Bild: Porsche
„Der Wurm muss dem Fisch schmecken“, sagte Finanzchef Lutz Meschke laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung anlässlich der Quartalszahlen. „Wir beschäftigen uns gerade damit, dass die ursprünglich rein elektrisch geplanten Fahrzeuge in Zukunft doch noch einen Hybrid-Antrieb oder einen Verbrennungsmotor erhalten. Da sind wir gerade mitten in den Konzeptionsentscheidungen.“ Klar sei: „Wir halten deutlich länger am Verbrenner fest.“
Nach dem anfänglichen Erfolg des ersten Elektroautos der Marke, des Taycan, war man in Zuffenhausen euphorisch und sah eine schnelle E-Auto-Zukunft kommen. Doch die Nachfrage nach der mittlerweile auch als Kombi erhältlichen Sportlimousine ist eingebrochen. Vor diesem Hintergrund scheint der Start des neuen, als reiner Stromer konzipierten Macan in diesem Jahr als problematisch. Zwar wird die bisherige Verbrenner-Generation der erfolgreichsten Porsche-Baureihe noch weiter verkauft, allerdings wegen Cyber-Security-Richtlinien nicht mehr in der EU.
Elektrifizierung je nach Nachfrage
Porsche ist laut dem Finanzchef weiter darauf vorbereitet, zum Ende der Dekade 80 Prozent der Autos mit elektrischen Motoren auszuliefern. Voraussetzung sei allerdings, dass die Nachfrage auch in den oberen Preiskategorien da ist, was im Moment aber vor allem auch in China nicht der Fall sei. „Da muss sich erst ein Luxussegment herausbilden, um auf die dem Verbrennerbereich entsprechenden Stückzahlen zu kommen“, so Meschke.
Bis dahin werde sich Porsche in der Produktion so flexibel wie in der Fabrik in Leipzig aufstellen, damit auch in anderen Werken auf derselben Produktionslinie Autos mit Verbrennungsmotoren, mit Elektroantrieben oder als Hybride gefertigt werden können. „Wir schauen, dass wir die zukünftig geplanten Plattformen so ausrichten, dass alle Antriebsarten eingebaut werden können.“
„EU-Verbrennerverbot muss fallen“
Das für 2035 geplante EU-„Verbrennerverbot“ müsse fallen, damit auch die Zulieferer wieder in innovative Verbrenner-Technologie investieren können“, forderte Meschke. Die Industrie brauche „deutlich mehr Zeit“, damit sich die Unternehmen auf die andauernd wechselnden Rahmenbedingungen einstellen und wettbewerbsfähig werden können.
Porsches Finanzchef forderte ein „massives Eintreten unserer Regierung“ bei der Kommission der Europäischen Union in Brüssel, um die Deindustrialisierung abzuwenden. Denn eines sei klar: Wenn „wir Europa deindustrialisieren, laufen wir die Gefahr, zum Armenhaus in Europa zu werden, und gefährden den sozialen Frieden“.
Der Porsche-Manager ist für eine Technologie-offene Regulatorik, zu der für ihn neben einer Rücknahme des Verbrenner-Verbots auch eine Förderung von synthetischen Kraftstoffen – sogenannten E-Fuels – und „Direct Air Capturing“-Verfahren gehört. „Wir brauchen diese Kraftstoffe unbedingt. Denn wenn man das Kohlendioxid direkt aus der Luft nimmt und mit grünem Wasserstoff verbindet, können Verbrennungsmotoren nahezu CO2-neutral betrieben werden“, erläutert Meschke, dem für den Start Beimischungsvorgaben von bis zu 50 Prozent vorschweben.
Notwendig sei auch eine Anpassung der Regeln bei den CO2-Strafzahlungen, „die die europäische Industrie nicht stranguliert, sondern innovative und nachhaltige Ideen fördert“, sagte Meschke. „Ich glaube, dass es Deutschland und Europa immer stark gemacht, in Innovationen und Technologiesprüngen zu denken und nicht nach strikten Vorgaben zu arbeiten.“