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Ford in der Transformation: So gut schlägt sich der neue Explorer

17.10.2024 06:00 Uhr | Lesezeit: 3 min ford in der transformation: so gut schlägt sich der neue explorer

Mit dem Explorer will Ford nun vollelektrisch durchstarten. © Foto: Timo Bürger

Während Ford alte Modelle in den Ruhestand schickt, setzt der Konzern mit dem elektrischen Explorer auf eine neue Generation. Kann der in Köln gefertigte Amerikaner alte Lieblinge ersetzen?

von Timo Bürger

Es ist die Zeit der Transformation bei Ford: Altbekannte Modelle wie der Ford Fiesta und Mondeo sowie die bei Familien beliebten Van-Modelle S-Max und Galaxy sind in den Ruhestand versetzt worden. Neue (auch altbekannte) “Hero Cars” (Ford) wie der Mustang oder Bronco sollen nun hierzulande auf Kundenfang gehen und – vermutlich die wichtigste Herausforderung der Transformation – natürlich muss die Elektrifizierung der Flotte (Pkw und Nutzfahrzeuge) weiter vorangetrieben werden.

Ford Explorer Test (2024)

ford in der transformation: so gut schlägt sich der neue explorer

Ford will breitbeiniger auftreten

Dass bei dieser Umgestaltung Absatzzahlen und Kunden auf der Strecke bleiben können und selige Ford-Zeiten mit hohen Marktanteilen (bei den Pkw, bei den Nutzfahrzeugen ist Ford höchst erfolgreich) perdu sind, scheint naturgemäß. “Wir werden im Pkw-Geschäft nicht mehr auf 17 Prozent Marktanteil kommen”, ist sich Geschäftsführer Christian Weingärtner durchaus bewusst (bei aktuell knapp vier Prozent Pkw-Marktanteil) und erläutert sogleich die Marschroute: “Wir wollen breitbeiniger und amerikanischer auftreten, wir wollen deutlich mehr Ford werden.”

Für das Projekt Elektrifizierung hat Ford zwei frische Pkw-Kandidaten in petto, bei denen bereits der Name US-Assoziationen weckt: den neuen Ford Capri (der vermutlich im 1. Quartal 2025 zu haben sein wird, mit dem Ur-Capri aber optisch nichts mehr zu tun hat) und den neuen Ford Explorer (der gerade die Markteinführung begeht und dem US-Explorer optisch auch nicht allzu sehr ähnelt). Autoflotte hat sich mit dem Explorer auf Erkundungstour begeben.

Ford Explorer: Ami, VW, Köln

Und der trägt einen großen Namen, zählt doch der US-Explorer zu den beliebtesten Fahrzeugen seiner Gattung (Platz 14 von Januar bis September 2024 in den USA) im Land der dicken Autos. “Der Explorer bietet amerikanisches Heritage”, weiß man natürlich auch bei den Ford-Verantwortlichen um das Erbe dieses Namens. Zwar hat man als Kundschaft für den neuen Explorer vor allem “private Retailer” identifiziert, will aber dennoch User-Chooser als “erweiterte Privatkundschaft” ansprechen.

Ford Kuga im Autoflotte-Test (2024)

ford in der transformation: so gut schlägt sich der neue explorer

Für den europäischen Markt muss das Projekt aber in jedem Fall zwei Nummern kleiner sein, denn mit dem Original-US-Trumm konnten wohl nur die wenigsten in europäische Garagen oder Parkhäuser Freundschaft schließen, weshalb der Plug-in-Hybrid bei uns ein kurzes Gastspiel hatte (2019 bis 2023). Auf 4,46 Meter Länge streckt sich nun also dieser europäische elektrische Ford Explorer, der im modernen Kölner Electric Vehicle Center (zusammen mit dem eingangs erwähnten Capri) gebaut wird und auf VWs MEB-Plattform (wie der VW ID.4) basiert.

