischen rollern?

Xiaomi verzichtet auf Design-Spielereien bei seinem neuen Scooter. Foto: COMPUTER BILD

Zur Inbetriebnahme wird die Vorderstange aufgerichtet und mit einem Schnellspanner und einem Sicherheitsriegel befestigt. Der Lenker wird noch eingesteckt und mit vier Schrauben im Stangenhals befestigt. Das gelingt dank beiliegendem Werkzeug völlig mühelos. Eine durchdachte Konstruktion. Die Griffflächen des Lenkers sind gummiert, wodurch Fahrerinnen und Fahrer auch bei Regen jederzeit einen sicheren Halt haben. In der Mitte des Lenkers ist ein Bildschirm eingebaut. Hier sehen die Fahrerinnen und Fahrer die aktuelle Geschwindigkeit, Fahrmodus und Akkuladung im Überblick und in großen, gut leserlichen Lettern. Hier hat Xiaomi im Vergleich zum Vorgänger deutlich nachgebessert und die Anzeigeelemente vergrößert. Über einen zentralen Knopf an der unteren Seite des Bildschirmes lassen sich Fahrmodi wählen oder auch das Licht einschalten – ein Smartphone ist für den Betrieb des Rollers nicht zwingend notwendig.Seine Alltagstauglichkeit beweist der Roller auch durch die sogenannte Ingress-Protection-Schutzklasse – kurz IP-Schutzklasse. Der Xiaomi-Scooter ist IP54 zertifiziert. Damit ist das Innere des Rollers vor dem Eintritt von Staub geschützt und sollte Spritzwasser und Regengüsse ohne Weiteres überdauern. Im regnerischen Frühlingswetter Hamburgs machte der Roller in jedem Falle eine gute Figur, auch wenn Xiaomi in der Anleitung von Regenfahrten im Allgemeinen abrät. Bei aller Robustheit wirkt der Roller sehr drahtig. Schnörkel sucht man vergebens. Am Design fällt zudem auf, dass Xiaomi den Hängebauch seiner E-Scooter weiter reduziert. Unter der Trittbrettfläche fällt kaum noch ein Akkurumpf auf. Extras wie eine Taschenaufhängung am Lenker oder dergleichen sind nicht vorgesehen. Unterm Strich fällt der Xiaomi E-Scooter 4 nicht durch optische Extravaganz auf, gefällt aber durch seine schlichte Eleganz.

Sicherheit und Fahrkomfort gut durchdacht

Der E-Scooter ist mit den wichtigsten Sicherheitsfunktionen ausgestattet. Er verfügt über ein strahlend helles Vorder- und Rücklicht, Reflektoren an den Seiten und ist mit Blinkern ausgestattet. Das Bedienfeld für den Blinker ist am linken Griff verbaut, wie auch der Bremshebel und die Klingel. Rechts ist nur der Gashebel zu finden. Im Testalltag haben wir eine Weile gebraucht, uns daran zu gewöhnen: Gleichzeitiges Blinken und Bremsen macht einiges an Hand-Aerobic erforderlich. Hier wäre eine gleichmäßige Verteilung vielleicht sinnvoller gewesen. Stichwort Blinker: Der Xiaomi Electric Scooter 4 ist mit zwei Richtungsindikatoren in der Lenkstange ausgestattet. Für Verkehrsteilnehmer, die hinter dem Roller fahren, sind diese aber nicht immer gut zu sehen, etwa wenn der Fahrer des E-Scooters etwas breiter gebaut ist. Positiv zu bewerten ist jedoch das laute Signal der Blinker, das etwa bei Fußgängern und Radfahrern für Aufmerksamkeit sorgt. So vergisst man auch nicht, den Blinker wieder auszuschalten, denn das geht nicht automatisch.xiaomi electric scooter 4 im test: der vw golf unter den elektrischen rollern?

