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Vergessene Studien: Ford Comuta (1967)

Das winzige Elektroauto wirkt wie der Opa von Opel Rocks-e und Co.

vergessene studien: ford comuta (1967)

Man kennt die Klagen der Verbraucher: Wo sind Sie nur, die kleinen bezahlbaren Elektroautos? Im Jahr 1967, möchte man nach dem Anblick dieser Bilder antworten. Damals verschickte Ford England eine Pressemitteilung mit Sperrfrist 8. Juni 1967. Ihr Inhalt hatte es in sich: Auf zwei Seiten erläuterte man ein neues Elektroauto, den kleinen Comuta. 

Schon der Name war Programm: “Commuter” bedeutet “Pendler” auf englisch. Was gab es mitzuteilen? Am Mittwoch (7. Juni) wurde im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Ford of Britain in Dunton, Essex, der Prototyp eines elektrischen Stadt- oder Einkaufsautos vorgestellt, der erste, der von einem großen Automobilhersteller speziell für den Elektroantrieb konzipiert und entwickelt wurde.

Bildergalerie: Ford Comuta (1967)

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Das experimentelle Auto, das Comuta genannt wird, ist nur 2,03 Meter lang, also weniger als halb so lang wie ein Cortina (oder ein Mustang), und wurde so konstruiert, dass drei Autos auf einem normalen Parkplatz geparkt werden können. Er hat einen Wendekreis von 5,49 Meter, keine Kupplung, keine Gänge und bietet daher “automatisches Fahren”.

Auch die weiteren Abmessungen zeigen deutlich, dass es sich um einen Zweisitzer handelt; 1,36 Meter Radstand, 1,12 Meter Spurbreite, 1,26 Meter Breite, 1,42 Meter Höhe. Das Resultat erinnert dann auch an einen Würfel, immerhin hat man formal einen zarten Ansatz von Motorhaube herausgearbeitet.

Der Comuta ist für den Transport von zwei Erwachsenen und zwei Kindern oder für den Einkauf konzipiert. Er ist mit Abblendscheinwerfern, Sicherheitsschlössern und einem (laut Ford) ausgeklügelten Heiz- und Kühlsystem ausgestattet. Eine Batterieladeanzeige kann zur Verfügung gestellt werden.

Ford Comuta (1967)

Der Comuta hat Einzelradaufhängung an allen vier Rädern. Die Hinterräder werden direkt von zwei Elektromotoren angetrieben. Maximal 5 PS (3,7 kW) stehen bereit, vier mittig montierte 12-Volt-Blei-Säure-Akkus mit 85 Ah Kapazität treiben die winzigen 10-Zöller an. Immerhin wiegt der Comuta nur 544 Kilogramm, wie Eric Dymock in seinem Katalog über britische Ford-Modelle schreibt. Technisch war der Comuta nicht weit von den elektrisch betriebenen Milchlieferwagen in Großbritannien entfernt.

81 Newtonmeter Drehmoment treiben den Comuta in 12,5 bis 14 Sekunden auf Tempo 50, bei 64 km/h (40 mph) ist Schluss. Als Reichweite gibt Ford 64,4 Kilometer gleich 40 Meilen bei konstant 40 km/h an.

Bei der Vorstellung des Comuta sagte der stellvertretende Geschäftsführer von Ford of Britain, Leonard Crossland: “Wir gehen davon aus, dass Elektroautos innerhalb der nächsten zehn Jahre kommerziell nutzbar sein werden, obwohl wir glauben, dass sie vor allem als Lieferwagen in den Innenstädten und als Einkaufsfahrzeuge in den Vorstädten eingesetzt werden.” Wohlgemerkt, 1967 …

Ford Comuta (1967) neben einem Mustang

“Der Verbrennungsmotor wird weiterhin die praktischste Antriebsform für Langstrecken- und Autobahnfahrten sein, aber wir sind sicher, dass Elektroautos eine Rolle spielen werden, um einen Teil des zukünftigen Transportbedarfs zu decken.”, so Crossland weiter.

“Natürlich gibt es noch viele technische Probleme zu überwinden. Mit anderen, teureren Batterien können wir mehr als 40 Meilen pro Stunde erreichen und die Reichweite deutlich erhöhen. Und wie Sie wissen, werden große Anstrengungen unternommen, um die Batterietechnologie weiterzuentwickeln.”

Crossland fügte hinzu: “Wir betrachten dies als einen Schritt in unserem Programm zur Entwicklung eines kommerziell nutzbaren Elektroautos. Wir haben noch nicht das Stadium erreicht, in dem eine Produktion in Betracht gezogen werden kann. Dies wird von Leistungsverbesserungen abhängen, die wir im Moment nicht an einen Zeitplan binden können.

Was wir Ihnen heute zeigen, ist natürlich ein Prototyp. Normalerweise zeigen wir unsere Prototypen nicht, aber in diesem Fall wollten wir in der Lage sein, viele Menschen in unsere Diskussionen einzubeziehen, deren Interesse durch das Potenzial des elektrischen Antriebs als kommerzielle Möglichkeit geweckt wurde.”

Herr Crossland sagte damals auch, Ford of Britain werde weitere experimentelle Prototypen bauen, um weitere Erfahrungen zu sammeln, auch im tatsächlichen Straßenbetrieb. Der zweite Prototyp wurde in den nächsten Wochen nach Amerika verschifft, um auf dieser Seite des Atlantiks weitere Entwicklungsarbeit zu leisten.

Doch die Zukunft war früher auch besser. Es blieb bei zwei Exemplaren des Comuta. 57 Jahe später versucht Ford in Europa mit Elektrautos wie dem Mustang Mach-E, dem Explorer und dem neuen Capri zu punkten. Mal sehen, ob dies gelingt.

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