Mobilitätswende: Dach über dem Rad? Weltweit tun sich wetterfeste Lösungen auf
Die Bürgerinnen und Bürger vieler südostasiatischer Länder bestreiten ihre Alltagswege mit dem Fahrrad oder Moped, auch dann noch, wenn die Regensaison startet. Auf den Straßen von Bangkok, Kuala Lumpur oder Hanoi gibt es dann skurrile Schutzmaßnahmen zu sehen. Diese reichen von Regenmänteln aus zusammengepickten Mistsackerln bis hin zu abenteuerlichen Konstrukten, die oft einen unsicheren Anschein haben.
Wer hierzulande auch bei Regen umweltfreundlich mit dem Fahrrad ans Ziel kommen möchte, muss nicht zum Bastelkönig werden: Allerlei Start-ups haben sich schon Gedanken gemacht, wie das am besten gelingt. Verschiedene überdachte E-Bike-Lösungen sind zuletzt in Deutschland auf den Markt gekommen.
Neue Lösungen
Für Aufsehen bei Fahrradmessen sorgte auch ein tretbarer Hopper mit Hinterrad-Lenkung. Der Tretantrieb mit elektrischer Unterstützung bringt bis zu 25 km/h auf die Straße. Auch ein Kofferraum ist dabei (siehe Hauptbild). Die Kunststoffkarosserie bietet Platz für zwei Personen.
Aus Norwegen, wo bekanntlich auch häufig das Wasser von oben kommt, stammt das Modell Frikar des norwegischen Herrsteller Podbike. Es handelt sich um eine Mischung aus E-Auto und E-Bike, hat Platz für einen Erwachsenen und ein Kind und darf in Norwegen auf Fahrradwegen fahren. Unübersehbar ist, dass in der Mobilitätszukunft die Grenzen zwischen E-Bike und E-Auto zunehmend verschwimmen dürften.
Wer in Sachen Regenschutz doch konservativer unterwegs ist, kann sich auch einfach einen Regenschirm am Lenkrad montieren. Das ist kostengünstig und es werden dafür lediglich Ressourcen verbraucht, die die meisten Menschen schon daheim haben. Diese einfache DIY-Lösung findet weltweit Anwendung, leider wird dabei aber die Sicht auf den Straßenverkehr stark eingeschränkt. Sobald es windig ist, sollte man – sofern nicht erprobter Windsurfer oder Segler – von dieser Lösung Abstand nehmen, sonst könnte es passieren, dass sich das Fahrrad selbstständig macht.
Wetterfest im Norden
Die Dänen sind als Radfahrernation bekannt, das Wetter in Dänemark ist nicht das beständigste. Die Lösung der Dänen für das Problem ist eine pragmatische: Eine gute Regenjacke sowie Regenhose, mehr braucht es in ihren Augen nicht, um trocken ans Ziel zu kommen. Für die immer beliebter werdenden Lastenräder gibt es Abdeckungen, ähnlich dem Regenschutz eines Kinderwagens. Analysen der Technischen Universität Dänemark zeigen, dass, je früher man am Arbeitsort ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man diesen trocken erreicht.
Eine Studie der Universität Münster zeigt, dass in Deutschland weniger das Wetter ausschlaggebend dafür ist, wie viel das Fahrrad genutzt wird, sondern eher die Beschaffenheiten im Verkehr. Außerdem wird in Städten mit einer jüngeren Durchschnittsbevölkerung – sprich Universitätsstädten – das Rad öfter genutzt.
Ausreden, um bei Schlechtwetter auf das Rad zu verzichten, muss man sich also keine einfallen lassen. Es gilt nur, etwas mutiger oder kreativer zu sein. Andernfalls gibt es immer noch die Option, sich notgedrungen ein Plastiksackerl umzustülpen. Denn schon Bob Marley hat gesungen: „Some people feel the rain, others just get wet.“