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Die Deutschen wollen weiter Auto fahren. Verbände fordern vom Verkehrsminister, etwas dagegen zu tun

die deutschen wollen weiter auto fahren. verbände fordern vom verkehrsminister, etwas dagegen zu tun

Der deutsche Verkehrsminister Wissing am Donnerstag in Berlin. M. Popow / Imago

Das Auto bleibt der Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel. Zu diesem Schluss kam eine Studie, die das deutsche Verkehrsministerium in Auftrag gegeben hat. Bei der Vorstellung des Papiers sprach sich der liberale Minister Volker Wissing folglich dafür aus, neben der Bahn auch das Strassennetz weiter auszubauen. «Das ist unerlässlich, um die Verkehre aufzunehmen, die wir in dem Bereich haben werden», sagte er.

Wissings Fazit blieb jedoch nicht ohne Kritik seitens der Umwelt- und Verkehrsverbände. Sie halten dem Minister vor, dass er die Studie überhaupt hat erstellen lassen. Aus ihrer Sicht sollte sich Deutschlands Verkehrspolitik lieber an den Klimazielen orientieren anstatt an den ermittelten Ergebnissen.

Die Umwelt- und Verkehrsverbände sagen, Wissing habe mit der Studie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung geschaffen. «Es ist nicht Ihre Aufgabe, einfach zu akzeptieren, dass der Strassenverkehr weiter wächst, sondern etwas dagegen zu tun», schrieb etwa der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe auf der Plattform X. Wissing sei als Politiker und nicht als Statistiker gewählt.

Verbände fordern mehr «Gestaltungsanspruch»

Die Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat forderte von der Regierung mehr «Gestaltungsanspruch». Wissing wolle «Tausende Kilometer» an Strassen bauen und stelle dann fest, dass der Autoverkehr nicht sinke und mehr Lastwagen führen. «Das ist etwa so überraschend, wie jeden Tag drei Stück Sahnetorte zu essen und zu merken, dass man nicht abnimmt.»

«Was wir nicht brauchen, ist eine prognosegläubige Infrastrukturpolitik und ein Verkehrsministerium, das Prognosen über die politischen Ziele stellt», sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Nur wenn die Politik neue Schienenstrecken bauen lasse, dann sei eine Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene möglich.

Laut Stephanie Krone, der Sprecherin des Allgemeinen deutschen Fahrrad-Clubs, wird das Auto in fünfzehn Jahren das «meistgehasste Verkehrsmittel» sein. Immer mehr Staus, Unfälle und höhere Kosten würden dazu führen, so prognostizierte sie auf X.

Wissing: nicht auf Grundlage politischer Wünsche handeln

Aus Sicht der Verbände wäre es also Aufgabe des Ministeriums, das Fahrverhalten der Deutschen zu lenken. Solche Forderungen lehnte Wissing erwartungsgemäss ab. «Natürlich ist eine solche Prognose nicht auf der Grundlage politischer Wünsche zu entwickeln, sondern auf der Grundlage realistischer Annahmen, die am Ende zu den berechneten Ergebnissen führen», sagte er.

Die Union sieht das ähnlich. Wenn Deutschland keinen Verkehrskollaps erleben wolle, müsse sich die Infrastruktur nach den Realitäten richten. «Und diese lauten: Auch neue Strassen werden gebraucht, wenn Auto und Lkw die dominierenden Fortbewegungsmittel bleiben», sagte der christlichsoziale Verkehrspolitiker Ulrich Lange der Mediengruppe Bayern.

Die Prognose soll dem Verkehrsministerium nun als Grundlage dienen, um die Pläne für den Ausbau der Infrastruktur anzupassen. Mit einem schnellen Fortschritt rechnet Wissing jedoch nicht. Die Ziele seien jetzt schon ambitioniert, etwa weil die Bauwirtschaft keine zusätzlichen Kapazitäten habe.

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