Das mach ich doch mit links! Blinker, Klingel und Bremse lassen auch keine andere Möglichkeit zu. Foto: COMPUTER BILD

Die Bereifung des E-Scooters ist gut für den Stadtverkehr geeignet. Sie weist ein flach geriffeltes Profil auf und bietet somit auf trockenem und feuchtem Asphalt mehr als genug Halt. Von Fahrten über Stock und Stein oder in kälteren Jahreszeiten sollte aber abgesehen werden, denn die glatte Oberfläche bietet hier nur wenig Grip. Vorteilhaft ist, dass die 10-Zoll-Reifen schlauchlos und damit weniger anfällig für Schäden sind. Sie sollen auch für mehr Dämpfung beim Fahren sorgen. Eine Federung der Achsen ist nicht vorhanden. Unebene Strecken und Radwege sollte man daher lieber vermeiden, weil die Stoßdämpfung durch die Reifen alleine nur eingeschränkt effektiv ist. Trotzdem muss kein Schleudertrauma befürchtet werden: Kopfsteinpflaster und Unebenheiten sind zwar spürbar, aber bei kurzzeitigem Überqueren nicht unangenehm.Die Bremsen des E-Scooters haben sich im Test als zweischneidiges Schwert in der Einschätzung erwiesen. Nicht weil sie schlecht oder ineffizient sind, sondern weil sie einfach ab Werk zu gut reagieren. Die Bremswirkung ist immens und der Bremshebel sehr sensibel. Das bedeutet aber auch: Wer ungeübt auf dem Roller steht und ihn nicht einzuschätzen weiß, kann schnell über den Lenker nach vorne absteigen. Xiaomi scheint sich der Stärke seiner Bremsvorrichtung bewusst zu sein und rät in der Anleitung, im Alltag eher vom Gas zu gehen und so die Geschwindigkeit zu reduzieren. Wer sich die Feinjustierung zutraut, kann die Scheibenbremsen hinten auch nachjustieren. Im Notfall kann ein abruptes Stehenbleiben aber natürlich auch vorteilhaft sein und Schlimmeres verhindern. Lobenswert ist hier die sehr gute Fahrzeugstabilität des Xiaomi-Scooters. In unserem Test hat er sich als ausgezeichnet ausbalanciert erwiesen. Selbst bei einem kräftigen Bremsen bei nasser Fahrbahn ist uns das Heck nicht weggebrochen. Ein einwandfreies Ergebnis in unserem Test – nachahmen sollte man das Zuhause aber trotzdem nicht.

Akku und Motor könnten mehr Power zeigen

Anders als bei Pkw geht es bei der Motorisierung von E-Scootern nicht um die Geschwindigkeit. Denn daran lässt sich nur wenig rütteln: Mehr als 20 km/h Spitzengeschwindigkeit sind von Rechts wegen nicht drin. Die erreicht der Xiaomi Electric Scooter 4 allerdings ohne große Probleme. Für die letzte Meile zwischen Bahnhof und Arbeitsplatz oder für den schnellen Ausflug in die Innenstadt stehen drei Fahrmodi zur Verfügung: Fußgängermodus, Standardmodus und Sportmodus. Sie unterscheiden sich einerseits in der Geschwindigkeit – der Fußgängermodus reduziert das Tempo auf 10 km/h – und der “Spritzigkeit” der Motorisierung andererseits. Dafür reicht die Nennleistung von 300 Watt auch mehr als genug aus. Die Beschleunigung aus dem Stand hätten wir uns dennoch ein wenig spritziger gewünscht. Um auf die Spitzengeschwindigkeit zu kommen, braucht es schon seine sechs bis acht Sekunden. Zudem hat der E-Scooter mit Steigungen zu kämpfen. Selbst im Sportmodus und bei schwachen Erhebungen unterhalb der vom Hersteller angegebenen 16 Grad Maximalsteigung sinkt die Geschwindigkeit auf bis zu 15 km/h ab. Dabei könnte der Motor mehr Konsistenz im Tempo bieten. Denn laut technischer Daten sind hier 600 Watt Maximalleistung drin. Bergab drosselt der Roller hingegen erfolgreich auf 20 km/h herunter.xiaomi electric scooter 4 im test: der vw golf unter den elektrischen rollern?

Der Ladeport verbirgt sich hinter einem roten Gummistopfen im Hals des Rollers. Foto: COMPUTER BILD

