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News des Tages: RAF-Rentner, GDL-Streiks, Cybertruck von Tesla

Die Suche nach den Ex-RAF-Terroristen gleicht der Suche nach Mister X im berühmten Brettspiel. Die Bahn dürfte jedoch nur bedingt bei der Flucht helfen. Und Teslas Cybertruck taugt kaum als Alternative. Das ist die Lage am Donnerstagabend.

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News des Tages: RAF-Rentner, GDL-Streiks, Cybertruck von Tesla

1. »Scotland Yard« jagt Mister X und Mister Y

Aus bürgerlicher Sicht ist dieser Tage die Welt in Ordnung. Während das Kapital so dermaßen gewonnen hat, dass der Staat mit dem Rentenpaket II nun zur Stützung der gesetzlichen Altersbezüge an den Kapitalmärkten zockt (hier mehr dazu), sollen wir alle »Deutschland sucht die Superterroristen« gucken.

Nach der Festnahme der Terroristin i.R. Daniela Klette ist es ein wenig wie in dem alten Brettspiel »Scotland Yard« – Mister X hat sich gezeigt, er war eben noch da, er muss ganz in der Nähe sein. Besonders komfortabel hatten zuletzt weder Klette noch ihre mutmaßlichen ehemaligen RAF-Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gelebt, wie SPIEGEL-Recherchen ergeben haben: ohne Konto, ohne Kreditkarte, ohne Krankenversicherung.

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Mit einer letzten Millionenbeute aus einem Raubüberfall 2015 hat das Trio offenbar sparsam gewirtschaftet, wie mein Kollege Hubert Gude schreibt: »Es war wohl ein eher raues Leben in der Illegalität, ohne die Annehmlichkeiten eines bürgerlichen Rahmens« – und ohne gesetzliche RAF-Rente in Form von Aktien. Aus bourgeoiser Sicht kann man nur hoffen, dass auch die beiden Männer bald gefasst werden. Damit dieser Albtraum endlich ein Ende hat.

    2. Der Zustand mit dem Ausstand

    Neulich war meine Schwester wütend auf Deutschland. Sie ist erst jüngst nach zwei Jahrzehnten im südeuropäischen Ausland zurückgekehrt, musste an diesem Tag mit dem Bus zur Arbeit – und konnte nicht, weil der Busverkehr in unserer Stadt bestreikt wurde: »Wieso«, fragte sie, »müssen denn Unbeteiligte darunter leiden, wenn Tarifparteien sich nicht einigen können?«

    Geduldig erklärte ich ihr, dass es sich beim Arbeitskampf um eine soziale Errungenschaft handelt, die, wo nicht wohlwollend zu begleiten, so doch zähneknirschend hinzunehmen ist. Wenn kein Bus fährt, nimmt man das Fahrrad. Wenn kein Flug geht, nimmt man den Zug. Alles Einstellungssache auch in dem Sinne, dass man sich schließlich darauf einstellen könne.

    So schwadronierte ich, bevor GDL-Chef Claus Weselsky nach dem heute beginnenden 35-Stunden-Streik eine Serie von »Wellenstreiks« in Aussicht gestellt hat – eine unangekündigte, überraschende und damit tendenziell tückische Form der Arbeitsniederlegung: »Damit ist die Bahn«, auf die wir doch aus ökologischen Gründen alle umsteigen sollen, »kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr«, wie Weselsky dankenswerterweise ausführte (Lesen Sie dazu unseren Leitartikel). Auch kann, wer große Distanzen zu überbrücken hat, nicht einfach auf das Flugzeug umsteigen. Der zusätzliche Streik der Luftsicherheitskontrolleure an vielen Flughäfen macht den Wellenstreik zur Streikmonsterwelle.

    Dazu kann man stehen, wie man will. Ich jedenfalls bin froh, dass sich keine Aktivisten mehr auf der Straße festkleben. Sonst hätte ich meine Schwester nicht mit dem Auto zur Arbeit chauffieren können. Das Thema »Arbeitskampf« haben wir dabei weiträumig umfahren.

