- China: XIAOMIs SU7 im Kreuzfeuer
- Ein Porsche-Taycan Lookalike
- Bremsen, Verarbeitung und Elektronik
- Ingenieurs-Versagen
- Porsches Reaktion
- China Observer | Xiaomi SU7 Bremsversagen führt zu erstem nationalen Unfall, weitverbreitete Datenfälschung aufgedeckt
- Sneak-Preview 2: Kias günstiger Einstiegsstromer EV3
- Sneak Preview 1: Aprilzulassungen in Deutschland
- Elektrifizierung im Plus, BEVs im Minus
- Apropos Zulassungen: puls Studie zum Interesse an BEVs veröffentlicht
- Nach den Technologie- und Öko Freaks zählt nun Alltagstauglichkeit
China: XIAOMIs SU7 im Kreuzfeuer
Der XIAOMI SU7 wird gerne als positives Beispiel für die Entwicklungsgüte und -schnelligkeit der chinesischen Unternehmen gesehen. Als die Elektrolimousine vorgestellt wurde, war die Anerkennung groß: ein Smartphone-Hersteller hatte die klassischen Auto-OEMs düpiert – allen voran Porsche. Aber die erste Euphorie hat schnell Risse bekommen. Von einem Porsche-Killer ist der SU7 meilenweit entfernt. XIAOMI war auch einmal als Apple-Killer im Gespräch. Das Ranking hat sich allerdings kaum geändert. Samsung führt die Liste, gefolgt von Apple und XIAOMI. Aber zurück zum Thema.
Ein Porsche-Taycan Lookalike
Chinesische Unternehmen sind bekannt für ihre Art, Vorbildern zu „huldigen“. So auch XIAOMI. Der SU7 sieht nicht aus Zufall dem Porsche Taycan ähnlich. Aber eben nur ähnlich. Das Unternehmen, das im Automotive-Bereich als Start-up gelten sollte, hat aber auch andere Fehler begangen, die mehr und mehr sichtbar werden. Der Youtube-Kanal des China Observer hat in einem 20-Minüter sauber aufgezählt, was alles im Argen liegt. Offenbar ist Erfahrung durch nichts zu ersetzen – denn die Fehler, die in diesen 20 Minuten sichtbar werden, wären in Deutschland ein komplettes No-Go gewesen. Weshalb der SU7 in dieser Form derzeit auch in Europa kaum eine Chance hätte – auch wenn der nur einen Bruchteil eines Porsche Taycan kostet. Man fühlt sich an die ersten Brilliance-Fahrzeuge wie den BS6 in Deutschland erinnert, der beim ADAC-Crashtest 0 von fünf Sternen bekommen hat.
Bremsen, Verarbeitung und Elektronik
Ähnlich verhält es sich offenbar auch beim Elektro-Newcomer. Das größte Problem des SU7 scheinen die Bremsen zu sein. Die sind, schenkt man den Testern und Bloggern Glauben, entweder zu unterdimensioniert oder schlicht zu wenig standfest. So zeigt bereits die Eingangszene des unten verlinkten Youtube-Berichts ein kapitales Bremsenversagen auf der Rennstrecke nach nur wenigen Runden. Für ein Auto, das angeblich schneller von 0 auf 100 km/h beschleunigt als der bei Vorstellung noch präsente Taycan vor der Modellüberarbeitung, ein Armutszeugnis.
Ingenieurs-Versagen
Zudem finden sich immer mehr Probleme, die durch schludriges Engineering verursacht werden. Bei einem Auffahrunfall eines SU7 wurde ein kleiner „Gas tank“ freigesetzt. Das ganze wirkte, als hätte der SU7 ein Ei gelegt. Zudem scheint der Kunstoff, der in der Front verbaut wird, äußerst billig zu biegsam zu sein.
Porsches Reaktion
Aber der SU7 ist eben günstig. Ein chinesischer Porsche-Händler machte gar aus der Not eine Tugend. Wer dort einen Taycan für 1 Mio Yuan (ca. 130.000 Euro) kauft, bekommt als Gimmick einen SU7 dazu.
e-engine meint: Die langsam sichtbar werdenden vielen Defizite des SU7 zeigen zwei Tatsachen: Neueinsteiger aus anderen Branchen fehlt, auch wenn sie mit Automotive-Firmen zusammenarbeiten, die Erfahrung für initiale Perfektion. Und zweitens müssen bei supergünstigen Preisen schlicht Zugeständnisse bei der Qualität gemacht werden, die zu großen Problemen führen können. Die „monetäre Physik“ lässt sich auch in China nicht überlisten. Enttäuschend finden wir indes, dass viele der Defizite des Newcomers auch auf der digitalen Ebene liegen. Von einem Smartphone-Hersteller, zumal der weltweiten Nummer 3, erwartet man gerade auf diesem Gebiet nichts anderes als Perfektion.
