Die deutsche Autobranche steckt in einer Existenzkrise, doch die Topmanager dort verdienen prächtig. Allen voran Mercedes-Chef Källenius, wie eine Auswertung zeigt. Es gibt aber noch einen »heimlichen« Spitzenreiter.
Managergehälter: Mercedes-Chef Ola Källenius Spitzenverdiener bei Börsen-Konzernen
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Nur das Spitzentrio kommt demnach über die Zehn-Millionen-Marke. Sowohl Källenius als auch Weimer profitierten vor allem davon, dass sie im vergangenen Jahr Langfrist-Boni aus früheren Jahren ausgezahlt bekamen. Denn die Fixgehälter machen bei den Vorständen in der Regel nur einen Bruchteil der Vergütung aus. Der Großteil entfällt auf Boni für die Leistung des abgelaufenen Jahres und auf Boni, die einen Zeitraum von drei bis vier Jahren umfassen.
Die Zahlen beziehen sich auf die »gewährte und geschuldete Vergütung« inklusive der Altersvorsorge-Beiträge, die die Firmen für ihre Chefs zahlen. Wo die Vergütungsberichte von der üblichen Darstellung abweichen, sind die Beträge laut Reuters vergleichbar gerechnet.
Analyst Daniel Schwarz merkte an, dass die Konzerne besonders bei den Kennzahlen gut abschneiden, nach denen sich die Jahresboni ihrer Vorstandsmitglieder richten. Bei BMW ist es die Zahl der Elektroautos, bei Mercedes der Cashflow und bei Volkswagen die absolute Höhe des Gewinns. »Manager tun, wofür sie bezahlt werden«, sagt Schwarz.
Adidas-Chef profitiert von Aktienpaket
»Heimlicher« Spitzenreiter der Rangliste ist aber der neue Adidas-Chef Björn Gulden. Er liegt mit einer Vergütung von 9,18 Millionen Euro zwar nur auf Platz fünf. Der Norweger erhielt aber nach dem Wechsel vom kleineren Sportartikelhersteller Puma als eine Art Antrittsprämie zusätzlich fast 11.900 Adidas-Aktien, für die sein neuerer Arbeitgeber inklusive Steuern 3,88 Millionen Euro aufwenden musste. Die Papiere sind seit dem Kauf im Juni 2023 kräftig gestiegen. In seinem letzten Jahr bei Puma hatte er 6,38 Millionen Euro verdient.
Auch damit wäre er im vergangenen Jahr unter den Top-20 der Dax-Vorstandschefs gelandet. Genau die Hälfte der 40 Vorstandschefs der wichtigsten börsennotierten Unternehmen kam auf eine Vergütung von sechs Millionen Euro oder mehr – 2022 waren es 14.
Abfindungen übertreffen teils die Chefgehälter
Wie die Analyse außerdem zeigt, kommen Wechsel an der Spitze die Unternehmen am teuersten zu stehen. Dank Abfindungen – oder der Auszahlung der Gehälter für die restliche Vertragslaufzeit – übertreffen die Zahlungen an die Ex-Manager oft die Saläre ihrer Nachfolger.
Für Herbert Diess, der im Sommer 2022 als VW-Chef zurückgetreten war, standen 2023 noch 12,81 Millionen Euro zu Buche – fast eine Million mehr als in seinem letzten aktiven Jahr und gut drei Millionen mehr als für Blume. Auch der neue Bayer-Vorstandschef Bill Anderson kam trotz einer Antrittsprämie von 3,8 Millionen Euro auf weniger Geld als sein Vorgänger Werner Baumann.
Für hohe Abfindungen muss man nicht Vorstandschef gewesen sein. Saori Dubourg, die im Kampf um die Nachfolge von BASF-Chef Martin Brudermüller unterlag, bekam bei ihrem Abgang von dem Chemiekonzern 7,5 Millionen Euro Abfindung und verdiente damit 2023 gut drei Millionen Euro mehr als ihr Ex-Chef. Der ausgeschiedene SAP-Finanzchef Luka Mucic erhielt sogar 9,6 Millionen Euro Abfindung, der amtierende SAP-Chef Christian Klein kam demgegenüber 2023 auf eine Vergütung von 7,16 Millionen Euro.
Die größte Summe steht in den Vergütungsberichten hinter dem Namen von Frank Appel. Er wird bei der Deutschen Post mit 38,57 Millionen Euro geführt, nachdem er sich im Mai in den Ruhestand verabschiedet hat. Das rührt daher, dass sich Appel seine Versorgungszusagen auf einmal hat auszahlen lassen.