- FDP auf dem Holzweg, Porsche auf dem Irrweg, Ford CEO auf dem Weg der Erkenntnis
- Äpfel und Birnen
- Porsches China-Desaster
- und Fords CEO Jim Farley
- Mercedes’ und Porsches „Verluste“ und Teslas „Gewinne“
- US-Marken: VW-Tochter Scout zeigt die ersten Prototypen
- Erinnern irgendwie an Rivian
- Bis zu 4,5 Tonnen Anhängelast
FDP auf dem Holzweg, Porsche auf dem Irrweg, Ford CEO auf dem Weg der Erkenntnis
Letzte Woche Lanz. Wer sich das antut ist heutzutage ohnehin als tapferer Masochist anzusehen, denn die Protagonisten in Lanz’ Diskussionen zeigen nur eines: der öffentliche Diskurs befindet sich im Kindergarten-Stadium und wird zusehend lächerlicher. Aber zurück zum Thema. FDP Politiker Christian Dürr hat mal wieder einen gegen die Elektromobilität herausgehauen. Dass wir uns richtig verstehen: wir sind hier keine Dogmatiker, und sehen den Niedergang der deutschen Autoindustrie mit Entsetzen. Aber das alte IBM-Prinzip des „FUD“, Fear Uncertainty and Doubt, scheint in diesen Zeiten wieder Hochkonjunktur zu haben. Dürr behauptete in der Runde, in der auch Ex-VW-CEO Dr. Herbert Diess saß, dass eFuel-betriebene Autos eine höhere Effizienz aufwiesen, als reine Stromer.
Der Fakenewsverbreiter @christianduerr sitzt bei Lanz und behauptet, dass das BEV bei 13% w2w liegt. Er beruft sich auf eine angebliche Studie von Kolbenkoch / KIT. Wieso hat man dem nichts entgegen zu setzen @Herbert_Diess ? pic.twitter.com/Zo3PwX8J3h
— ⌀ 15.3 kWh / 100 km (@Mingiam10) October 25, 2024
Äpfel und Birnen
Dabei verliess sich der FDP-Politiker auf Aussagen des des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Professor Thomas Koch, der die beiden Antriebskonzepte verglich. In diesem „Vergleich“ schloss in der Tat ein Verbrenner mit eFuels effizienter ab, als ein reiner Stromer. Wie das?
Porsches China-Desaster
Porsches Taycan ist momentan das große Sorgenkind des deutschen Premiumherstellers. Vor allem in China. Da verkaufte der Zuffenhausener Premiumhersteller weniger als 23 Einheiten im September. Was faktisch kein Wunder ist, denn in China sind derzeit unzählige Wettbewerber unterwegs – nicht zuletzt der XIAOMI SU7, der zudem noch die Formensprache des Taycan widerspiegelt und einen Bruchteil des Deutschen Stromers kostet, nämlich knapp über 40.000 Euro umgerechnet als Allradler und mit 664 PS. Was den Stromer in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert. Dabei kommt der XIOMI sogar mit einer 100-kWh-Batterie und liefert mit seinem State-of-the-Art-Betriebssystem ein Infotainment-Erlebnis, das das des Porsche ohnehin überflügelt.
Really deserves visuals📺
And sound📢📢📢@jimfarley98 everybody!⚡️⚡️⚡️🔥🌶️pic.twitter.com/g2uZsYD4AQ https://t.co/8mxIjgkVeP
— Felix Hamer • electricfelix (@electricfelix) October 24, 2024
und Fords CEO Jim Farley
Nun werden wieder die Einwände kommen, dass man einen Chinesen-Stromer nicht mit deutscher Automobilkunst vergleichen könne. Der mindestens 60.000-Euro-teuere (nackte) Taycan mit 408 PS und RWD kann da schon im Autoquartett nicht mithalten, für den Spurt benötigt er für Stromer endlose 4,8 Sekunden.