Mit Hinblick auf die Reichweite sind laut Herstellerangaben mittlerweile rund 35 Kilometer drin. Ursprünglich lag die Maximalreichweite bei 30 Kilometern, was durch ein Softwareupdate aber nachträglich erhöht wurde. Es ist also nicht auszuschließen, dass Xiaomi hier zu einem späteren Zeitpunkt noch mal nachbessert. Kann der E-Scooter diese Reichweite aber auch im Alltag abrufen? Ja, weitestgehend. Hier spielt der gewählte Fahrmodus eine große Rolle. Der etwas spritzigere Sportmodus erreicht eher 30 Kilometer, während der normale Fahrmodus an der 35-Kilometer-Grenze kratzt.In dem E-Scooter ist ein Akku mit einem Volumen von 7.650 Milliamperestunden Nennkapazität verbaut. Damit liegt das Modell im guten Mittelfeld. Der Akku ist fest verarbeitet und lässt sich nicht ohne Weiteres austauschen. Geladen wird er über ein beiliegendes Ladekabel. Einmal leer gefahren, kann das “Betanken” aber dauern: Im Schnitt benötigt eine volle Ladung von null auf 100 Prozent rund sechs Stunden. Es bietet sich also an, das Ladegerät im Gepäck zu haben und zwischendurch immer mal wieder nachzuladen. Ein nützliches Feature ist die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen über die Scheibenbremse hinten. Die Akkuanzeige zeigt den Stand nicht mit Zahlen in Prozent an, sondern mit fünf Barren. Diese Ansicht kennt man auch von einigen Smartphones und lässt immer Interpretationsspielraum offen, wie voll der Akku eigentlich noch ist. Denn die Annahme, dass zwei Balken 40 Prozent Ladung entsprechen, muss nicht immer stimmen. Beim Xiaomi Electric Scooter 4 kann das tatsächlich auch für unschöne Nebeneffekte sorgen, denn ab einem Balken schaltet das Modell in der Grundeinstellung auf einen energiesparenden Fahrtmodus, der nur noch knapp 10 km/h erlaubt. Im Alltag kann das wirklich ärgerlich sein, etwa wenn man knapp in der Zeit ist und einen Zug erwischen oder zu einem wichtigen Termin erscheinen muss.

E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Platz 1

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KSR Group

Shell Ride SR-5S EKF

Nicht verfügbar!

Platz 2

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SOFLOW

SO3 Pro

Platz 3

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Ninebot by Segway

eKickScooter Zing C20

Platz 4

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S01 Pro

Platz 5

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Digger

ES3 jubelt

Platz 6

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Viron

XI-700-S

Platz 7

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Grundig

ERG02 black

Platz 8

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KickScooter E2 E

Platz 9

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A-TO

Ultron Air schwarz

Platz 10

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Xiaomi

Mi Electric Scooter 3 (20 Kmh)

Komplette Liste: E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Alles in einer App

Alle wichtigen Informationen zu ihrem E-Scooter bekommen User über die Xiaomi-Home-App. Die Anwendung ist selbsterklärend gestaltet. Gerade Verbraucher, die mehr als nur ein Xiaomi-Produkt ihr Eigen nennen, profitieren davon, denn sie benötigen keine zusätzliche App auf ihrem Smartphone oder Tablet. In der Home-App können Nutzer nicht nur die Fahrzeugdaten, die verbleibende Akkuladung und Fehlermeldungen überblicken, sondern auch einen eingebauten Diebstahlschutz aktivieren. Es handelt sich dabei um eine elektronische Wegfahrsperre: Wenn der Roller gesperrt gerollt wird, bekommen die Besitzer eine Benachrichtigung aufs Handy. Die Sperre kann 24 Stunden aktiviert sein, danach schaltet sich der Roller automatisch aus. Aktiviert man ihn danach wieder, bleibt die Sperre bis zur Entsperrung durch den Besitzer aktiv. Allerdings könnte Xiaomi hier nachbessern, denn sie schützt nur gegen das Wegfahren – nicht jedoch gegen das Wegtragen des Scooters.Xiaomi Electric Scooter 4 bei Amazon kaufen Zum AngebotXiaomi Electric Scooter 4 bei Media Markt kaufen Zum Angebot

Unser Test-Fazit

Wer sich für einen Xiaomi Electric Scooter 4 entscheidet, macht nichts falsch. Wie der VW Golf von einst ist er ein echter Allrounder: Er ist hervorragend verarbeitet und bietet genau die richtige Mobilität für die letzte Meile auf dem Weg zur Arbeit oder eine Spritztour durch die Stadt. Die Akkulaufzeit und die Reichweite sind gut, auch wenn die Ladegeschwindigkeit etwas schneller sein könnte. Und auch in Sachen Konsistenz bei der Geschwindigkeit könnte noch etwas nachjustiert werden. Dennoch: Der Roller erfüllt die Anforderungen der meisten Fahrer problemlos. Mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 549,99 Euro ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schon angemessen. Mittlerweile ist der Roller oft auch reduziert für deutlich weniger zu bekommen und dann ein echter Kauftipp. Testeindruck: gut.

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