      3. Ein Cowboy im Weltraum

      Stellen wir uns mal kurz vor, es führe kein Bus, rolle kein Zug, höbe kein Flugzeug ab – für diesen so dystopischen wie unwahrscheinlichen Fall hat der Visionär Elon Musk seinen Cybertruck entwickeln lassen. Testfahrten für Experten sind von Tesla nicht vorgesehen. Deshalb hat sich mein Kollege Thomas Geiger für einen exklusiven SPIEGEL-Test einen privaten Zugriff erschlichen und schreibt: »Andere Autofahrer machen freiwillig Platz. Manche fahren neugierig zur Seite, um staunend dieses Auto anzustarren, das wirkt, als komme es direkt aus dem All.«

      Leistungstechnisch könne das Monstrum mit einem Lamborghini, praktisch aber nicht mit einem benzinbetriebenen Konkurrenten wie dem entsprechenden Pick-up-Ungeheuer von Ford mithalten. Die Fahrt mit dem Dickschiff sei »alles andere als gemütlich«, bei zu schnell überfahrenen Temposchwellen »schüttelt es einem gefühlt fast die Zähne aus dem Kiefer«. Das Ding ist eben robust und für den Cowboy entworfen, der damit auch während der Zombie- oder Weselsky-Apokalypse mal eben nach seinen Rindern unten am Creek sehen kann.

      Angeblich kann den Cybertruck nichts aufhalten. Keine Maschinengewehrsalve, kein Nuklearschlag, nicht einmal der Tod des Fahrers – autonomes Fahren macht’s möglich! Anfällig ist er dafür gegen Vogelkot und Rost. Und dafür, dass ihm der Strom ausgeht – oder »Ökoterroristen« der Fabrik den Strom abdrehen.

        Was heute sonst noch wichtig ist

        • EVP wählt von der Leyen zur Spitzenkandidatin: Ursula von der Leyen hofft auf eine zweite Amtszeit als EU-Kommissionspräsidentin. Für die Europawahl im Juni hat die Europäische Volkspartei sie nun zur Spitzenkandidatin gekürt.

        • René Benko hat Antrag auf Privatinsolvenz gestellt: Nach SPIEGEL-Informationen hat der österreichische Immobilieninvestor René Benko Privatinsolvenz angemeldet. Damit ist er offenbar einem Insolvenzbescheid zuvorgekommen.

        • »Rust«-Waffenmeisterin schuldig gesprochen: Bei Dreharbeiten für einen Western hatte sich 2021 ein tödlicher Schuss gelöst. Nun ist die Waffenmeisterin schuldig gesprochen worden. Ihr drohen bis zu 18 Monate Haft.

        Meine Lieblingsgeschichte heute

        … war schon meine Lieblingsgeschichte gestern am Abend, und zwar das »Spitzengespräch« mit meinem Kollegen Markus Feldenkirchen als Moderator. Darin geht es um den Krieg, den Israel in Gaza gegen die Hamas führt. Es debattiert die Publizistin Khola Maryam Hübsch mit Philipp Peymann Engel, dem Chefredakteur der »Jüdischen Allgemeinen«.

        Das Gespräch bietet eine bequeme Gelegenheit, die entgegengesetzten Positionen in dieser Frage kennenzulernen. Und es ist eben wirklich ein Gespräch, kein Gekeife. Wer eine vorgefasste Meinung zu diesem wichtigen Thema hat, kann sie hier wie an einem Wetzstein schärfen – aber auch entschiedener Widerrede lauschen, ohne dass gleich der Puls hochgehen muss. Womit schon viel gewonnen ist dieser Tage.

          Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

          • Darf ein Hamburger in Stoßzeiten mehr kosten? Die Pläne der Fast-Food-Kette Wendy’s für dynamische Preise erzürnen Kunden in den USA. Das Unternehmen lenkte wieder ein, doch das Konzept dürfte sich vielerorts durchsetzen.

