- Hyundai: umgerechnet 45.000 Euro für eine neue Batterie?
- Motormouth | 45.000 Euro für eine Ersatzbatterie. Das ist mehr als das ganze Elektroauto kostet.
- Apropos Batterien: NIOs PR-Stunt mit der neuen 150-kWh-Batterie
- Habeckonomics: Kaufprämie für Stromer ab heute ausgesetzt
Hyundai: umgerechnet 45.000 Euro für eine neue Batterie?
Elektromobilität kann durchaus ihre Tücken haben. Im Winter sinkt die Reichweite empfindlich, bei niedrigen Temperaturen sogar signifikant. Da kann auch eine Wärmepumpe nur wenig Linderung bringen. Aber das Gute ist: wenn’s wieder wärmer wird, ist die Batterie wieder voll da. Die Alterung der Batterien scheint man ebenfalls im Griff zu haben. Die sogenannte Degradation der Packs hält sich in der Regel in Grenzen. Die Lebensdauer eines Batteriepack ist damit kaum noch ein Problem. Wenn vor der Garantiezeit die Kapazität unter einen gegebenen Wert sinkt, gibts sogar kostenlosen Ersatz. Also alles gut?
Leider nein.
Auch wenn das folgende Szenario extrem selten eintritt, wenn es eintritt, ist ein Totalschaden eines neuen Elektroautos leider gleichzeitig auch ein wirtschaftlicher Totalschaden. Passiert ist die nachfolgende Geschichte in Canada, weshalb die Dollar-Angaben mit Vorsicht zu geniessen sind. 66.000 kanadische Dollar sind tatsächlich etwa 45.000 Euro.
Das Setting
Ein Kanadier fuhr des Nachts auf einer einsamen Straße und erkannte in letzter Sekunde ein Hindernis auf der Straße. Er wich aus und war eigentlich der Meinung, das Hindernis nicht erwischt zu haben. Sein Auto: ein 2022er Hyundai IONIQ 5 mit großer Batterie (77,4 kWh). Weil der Besitzer sicher gehen wollte, liess er das Auto untersuchen. Die Werkstatt stellte Kratzspuren im Unterboden fest und kam zum Ergebnis, dass die Batterie vermutlich in Mitleidenschaft gezogen war. Nur ein Austausch würde letztliche Sicherheit bringen. Denn, so die Argumentation der Werkstatt: möglicherweise saß der Besitzer auf einer tickenden Zeitbombe.
Das Malheur nimmt seinen Lauf
Der Yotube-Kanal Motormouth nahm sich der Problematik an, denn für den Austausch der Batterie sollte der Besitzer mehr bezahlen, als er ursprünglich für das Auto neu bezahlt hatte. Nämlich umgerechnet rund 45.000 Euro. Die Vollkaskoversicherung hätte den Schaden übernommen, jedoch wie üblich, die Beiträge empfindlich angehoben, denn sie ging von einem wirtschaftlichen Totalschaden aus. Die Reparatur überstieg den Zeit- und Fahrzeugwert.
Das sah der Besitzer zunächst nicht ein. Er monierte bei der Werkstatt, dass diese sich nicht mal die Mühe machte, den verkratzen Schutz der Batterie abzumontieren, um nachzusehen, ob überhaupt ein Schaden am Pack vorlag. Auch wurde von Seiten der Werkstatt der Hersteller zunächst nicht eingeschaltet. Wir empfehlen den Bericht, denn er zeigt, dass das typische Problem der Batteriedegradation keineswegs die größte Gefahr bei Stromern ist.
e-engine meint: Der (kanadische) Preis für eine Ersatzbatterie mit Einbau ist tatsächlich astronomisch. Wenn man sich die Verhältnismäßigkeit ansieht, dürfte hier der eine oder andere ins Grübeln kommen. Denn auch bei unverschuldeten Unfällen kann es schnell zu einer unangenehmen Situation kommen. Im Falle des Kanadiers kommt noch die Unfähigkeit der Werkstatt hinzu, die wohl der Tatsache geschuldet ist, dass die Erfahrung mit Elektroautos noch recht dürftig ist.
Motormouth | 45.000 Euro für eine Ersatzbatterie. Das ist mehr als das ganze Elektroauto kostet.