Klasse Fahrwerk für den Ford Explorer

Erster Eindruck: Der Ford im dunklen “Magnetic Grey Metallic” präsentiert sich selbstbewusst auf 20 Zoll großen Aero-Leichtmetallrädern. Besonders auffällig ist die geschlossene Front mit dem markanten Ford-Logo und den schmalen, hakenförmigen Scheinwerfern. Details wie der Unterfahrschutz und die beplankten Radhäuser verstärken den robusten Look. Am Heck fallen die kompakten, dynamischen Proportionen auf, die zusammen mit der schmalen Heckscheibe die Fahrzeugbreite betonen. Die vertikal angeordneten Rückleuchten mit “Light Blade”-Design unterstreichen den SUV-Charakter.

Erster Fahreindruck des 286 PS starken “Premium”-Explorer mit Hinterradantrieb: Wow! Was für viele Ford-Modelle gilt, trifft auch auf den Stromer zu. Fahrwerksabstimmung kann Ford richtig gut: Der Explorer liegt klasse gedämpft und abgestimmt auf der Straße, wankt und schaukelt kaum, ist mitnichten amerikanisch-soft abgestimmt, sondern moderat-straff, lässt kaum Abroll- und Windgeräusche zu und ist wendig (Wendekreis 9,70 Meter), leicht dirigierbar und bietet dank des Extra-Fensters eine klasse Rundumsicht.

Drei Leistungsstufen und Batteriegrößen

Drei Batteriekapazitäten gibt es für den “Kölsche Bub”: 52 kWh, 77 kWh und 79 kWh. Letztere ist dem 340 PS starken Allradmodell vorbehalten, wohingegen der Hecktriebler entweder mit kleinem Akku und 170 PS oder mittelgroßem Akku und 286 PS unterwegs ist. Völlig ausreichend ist die Leistung des gefahrenen Modells; die gut 50 PS und 4.000 Euro Aufpreis des Allradmodells kann man sich getrost sparen. Bei der Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometer pro Stunde nehmen sich beide Kandidaten nichts.

Ford Capri (2025)

ford in der transformation: so gut schlägt sich der neue explorer

Auf der knapp 100 Kilometer langen Testrunde lag der Verbrauch bei recht flotter Fahrt und milden Temperaturen bei knapp 19 kWh. Die starke Allrad-Variante lässt sich mit einer DC-Ladeleistung von 185 Kilowatt in 26 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufladen, wohingegen der RWD mit maximal 135 Kilowatt deutlich langsamer ist. An einer 11-Kilowatt-Wallbox (kein 22-kW-AC-Laden möglich) dauert eine vollständige Ladung etwas über sieben Stunden. Übrigens: Eine Wärmepumpe gibt es serienmäßig.

Was der eine oder andere vielleicht vermisst: Einen für E-Autos typischen One-Pedal-Modus gibt es nicht, auch keine in mehreren Stufen justierbare Rekuperation. Die “feste” adaptive Rekuperation (abhängig von der Geschwindigkeit) funktioniert gefällig-sanft bis hinunter auf Schrittgeschwindigkeit.

Ford Explorer zeigt den Touchscreen-Trick

Im wohlig und stilsicher eingerichteten Innenraum kommt schnell Wohlfühlatmosphäre auf. Zierelemente in Carbon und Ambientebeleuchtung sind in der Premium-Variante inklusive und tragen ihren Teil zum wirklich guten Gesamteindruck ebenso bei wie das B&O-Soundsystem mit extra Subwoofer.

Besonders bequem sind die dick gepolsterten weichen Sitze (Premium-Polsterung in Leder-Optik) mit integrierten Kopfstützen. Auf diesem Gestühl nimmt man gerne Platz, zumal man auch hinten als Erwachsener genügend Raum findet. Zumindest nach oben, an den Knien kann es für “Langbeiner” etwas eng werden. Wer die Premium-Variante fährt, darf sich gegen 200 Euro Aufpreis AGR-zertifizierte Ford-Ergonomie-Sitze für Fahrer und Beifahrer leisten.

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