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Ford Explorer

Ford Explorer Electric Extended Range Erster Test

Bis zu 602 Kilometer Reichweite nach WLTP-Norm stellt Ford für seinen Crossover-SUV Explorer Electric in Aussicht. Wir hatten die Möglichkeit, uns schon kurz nach Marktstart einen Eindruck vom zweiten E-Auto des Herstellers nach dem Ford Mustang Mach-E zu verschaffen.

ford explorer electric extended range erster test

Vor der Testfahrt: Hayo Lücke, Redakteur von inside digital, neben dem Ford Explorer Electric.Bildquelle:

Knapp 30 Jahre ist es her, dass ein Geländewagen in einem Hollywood-Blockbuster für reichlich Aufsehen sorgte. Der Ford Explorer fuhr im Jahr 1993 elektrisch von einer Schiene geführt über die Wege im “Jurassic Park” und gestattete so den Besuchern der Isla Nublar aus sicherer Entfernung unter anderem durch ein Glaspanoramadach die Beobachtung von nachgezüchteten Dinosauriern. Soweit die Geschichte. Heute fährt der Ford Explorer auch elektrisch; aber ganz ohne Führungsschiene. Denn mit dem Ford Explorer Electric bietet der US-Hersteller ab sofort ein SUV als E-Auto an.

Ford Explorer Electric im Test: Kleiner als gedacht

Und der erste Eindruck wird so manchen Geländewagen-Fan überraschen. Denn der Ford Explorer Electric fällt weniger wuchtig aus, als es manch ein Autokäufer erwarten dürfte. Mit einer Länge von knapp 4,47 Metern bei einer Höhe von rund 1,63 Metern wirkt das neue Elektroauto überraschend komprimiert. Das ist aber so gewollt. Denn die Designer haben sich zwar für eine amerikanische Designsprache entschieden, das Auto in seiner Gesamtheit aber für den europäischen Straßenverkehr optimiert. Das Dach fällt erst am Heck steil ab und ist durch einen herausragenden Dachspoiler sportlich gezeichnet. An der Front wurde auf einen Kühlergrill verzichtet.

Die zweite Überraschung fällt bei einem Blick in den Innenraum sofort ins Auge. Weil der Ford Explorer Electric auf der MEB-Plattform von Volkswagen aufbaut, kommt hinter dem Lenkrad ein 5,3 Zoll großes Display zum Einsatz, das man zum Beispiel auch aus dem Volkswagen ID.4 (Test) kennt. Sehr viel schöner ist im Explorer aber das Center-Display verbaut. Der Touchscreen bettet sich trotz einer Größe von 14,6 Zoll elegant in die Mittelkonsole ein, statt auf dem Armaturenbrett zu thronen. Einige Icons sind zu klein geraten, die Bedienung deswegen zunächst nicht intuitiv. Praktisch: Der Bildschirm ist vertikal verschiebbar und erlaubt den Zugriff auf einen sogenannten “Private Locker”, ein kleines Geheimfach.

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Blick ins Cockpit des Ford Explorer Electric.

Gut gelöst: am unteren Ende des Displays sind Schnellstarttasten zu finden, über die sich die wichtigsten Funktionen von Klimaanlage und Lüftung im Handumdrehen einstellen lassen.

Head-up-Display kostet extra

Zu den beiden Bildschirmen gesellt sich noch ein praktisches Head-up-Display. Es ist aber nur Teil der Ausstattung, wenn man sich für das Fahrerassistenz-Paket entscheidet, das abhängig von der gewählten Ausstattungsvariante 1.300 oder 1.800 Euro extra kostet. Dann ist unter anderem auch eine 360-Grad-Parkkamera und eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe nutzbar. Unser Testfahrzeug war zudem mit einem Panoramaglasdach ausgestattet, das aber 950 Euro Aufpreis kostet.

Die Verarbeitung im Innenraum erweist sich als grundsolide. Zu Hartplastikelementen gesellen sich Teile aus Kunstleder. So richtig hochwertig wirkt das nicht, erfüllt aber seinen Zweck. Dennoch kommt der Eindruck auf, dass an dieser Stelle der Rotstift zum Einsatz kam, um die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Bei der Ausstattung besteht übrigens die Auswahl zwischen einem Standard- und einem Premium-Modell. Die Basisvariante rollt mit 19-Zoll-Leichtmetallrädern ihren Zielen entgegen, bei der Premium-Variante sind 20-Zoll-Felgen verbaut. Die ist zusätzlich auch mit Matrix-LED-Scheinwerferen statt klassischen LED-Leuchten und einer LED-Ambientebeleuchtung ausgestattet. Auch ein hochwertigeres Soundsystem von B&O mit zehn Lautsprechern inklusive Subwoofer ist der Premium-Variante vorbehalten.

Basis- oder Premium-Ausstattung stehen zur Wahl

Insgesamt sind sieben Varianten des Ford Explorer Electric erhältlich. Drei Batteriegrößen werden dabei mit unterschiedlichen Leistungsstufen kombiniert. Die Einsteigermodelle bieten 125 kW (170 PS) oder 150 kW (204 PS) Leistung, aber auch 210 kW (286 PS) sind auswählbar; jeweils mit Heckantrieb und 310 oder 545 Nm Drehmoment. Bei der Allrad-Variante steht eine Systemleistung von 250 kW (340 PS) zur Verfügung, die durch 134 Nm zusätzliches Drehmoment an der Vorderachse unterstützt wird. So ist es im besten Fall in 5,3 Sekunden möglich, von 0 auf 100 km/h zu starten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt je nach Modell bei 160 oder 180 km/h.

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SUV-Gene sind am neuen Ford Explorer Electric sofort erkennbar.

Das Fahrgefühl im neuen SUV von Ford erweist sich als sehr komfortabel, mit solide abgestimmter Federung und direkter, leichtgängiger Lenkung. In manchen Fahrsituationen hätten wir uns ein etwas präziseres Lenkgefühl gewünscht. Beim Modell mit Heckantrieb stehen vier Fahrmodi zur Verfügung (Eco, Normal, Sport und Individual), wer sich für die Allrad-Variante entscheidet, kann zusätzlich den Fahrmodus Traction auswählen.

Fahrmodi-Auswahl über das Center-Display

Anders als in so manch anderen E-Autos steht für die Auswahl der Fahrmodi aber kein mechanischer Knopf zur Verfügung. Stattdessen erfolgt die Auswahl des gewünschten Modus über ein kleines Icon in der oberen Leiste des zentralen Bildschirms. Bei Bedarf ist auch eine Verschiebung eines Buttons auf den personalisierten Startbildschirm des Fahrers möglich.

Für die Gänge steht ein Gangwahlhebel hinter dem Lenkrad zur Verfügung. Neben einem klassischen D-Modus verfügt der Ford Explorer Electric auch über einen B-Modus. Dann kommt eine stärkere Rekuperation zum Einsatz. Der Wagen verzögert stärker, sobald der Fuß vom Strompedal genommen wird. One-Pedal-Fahren ist aber nicht möglich. Der elektrifizierte Explorer fährt am unteren Ende der Geschwindigkeitsskala mit Schrittgeschwindigkeit weiter. Für kompletten Stillstand muss die Bremse getreten werden. Die Rekuperation individuell etwa über Schaltwippen hinter dem Lenkrad einzustellen ist nicht möglich.

Sensortasten sind nicht immer eine Freude

Weniger gut gefallen die Sensortasten am Multifunktionslenkrad. Auch die hat der Ford Explorer mit den ID-Modellen von Volkswagen gemeinsam. Leider ist die Bedienung nicht immer komfortabel, weil die Tasten nicht das tun, was man sich als Fahrer wünschen würde. Erfreulich ist, dass Sprachbefehle bei klaren Kommandos gut funktionieren. So lässt sich zum Beispiel ohne wilde Fummelei am Touchscreen das Radioprogramm wechseln oder die Temperatur regulieren.

Das Navigationssystem gibt klar verständliche Hinweise und berücksichtigt bei langen Strecken notwendige Ladestopps. Besonders zu gefallen weiß die intelligente, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage. Wie bei Volkswagen erkennt der Tempomat bevorstehende Geschwindigkeitsbegrenzungen automatisch und fährt so bei entsprechender Aktivierung zum Beispiel mit der entsprechenden Geschwindigkeit in eine 100-km/h-Zone.

Viel Platz auf allen Plätzen

Das Platzangebot im Ford Explorer Electric erweist sich als ordentlich. Vorn müssen sich Fahrer und Beifahrer auf keinerlei Einschränkungen einstellen und auch in der zweiten Sitzreihe geht es luftig zu. Allerdings sollten die Passagiere aus der vorderen Sitzreihe nicht zu weit nach hinten rücken, damit die Beinfreiheit im Fond nicht zu stark eingeschränkt ist. Die Kopffreiheit hinten ist auch für lang gewachsene Menschen stattlich. Ohne Panoramadisplay dürfte ab einer Körperlänge von etwa 1,90 Metern die Luft nach oben aber dünn werden.

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Kofferraum mit Unterboden im Ford Explorer Electric.

Im Kofferraum des rund zwei Tonnen schweren SUV lassen sich bis zu 536 Liter Ladevolumen nutzen. Werden die Rücksitze umgeklappt, sind es bis zu 1.422 Liter. Im Unterboden des Kofferraums lässt sich gut ein AC-Ladekabel verstauen. Die Bodenplatte ist zwar klappbar, lässt sich aber nicht aufstellen. Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es gar nicht.

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Motorraum des Ford Explorer Electric ohne Frunk.

Ford Explorer Electric: Verbrauch im Check

Beim Verbrauch haben wir uns während unserer Testfahrt auf innerstädtische Fahrten und Strecken auf der Autobahn fokussiert. Dabei konnten wir innerstädtisch einen durchschnittlichen Strombedarf von knapp 14 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer ermitteln. Überraschend wenig. Auf der Autobahn erweist sich der Ford-SUV ebenfalls als effizient. Hier sind wir unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit auf einen Durchschnittsverbrauch von 22 kWh gekommen.

Neuer Strom lässt sich über ein 400-Volt-System und einen Ladeanschluss hinten rechts beziehen. Wer sich für den Ford Explorer mit Heckantrieb und großer Batterie entscheidet, kann sich auf eine Batterie mit netto nutzbarer Kapazität in Höhe von 77 kWh freuen. Sie ist an Schnellladesäulen mit maximal 135 kW wiederaufladbar. Beim Allradmodell ist die Batteriekapazität minimal größer (79 kWh), stellt in der Spitze aber 185 kW DC-Ladeleistung bereit. Alternativ steht auch ein kleinerer Akku (52 kWh) zur Verfügung, der mit bis zu 145 kW wiederaufladbar ist.

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Turbo-schnelles Aufladen ist mit dem Ford Explorr Electric nicht möglich. Es fehlt 800-Volt-Technik.

Viel entscheidender ist aber, wie lange ein E-Auto eine hohe Ladegeschwindigkeit halten kann. Und hier gibt es beim Ford Explorer Electric Extended Range RWD und den AWD-Varianten fast keinen Unterschied. Eine Aufladung von 10 auf 80 Prozent soll beim Modell mit Heckantrieb unter optimalen Bedingungen 28 Minuten dauern, während das Allrad-Modell nur 26 Minuten an der Schnellladesäule steht. Die Standard-Range-Variante mit kleinerem Akku benötigt 25 Minuten. An Normalladesäulen und an der heimischen Wallbox sind grundsätzlich maximal 11 kW drin.

Was kostet der Ford Explorer Electric?

In der Basisvariante steht der neue Ford Explorer Electric mit Heckantrieb zu einem Preis ab 42.500 Euro zur Verfügung. In der Premium-Variante startet der Preis bei 46.200 Euro. Das Allrad-Modell kostet momentan günstigstenfalls 52.430 Euro, in der Premiumvariante 56.056 Euro.

In Blau-Metallic fällt für den neuen Ford Explorer übrigens kein Aufpreis an, fünf weitere Farben kosten bis zu 1.000 Euro extra. Auch eine Wärmepumpe, besonders hilfreich im Winter, ist mit einem Aufpreis verbunden. Sie kostet 1.050 Euro zusätzlich. Besonders große Felgen (21 Zoll) sind mit 600 Euro Aufpreis verbunden, eine Anhängerkupplung kostet 900 Euro zusätzlich. Die zulässige gebremste Anhängelast liegt bei 1.200 Kilogramm bei den Modellen mit Heckantrieb und 1.400 Kilogramm bei den Allradmodellen.

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Vorne wuchtig, aber insgesamt recht kompakt gehalten: der Ford Explorer Electric.

Ford selbst bietet übrigens auch ein Leasing an. In der Standard-Range-Ausführung steht das E-Auto dann zu einem Preis ab 329 Euro pro Monat zur Verfügung. Auf die Hochvoltbatterie des Fünfsitzers mit einem Radstand von knapp 2,77 Metern gibt es übrigens acht Jahre Garantie bis 160.000 Kilometer. Die WLTP-Reichweite gibt Ford mit bis zu 600 Kilometern an.

Fazit zum Ford Explorer Electric: Gelungener Crossover-Stromer

Zugegeben: Das Exterieur des Ford Explorer Electric polarisiert. Entweder man mag das breit auf der Straße stehende SUV-Design von Ford, oder man hasst es – und greift dann eher zu dem etwas sanftmütigeren ID.4 von Volkswagen. In Summe ist es Ford aber für unser Empfinden gelungen, das interessantere Auto zu entwickeln. Auch mit Blick auf das Interieur, das vielleicht nicht überall hochwertig wirkt, mit dem geschickt verbauten Touchscreen samt Geheimfach aber besser durchdacht ist. Der Ford Explorer macht aber in jedem Fall Lust auf mehr. Und er zeigt, dass Ford verstanden hat, wie E-Autos zu fahren sein sollten. Schon jetzt kann man sich deswegen auch auf den neuen Ford Capri Electric freuen.

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Ford Capri Electric (vorn) und Ford Explorer Electric.

Vorteile des Ford Explorer Electric

  • günstige Einstiegsvariante verfügbar
  • gute Fahreigenschaften
  • niedriger Verbrauch im Stadtverkehr und auf der Autobahn
  • ordentliches Platzangebot

Nachteile des Ford Explorer Electric

  • Verarbeitung könnte hochwertiger ausfallen
  • straffere Lenkung wäre teils wünschenswert
  • zum Teil zu kleine Icons auf dem Center-Display
  • Wärmepumpe kostet extra

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