Apropos Batterien: NIOs PR-Stunt mit der neuen 150-kWh-Batterie
Die Rahmenbedingungen
Tatsächlich erreichte NIO in einem internen Test bereits 1.145 Kilometer Distanz. Das ist durchaus beeindruckend, auch wenn man einräumen muss, dass man eine Geschwindigkeit von 85 km/h selten überschritt und maximal 90 km/h fuhr. Einige hämische Kommentare zum „Rekordversuch“ bezogen sich dann auch auf die „Sanddünengeschwindigkeit“. Insgesamt verfolgten über 2,5 Mio. Menschen in China den Livestream, der schließlich kurz nach 13:15 unserer Zeit das Erreichen der 1.000-Kilometer-Grenze dokumentierte. Dabei fuhr der Wagen 917 Kilometer mit dem NIO Pilot.
Energiedichte
Die gravimetrische Energiedichte der von NIO selbst gefertigten Zellen wird mit 360 Wh/kg angegeben. Es handelt sich um eine sogenannte Hybrid-Solid-State-Batterie. Der Start der Massenproduktion wird April 2024 sein.
Funfact: Während des Livestream rief Li den XPeng-CEO He Xiaopeng an und riet ihm, ebenfalls einen dieser Livestreams zu machen. Er hoffe dass der X9 sich gut verkaufen werde. Schließlich fragte er, ob er Prozente für einen X9 bekommen könne. Xiaopeng: Ich kann dir 50% geben. Worauf William Li meinte: „Das ist zu viel, du musst ja auch noch was verdienen.“
Habeckonomics: Kaufprämie für Stromer ab heute ausgesetzt
Kommentar von Bernd Maier-Leppla
Planungssicherheit in Deutschland? Gibts seit der Ampel so gut wie gar nicht mehr. Das Hin und Her des „Gröwaz“ (Größten Wirtschaftsministers aller Zeiten) hat bereits in der Vergangenheit schon für Unmut gesorgt. Nun hat er den Hochlauf der Elektromobilität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst mal mit Vollgas an die Wand gefahren. Ab heute gibt es keine Kaufprämien für Elektroautos mehr. Der Staat hat schlicht kein Geld mehr dafür. Der Dilettantissmus des Wirtschaftsministeriums hat ein weiteres Mal zugeschlagen.
Was sind die Folgen?
Während die Elektromobilität bereits seit September einen Rückschlag zu verbuchen hatte und sich nur langsam wieder erholte, hat das abrupte Aus nun zur Folge, dass viele Menschen, die noch bis zum Jahresende einen Stromer kaufen wollten, aber noch keinen geliefert (zugelassen) bekommen haben auch den diesjährigen Umweltbonus nicht mehr bekommen. Das dürfte am Montag zu Trubel bei vielen Autoherstellern führen, es sei denn, sie garantieren aus eigener Tasche den Bonus für bestehende Bestellungen.
Schlecht für Europa, gut für China
Während OEMs wie VW nun tatsächlich einen weiteren Rückschlag in Kauf nehmen müssen, dürften in China (und bei Tesla) die Sektkorken geknallt haben. Zwar waren die Autopreise der chinesischen Hersteller für Stromer bislang in Deutschland äußerst „sportlich“ gewesen, aber die Gestehungskosten lagen schon immer weit unter denen der Europäer und besonders der Deutschen. VW hat damit gerade faktisch vom Wirtschaftsminister Brandbeschleuniger in die Hütte geworfen bekommen. Die Chinesen hingegen werden ihre Preise nach unten korrigieren, aber immer noch Gewinne einfahren können. Zudem ist deren Modellpolitik besser für den Ottonormalverbraucher geeignet, weil sie weit mehr kleinere bezahlbare Modelle anbieten können.
e-engine meint: Selbst Koalitionspartner SPD scheint den ernst der Lage erkannt zu haben. Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion käme der Stopp tatsächlich zu abrupt. Einmal mehr hat die Ampel bewiesen, dass sie es nicht kann. Der vom Bundesverfassungsgericht kassierte Haushaltsentwurf sorgt damit weiter für Spaß in der Wirtschaft und nicht zuletzt Bevölkerung.
Fotos: Motormouth (Youtube Stills), Hyundai, NIO, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz