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Leidenschaft Oldtimer: Zwei Dresdner sind die neuen Helden der Landstraße

Classic Rallyes, bei denen nicht der Schnellste gewinnt, sind angesagt wie nie. Das weiß auch das Dresdner Duo Markus Hendel und Christoph Herbrig – und gewinnt ein Rennen nach dem anderen.

leidenschaft oldtimer: zwei dresdner sind die neuen helden der landstraße

Zwei Männer, vier Autos – und vier Siege: Christoph Herbrig (links) und Markus Hendel haben in der Rallye-Szene einmaliges geschafft. Und das jeweils mit einem anderen Oldtimer. © Mario Klemm

Dresden. Am Anfang war Dynamo Dresden. Ohne den Fußballverein wären sich Markus Hendel und Christoph Herbrig jedenfalls vermutlich nie über den Weg gelaufen und hätten damit auch nicht ihre gemeinsame Vorliebe für schnelle, alte Autos entdeckt. „Christoph hat damals auch ein Sponsoringpaket gebucht, und das war ja mein eigentliches Anliegen. Viel wichtiger – das sage ich heute – war aber, dass wir uns auf Anhieb ganz sympathisch waren – und was inzwischen daraus geworden ist“, erzählt Hendel, damals Marketing-Geschäftsführer bei Dynamo.

Damals, das war in der Saison 2008/09. Und jetzt sind beide das, was man so ziemlich beste Freunde nennt, sowie darüber hinaus im Cockpit egal welchen Oldtimers ein nicht nur eingespieltes Duo. Hendel und Herbrig haben mit ihrem Sieg kürzlich bei der Silvretta in der Schweiz in Serie vier der angesagtesten Classic Rallyes in Europa gewonnen, was sie ohnehin schon gewissermaßen zu Helden der Landstraße macht.

Für Hendel und Herbrig geht es bei den Classic Rallyes um mehr als nur Mitfahren

Weil ihnen jeder ihrer Erfolge mit einem anderen Oldtimer gelang, gelten Hendel und Herbrig nun als die heimlichen Stars einer Automobil-Szene, die immer mehr Anhänger findet. Classic Rallyes, das bestätigen ausgebuchte Teilnehmerfelder ebenso wie die vielen Zuschauer im Start- und Zielbereich sowie an der Strecke, sind beliebter denn je.

Während sich das Publikum an den Autos erfreut (Herbrig: „Das ist ein Stück Kulturgut“) und gerne auch fachsimpelt, teilt sich das Teilnehmerfeld im Prinzip in zwei Lager. Die deutliche Mehrheit ist einfach gerne unterwegs mit ihren Oldtimern; sehen und gesehen werden, lautet das Motto. Für Hendel und Herbrig sowie ein, zwei Dutzende andere Teams geht es um mehr, sie wollen gewinnen.

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Markus Hendel ist nicht nur leidenschaftlicher Pilot, mit der DDV Mediengruppe veranstaltet er jedes Jahr zwei Classic Rallyes. © Lars Halbauer

Das ist beiden schnell klargeworden, nachdem sie 2011 ihre erste gemeinsame Rallye gefahren sind – und etwa Platz 80 bei der Sachsen Classic belegten. „Spaß gemacht hat das ja. Aber wenn wir das noch mal machen wollen, habe ich im Anschluss zu Markus gesagt, fahren wir auf Ergebnis. Ich mache einfach nicht gerne Dinge nur zum Spaß“, erzählt der 40-jährige Herbrig. Den zwei Jahre älteren Hendel musste er nicht lange bitten, im Gegenteil: „Ich habe schon immer eine Automacke. Als Kind waren es Matchbox, jetzt sind es die Rallyes – die wir jetzt immer mit blauen Autos fahren. Meine Lieblingsfarbe …“

Auch die Rollenverteilung im Auto ist sofort klar gewesen. Am Steuer sitzt Hendel („Ich bin ein schlechter Beifahrer“), und Herbrig gibt anhand eines detaillierten Roadbooks den Kurs vor. Denn Aufgabe des Beifahrers ist es, die von den Organisatoren ausgesuchte Strecke zu finden. Oftmals sind das kleine Straßen und mitunter Wege, die ohne behördliche Sondergenehmigung gar nicht befahren werden dürfen.