          • Ein Feind, ein guter Freund: Karl Lauterbach will TikTok nutzen, US-Präsident Joe Biden ist schon da. Einerseits umarmt die Politik also die Plattform, andererseits verlangt das Weiße Haus nun, dass die chinesischen Betreiber ihre App verkaufen.

          • Wie der Mensch zum Läufer wurde: Kein Tier kann so ausdauernd gehen wie der Mensch. Bis heute fragen sich Forscher, wie er den aufrechten Gang genau erlernte. Steckt die Antwort im Ohr?

          Was heute weniger wichtig ist

          Yu Ji-min, 23, bekannter unter dem Künstlernamen Karina und als Frontfrau der Band Aespa, hat sich der alten chinesischen Kulturtechnik des Kotau bedienen müssen – und bei ihren Fans, die sich selbst MYs nennen, um Entschuldigung gebeten: »Ich weiß, wie enttäuscht MYs, die mich unterstützt haben, gewesen sein müssen und wie bestürzt sie sind«. Der Grund für die Enttäuschung und Bestürzung: Karina hat einen Freund. In ihrem Genre, dem K-Pop (deren prominenteste Vertreter die Gruppen BTS und Black Pink sind), ist das eine üble Sache. Oft ist es den Stars aus Südkorea oder Japan vom strengen Management vertraglich verboten, amouröse Beziehungen zu pflegen. Sie sollen ganz als Projektionsflächen für ihr Publikum dienen. Das wiederum hat Karina denn auch »Verrat« vorgeworfen und öffentlich die Frage gestellt: »Ist die Liebe, die dir deine Fans geben, nicht genug?«

          An übergriffiger Zudringlichkeit ist das natürlich nicht zu überbieten. Aber hey, was heißt schon »natürlich« bei dieser Hochdruckvariante des Pop, der seit Jahren schon bald, ganz bald, spätestens nächstes Jahr, allerspätestens mit dem neuen Album von BTS die Welt erobern wird? Oder wie mein Ressortleiter neulich meinte: »K-Pop? Das war auch so’n Rohrkrepierer.«

          Mini-Hohlspiegel

          Aus der »Rhein-Zeitung«: »Mit Johannes Behner schickt der Stadtverband der Christdemokraten nun ebenfalls einen Kandidaten ins Rennen, der noch unter 30 Jahre alt ist. 34 um genau zu sein.«

          Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

          Cartoon des Tages

          Und heute Abend?

          Demoskopie ist, grob gesprochen, so was wie das Fieberthermometer im Allerwertesten der Gesellschaft. Was im alten Rom aus Eingeweiden gelesen wurde, das Interpretieren die Auguren von heute in ihre Zahlenkolonnen hinein – und bringen damit manche Debatte erst in Gang. Wie beliebt ist Friedrich Merz? Waffen für die Ukraine? Wovor haben die Deutschen am meisten Angst? Die Umfrage ist ein Stochern im Hypothetischen, auch dann, wenn sie »repräsentativ« ist. Und oft genug haben wir erlebt, besonders vor und nach Wahlen, dass auf die noch gewissenhaftesten Prognosen kein Verlass ist. Da liegt irgendwas im Argen. Was genau, das erfahre ich hoffentlich heute Abend in »Systemfragen«, einer Sendung im Deutschlandfunk (20.10 Uhr). Überhaupt, Radio. Also nicht »die größten Hits der Siebziger, Achtziger und Neunziger«, sondern richtiges Radio. Gerade »bei jüngeren Menschen« soll dieses Medium wieder im Aufwind sein, weil es sozusagen als Großmütterchen des Podcasts wahrgenommen wird. Die entsprechende Meldung war allerdings das Ergebnis einer Umfrage, da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz.

          Einen angenehmen Abend wünscht Ihnen

          Ihr Arno Frank, Autor

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