Porsche

Porsche Cayenne

Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé mit GT-Paket im Test

Kann das neue 739-PS-Hybrid-Super-SUV dem alten Cayenne Turbo GT das Wasser reichen?

porsche cayenne turbo e-hybrid coupé mit gt-paket im test

Was driftet da so aggressiv und rauchig auf dem Startbild?

Das ist das neue Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé mit GT-Paket. Eine Art Versöhnungsgeste für alle Märkte, die den Nürburgring-Rekordhalter Cayenne Turbo GT aufgrund von Emissionsregularien nicht mehr erhalten. Dazu zählt natürlich auch Europa.

Anstatt des 660-PS-Benziners (unter anderem in den USA weiterhin verfügbar) gibt es nun eben den 739-PS-Hybrid, der sonst so ziemlich alle Schikanen des Turbo GT an Bord hat. Dazu zählen eine aggressivere Fahrwerkseinstellung des Luftfahrwerks mit 10 mm Tieferlegung und mehr Negativsturz an der Vorderachse.

Dazu kommen spezifische Adaptionen für Lenkung (auch für die Hinterachslenkung) und ESP. Außerdem dabei: Breitere Räder vorne, ein angepasstes Torque Vectoring Plus mit vollvariabler Quersperre, die Keramikbremse, sehr viel Alcantara aka Racetex und Sportgestühl innen, das Turbo-GT-Bodykit mit haufenweise Kohlefaser und – kein Witz – eine Erleichterung um 100 Kilo. Die setzt sich wie folgt zusammen:

  • PCCB-Bremse: 29 kg
  • Carbon-Dach: 21 kg
  • Spezielles 22 Zoll-Rad: 13 Kg
  • Titanabgasanlage: 17 kg
  • Interieur mit Racetex statt Leder: 9 kg 
  • Leichtbau-Batterie: 12 kg
  • Drucktank mit reduzierter Wandstärke: 5 kg
  • Dämmung: 2 kg

Ein bisschen das Problem ist nur: Er wiegt noch immer 200 Kilo mehr als der Turbo GT, der natürlich keinen PHEV-Rucksack mit sich herumschleppt. 

Merkt man das?

Freundlicherweise sei vorneweg gesagt: Die Zwei-Zehntner-Diät gegenüber dem Turbo E-Hybrid ohne GT-Package spürt man definitiv. Das mag auch am bissigeren, motivierteren Einlenkverhalten liegen, aber man merkt sogar schon bei niedrigen Geschwindigkeiten mehr Dynamik-Attitüde.

Porsche scheint von seinem Performance-PHEV sogar derart überzeugt zu sein, dass man den Journalisten-Tross auf die malerisch in den Felsen gehauene Rennstrecke in Castelloli bei Barcelona schickte. Ob das der Weisheit aller letzter Schluss war, darüber kann man streiten. Denn trotz knallhartem Trainingsplan inklusive Schwerpunktverlagerung nach unten (Carbon-Dach) bewegt man hier letztlich noch immer einen 2,5-Tonner mit Familiensinn. Und der ist – so sehr man sich auch bemüht – nun mal einfach kein Auto für den nächsten Trackday. Außer natürlich, er anhängert den eigenen GT3 RS auf selbigen.

Dass beim Testwagen kein UHP-Reifen montiert war, sondern der normale Pirelli PZero, half natürlich auch nicht unbedingt. Da schmierts dann schon spürbar beim Einlenken. Ist die leichte Rutschphase überwunden, krallt er sich aber gut ein, schiebt trotzdem tendenziell nach außen, hat auch Bewegung im Aufbau, bleibt aber aufgrund der krassen Traktion immer auf Kurs. Ein Übergang in die “Oh-mein-Gott-Hilfe”-Phase ist also nicht zu befürchten. Egal wie rumpelfüßig man sich mit dem Gasfuß anstellt.

Alles danach, also der Kurvenausgang, ist dann – und das gehört auch zur Wahrheit – einfach nur beeindruckend. Der gedopte Turbo E-Hybrid schießt mit unglaublicher Energie und verzögerungsfrei raus aus dem Eck. Die Gasannahme ist pervers, es gibt null Verzögerung. Da hat der E-Motor bei allem Gewicht dann auch sein Gutes. Es schiebt wirklich brutal an. Fürs Protokoll: 0-100 km/h passieren in 3,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 305 km/h. 

Vermutlich ist das nicht besonders wichtig, aber selbst wenn in einem Porsche keine Doppelkupplung verbaut ist, funktioniert das in Extremsituationen ausgesprochen gut. Die 8-Gang-Automatik ist in den Sport-Modi schlau und schnell genug, dass man nicht mal selber schalten muss. Nimmt man die Paddles doch in die Hand, wird auch bei Mehrfach-Gangwechseln vor der Kurve nicht gezickt.

Und die Bremse? Man denkt ja zwangsläufig an fiesesten Materialmord, doch die serienmäßigen Keramik-Monster hielten die paar Runden anstandslos aus und verzögerten brachial. Das Bremspedal fühlte sich ebenfalls gut an, das war beim Erstkontakt mit dem Basis-PHEV Cayenne E-Hybrid im Mai noch anders.

Und auf der Straße? 

Da fällt auf, dass es mit dem GT-Paket alles in allem ein wenig straffer und gefühlsechter zur Sache geht. Auch die Lenkung wirkt einfach ein bisschen schwerer und griffiger. Einen eklatanten Abfall beim Komfort merkt man allerdings nicht. 

Vielleicht noch interessant für alle, denen der V8 im normalen Turbo E-Hybrid ein bisschen zu dezent daherkommt: Die Titan-Abgasanlage sieht nicht nur ziemlich sensationell aus, sie ballert auch deutlich hemdsärmeliger. Und das nicht nur innen. Beim Vorbeifahren entfaltet das Coupé mit GT-Pack einen sehr mechanischen und blechernen Soundtrack. 

Fazit: 8/10

Mit dem GT-Paket gewinnt das neue Cayenne Coupé-Topmodell spürbar an Dynamik. Optisch macht das Upgrade natürlich auch einiges her – außen wie innen. Aber ein Rennstrecken-Wunder wie der alte Turbo GT mit reinem V8-Verbrenner ist das Auto natürlich nicht. Die 200 Kilo dürften aufgrund der Mehrleistung vielleicht noch nicht mal auf der Stoppuhr das Riesen-Problem sein, beim Gefühl aber schon.

Sonst freilich trotz all der Tuningmaßnahmen absolut uneingeschränkt alltagstauglich. Und wer in diesem Preisbereich das Performance-Upgrade haben will, den stören wahrscheinlich auch die 28.679 Euro Paket-Preis nicht. 

TOP STORIES

Top List in the World