Tempo entscheidet nicht allein, es geht auch um Präzision und Orientierung

„Nächste Abzweigung rechts in 200 Meter, dann links in zwei Kilometern nach dem Ortseingang“ – so lauten die Anweisungen. Ohne Orientierungssinn geht nichts, und Durchhaltevermögen auf den bis zu 300 Kilometer langen Etappen braucht es ebenfalls, bei Mensch und vor allem Material.

Außerdem entscheidet über Sieg und Dabei-Sein auch bei den Classic Rallyes die Geschwindigkeit, allerdings in Verbindung mit Gleichmäßigkeit und Präzision. Erster ist im Ziel nicht der Schnellste, sondern das Duo, das bei den Wertungsprüfungen unterwegs die wenigsten Fehlerpunkte eingefahren hat. Eine festgelegte 200-Meter-Strecke muss beispielsweise in exakt 18,0 Sekunden absolviert werden, davon die letzten 50 Meter in fünf Sekunden. Gemessen wird mittels Lichtschranke, und eine Abweichung von 0,1 Sekunden bedeutet zehn Fehlerpunkte.

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Im Pirnaer Gewerbegebiet Copitz hat sich Christoph Herbrig mit dem V8-Werk, einem Restaurierungsbetrieb für Mustangs und Corvettes, selbständig gemacht. © Mario Klemm

Entsprechend ist die Stimmung im Auto, zumindest bei Hendel und Herbrig. Sie bezeichnen sie als Sinuskurve, ein permanentes Auf und Ab. „Wir haben viel Spaß unterwegs und reden an den drei Tagen so einer Rallye über Gott und die Welt. Zugleich pusht mich aber der Ehrgeiz meines Beifahrers, und bei Fehlern ärgere ich mich sowieso selbst am meisten“, sagt Hendel, der mittlerweile bei der DDV Mediengruppe in Dresden arbeitet und selbst jedes Jahr Rallyes organisiert, unter anderem die Rallye Elbflorenz am kommenden Wochenende. Auch Herbrig ist dann dabei – im Auswertungsbüro mit einem Packen von Daten der einzelnen Prüfungen.

Der Traum der Männer: eine Rallye zusammen mit ihren Söhnen

Bleiben zwei Fragen: Wie kommt man an solche Autos? Antwort: Zum Beispiel bei Ebay. 2005 ist das gewesen, als Herbrig inspiriert vom Hollywood-Film „Nur noch 60 Sekunden“ sich auf der Auktionsplattform seinen Traum vom Ford Mustang Baujahr 1967 erfüllte – für 4.000 Dollar in den USA. „Damit hat alles begonnen“, sagt Herbrig, der BWL bei der Bundeswehr studierte, sich später selbstständig machte und sich mit dem V8-Werk in Pirna einen der renommiertesten Restaurierungsbetriebe für Mustangs und Corvette aufgebaut hat. Der Shelby wiederum, mit dem das Duo die Luxemburg Classic gewann, war ein Scheunenfund.

Und die zweite Frage: Gibt es einen Traumwagen, den sie unbedingt mal fahren wollen? Hendel nennt den 850er BMW, Herbrig schwärmt von der Corvette Shelby Delorean – die er sogar schon mal besessen hatte und doch wieder verkaufte („Das bereue ich wahnsinnig.“). Noch viel mehr fixt die Männer aber eine andere Vision an: irgendwann mit ihren Söhnen an Bord unterwegs sein. Bis es aber soweit ist – gehen sie alle gemeinsam zu Dynamo.

200 Oldtimer sind bei der Rallye Elbflorenz am Start

  • Die 11. Rallye Elbflorenz startet am Freitag (15.9.) am Panometer Dresden. Zwischen 9.30 und 11.15 Uhr machen sich insgesamt 200 Oldtimer auf den Weg, darunter ein Chrysler Baujahr 1930 und der Wartburg Modell Camping aus dem Jahr 1959.
  • Der erste Tag führt über Heidenau, Pirna und Bad Schandau, durch Tschechien, über Großschönau und Zittau bis Görlitz. Zieldurchfahrt an der Landskron Brauerei ist zwischen 15.40 und 17.45 Uhr.
  • Am Samstag (15.9.) erfolgt der Start ab 8.30 im Görlitzer Gut am See. Der Rundkurs führt dann durch Tschechien und Polen auf den Untermarkt in Görlitz, Ankunft zwischen 15.45 und 17.55 Uhr.
  • Mehr Infos sowie der genaue Streckenverlauf: www.rallye-elbflorenz.de
  • Transparenzhinweis: Die Rallye Elbflorenz wird von der DDV Mediengruppe organisiert, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört.

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