China Observer | Xiaomi SU7 Bremsversagen führt zu erstem nationalen Unfall, weitverbreitete Datenfälschung aufgedeckt
Sneak-Preview 2: Kias günstiger Einstiegsstromer EV3
Auffällig ist die Formensprach aber insofern, als beispielsweise das Heck gar Anklänge an die chinesischen HiPhi-Modelle zeigt und eher impliziert, dass der EV3 ein Crossover sein wird. Bis zum 23. müssen wir also noch waren, die Teaser versprechen eine spannende Weltpremiere. Fragt sich nur, was Kia unter Einstieg versteht? Ist vielleicht sogar mit Preisen um die 25.000 Euro zu rechnen? Man wird sehen.
Sneak Preview 1: Aprilzulassungen in Deutschland
Die gute Nachricht: der Markt für Pkw wuchs im April 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 19,8 Prozent auf nunmehr abgesetzte 243.102 Einheiten. Die schlechte Nachricht: Der Absatz an Elektrofahrzeugen bleibt mit -0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat kritisch. Zwar wurden 29.668 BEVs abgesetzt, aber die Stagnation ist offensichtlich. Tatsächlich ergibt sich sogar ein größerer Verlust, denn der Marktanteil im Monat April sank damit um 2,5 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent.
Elektrifizierung im Plus, BEVs im Minus
Was nicht heißt, dass die Elektrifizierung eingebremst wurde. Im Gegenteil: die von den Anhängern der „reinen Elektrolehre“ so verschmähten Hybriden (HEV und PHEV) sehen ein Absatzplus von +26,5% im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem die Plug-in Hybride scheinen derzeit die beste Wahl für die verunsicherten Konsumenten zu sein: das Plus betrug satte 28,4% und lag damit über dem Durchschnitt.
e-engine meint: Die Politik der Ampel – man möchte sie schon gar nicht mehr kritisieren – zeigt einmal mehr, dass die Verunsicherung des Marktes und eine Hinwendung zur „Planwirtschaft“ letztlich das Gegenteil dessen erreicht, was man eigentlich im Sinn hatte. Der große Verlierer ist wie immer das Klima, das durch falsche staatliche Steuerungsinstrumente vor allem in Deutschland nicht vom Fleck kommt, trotz ständig beteuerter Durchhalteparolen der einschlägigen grünen NGOs. Der durchschnittliche CO2-Ausstoss der im April abgesetzten Pkw betrug übrigens 124,8 g/km – ein Anstieg um 1,2% zum Vorjahresmonat.
Apropos Zulassungen: puls Studie zum Interesse an BEVs veröffentlicht
Laut puls Studie sprechen für Elektroautos aus Sicht der aktuellen Nutzer gewichtige Argumente: Keine CO2 Emissionen (39%), preisgünstiges Laden (31%), günstiger Unterhalt (28%), Fahrkomfort/ Fahrleistung (18%) sowie die Dokumentation eines modernen und nachhaltigen Lebensstils (13%). Wenn es um die zukünftigen Nutzer von E-Autos in Deutschland geht zeichnet sich laut puls Studie ab, dass auf die Technologie- und Öko Freaks der ersten Welle eine 2. Kundenwelle folgt, bei denen Alltagstauglichkeit und preislich attraktive Angebote im Vordergrund stehen.
Nach den Technologie- und Öko Freaks zählt nun Alltagstauglichkeit
In Zahlen ausgedrückt kommen E-Autos für 19% der Autokäufer (1. Welle) in D „ohne Wenn und Aber“ in Frage. Weitere 46% (2. Welle) zeigen an E-Autos Interesse, wenn sie dafür überzeugende Argumente erhalten. Zum Wunsch nach überzeugender Alltagstauglichkeit passend führen Nutzungsangebote mit verschiedenen Laufzeiten mit 32% und mehrtägige Probefahrten mit 31% die Liste der Verkaufsförderungsmaßnahmen für E-Autos an. Es folgen Ladegutscheine und das Angebot von Bedarfsanalysen, bei denen geprüft wird, ob Elektroautos überhaupt zum Fahrprofil des jeweiligen Auto-Interessenten passen.
Weil für die zweite Welle der E-Auto Interessenten wohl eher sachliche Argumente zählen empfiehlt puls Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner, Auto-Interessenten via einer neutralen Bedarfsanalyse selbst herausfinden zu lassen, ob und welche E-Autos zu Ihnen passen. Auf dieser Grundlage sollten laut Weßner „niederschwellige“ Leasingangebote mit verschiedenen Laufzeiten angeboten werden. Um die Kraft der Weiterempfehlung zu nutzen ist es darüber hinaus empfehlenswert, aktuelle E-Autonutzer zu Statements zur Alltagstauglichkeit ihrer Elektroautos einzuladen.
Fotos & Abbildungen: China Observer (Youtube Stills), Xiaomi, Kia, istock, puls Marktforschung