Mercedes’ und Porsches „Verluste“ und Teslas „Gewinne“
Dass die Deutschen auch auf der allgemeinen Rendite-Seite inzwischen auf dem Rückzug sind, zeigen die Zahlen zum 3. Quartal 2024. Während Tesla überraschend mit einem Gewinn-Plus von 17 Prozent zum Vorjahresquartal aufwartete, mussten Mercedes-Benz (-54 Prozent) und Porsche (-27 Prozent) empfindliche Einbußen hinnehmen. Tesla Aktie profitierte an der Börse und legte eine Hausse hin, die ihresgleichen sucht. Mercedes-Benz’ CEO Ola Källenius ist definitiv angezählt. Seine Strategie, nur noch Luxusautos (auch im Elektrobereich) zu verkaufen, scheint nicht aufzugehen, weder in Europa und schon gar nicht in China. Denn im Reich der Mitte wenden sich die Käufer ab, nachdem sie erkannt haben, wie weit die Deutschen bei der Digitalisierung, dem Infotainment und der Batterietechnologie zurückliegen.
Der chinesische Auto-Markt hat inzwischen eine solche Relevanz, dass kein europäischer oder weltweiter Autohersteller mehr ohne diesen Markt überlebensfähig ist. Währenddessen reüssiert die Musk-Company weiter, weil sie die chinesische „Pace“ noch am besten mitgehen kann.
Kommentar: Bernd Maier-Leppla
Fotos: XIAOMI, Porsche, Mercedes-Benz, Tesla, KIT
US-Marken: VW-Tochter Scout zeigt die ersten Prototypen
VW und seine Modell- und Investitionspolitik. Da ist manchmal ein großes Fragezeichen dahinter zu setzen. Als man vor einigen Jahren mitteilte, dass man die Marke Scout wiederbeleben wolle, hatten das viele nicht wirklich beachtet. Nun aber wird es ernst. Letzte Woche präsentierte sich die Marke im neuen Glanz mit zwei Modellen, die ab 2027 auf den Straßen sein sollen. Dem Scout Terra Truck und dem Scout Traveler SUV.
Erinnern irgendwie an Rivian
Wir erinnern uns: VW hatte Mitte 2024 ein Joint-Venture mit dem US-Hersteller Rivian verkündet. 5 Mrd. US-Dollar wolle man über einen festgesetzten Zeitraum investieren. Vor allem wolle man von den digitalen Vorteilen der Rivian-Fahrzeuge profitieren, was Sinn macht, denn VW ist dort besonders schwach aufgestellt. Die Vorstellung der beiden Scout-Modelle dürfte dem Joint-Venture kaum förderlich sein, denn beide Scout-Fahrzeuge zielen direkt auf die entsprechenden Rivian Modelle R1T und R1S.
Die Scouts kommen mit mit einem speziellen „four-wheel-drive-System“, werden in sagenhaften 3,5 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen können und basieren auf einer proprietären EV-Architektur, die nichts mit den anderen Plattformen des VW-Konzerns zu tun hat. Tatsächlich wird es sogar eine EREV-Plattform geben, die mit einem Range-Extender die elektrische Reichweite vergrößern soll. Ein EREV ist kein PHEV, denn der Range Externer eines EREV treibt die Räder nicht direkt an. Scout will damit die Offroad-Performance verbessern und die Nachteile eines vollelektrischen Trucks beim Ziehen von hohen Anhängelasten kompensieren.
Bis zu 4,5 Tonnen Anhängelast
Dabei sollen die beiden Scouts bis zu 4,5 Tonnen ziehen können. Das SUV muss sich allerdings mit nur 3.100 kg begnügen. Damit liegt der Pickup etwas unter dem Tesla Cybetruck, der immerhin 4.990 kg ziehen darf.
e-engine meint: Die ersten Bilder der Scouts zeigen, dass man – zumindest für den US-Markt – hier auf dem richtigen Weg ist. Das Scout Traveler SUV könnte sogar dem alteingesessenen Jeep Konkurrenz machen. Es bleibt abzuwarten, ob der Starttermin 2027 nicht etwas zu spät sein wird. Bis dahin haben die Wettbewerber (vor allem aus China) bereits wieder anderthalb Generationen weiterentwickelt. Der Startpreis soll übrigens bei rund 60.000 US-Dollar liegen. Der Rivian R1T startet ab rund 70.000 US-Dollar in der Dual-Motor-Variante. Die Scout-Architektur soll übrigens auf einer 800-Volt-Basis sein – die Rivians arbeiten noch mit 400 Volt.
Fotos: Scout/VW/Rivian