Lancia

Lancia Appia (1953-1963): Kennen Sie den noch?

Vier Türen ohne B-Säule gab schon lange vor dem Ford B-Max und Mazda RX-8

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Es ist nicht böse gemeint. Aber die meisten Oldtimer-Freunde denken im Mainstream. Deutsche Marken sind beliebt, aus Italien vielleicht noch diverse Alfa Romeo, Ferrari oder der Fiat 500. Aber Lancia? Höchstens noch begehrt, wenn es sich um die Rallye-Ikonen vom Schlage eines Stratos oder Delta HF Integrale handelt.

Umso schöner für den eigenen Horizont (ich nehme mich da nicht aus), wenn man plötzlich auf der Oldtimermesse “Retro Classics Bavaria” in Nürnberg eine kaum bekannte Limousine sieht. Hübsch geformt, Baujahr 1963 und ohne B-Säule. Gestatten: Lancia Appia. Vor 70 Jahren kam das nur 3,86 Meter lange Modell heraus.

Bildergalerie: Lancia Appia (1953-1963)

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Die Appia (benannt nach einer römischen Fernverkehrsroute) beerbte im April 1953 das Modell Ardea. Schon dieser Lancia hatte keine B-Säule, was auch beim Appia für einen großzügigen Einstieg aiuf die beiden sofaähnlichen Sitzbänke sorgt. Massive Zapfen arretiern die Türen, zu jener Zeit galt die Marke Lancia qualitativ als “italienischer Mercedes”. Verstärkte A- und C-Säulen, Versteifungen an der Heckpartie und ein hoher Mitteltunnel glichen die fehlende B-Säule aus.

Das schlug sich auch beim Preis nieder: Die Appia war deutlich teurer als ein gleich großer Fiat 1100, ohne mehr Leistung zu bieten. 38 PS waren es in der ersten Serie der Limousine, in den letzten Versionen 48 PS. Aus einem V4 mit 1,1 Liter Hubraum und untenliegenden Nockenwellen. Von “recht lebhaftten Fahrleistungen” spricht Wim Oude Weernink in seiner Lancia-Bibel. 

Lancia Appia Autolettiga C86S

Speziell die erste Serie mischte das geschwungene Heck in Vorkriegsform mit einem modernen Vorderwagen. Im direkten Vergleich wirkte die Appia wie eine verkleinerte Aurelia. Für den recht hohen Preis sorgte auch der Umstand, dass weite Teile der Karosserie aus Aluminium bestanden. Zumindest bei der ersten Appia-Serie, die bis 1956 gebaut wurde und nur 820 Kilogramm wog.

Die Appia mutierte dann optisch fast zu einem anderen Auto, da sie fortan ein klassisches Stufenheck trug. Auch der Motor wurde mit neuen Zylinderköpfen modifiziert, zudem gab es ein neues Armaturenbrett mit zwei Rundinstrumenten. Geblieben war der typische Lancia-Schild an der Frontpartie.

Lancia Appia Berlina (zweite Serie)

Dieser Part änderte sich ab 1959 bei der dritten und letzten Appia-Serie. Nun gab es einen klassischen Grill als Familienähnlichkeit zu den neuen Modellen wie der Flavia und Flaminia. Angeblich hatte der neue Lancia-Eigentümer Carlo Pesenti, der Chef des Italcementi-Konzerns, darauf bestanden.

Lancia Appia Berlina (1963) auf der Retro Classics Bavaria 2023

Und der Baulöwe hatte einen guten Riecher: Über 55.000 der insgesant 97.000 gebauten Appia entfielen auf die dritte Serie, die 1963 von der neuen Fulvia abgelöst wurde. Trotz des stets gleich bleibenden 1,1-Liter-Motors gab es sportliche Varianten mit bis zu 60 PS und schickem Design: Coupé 2+2 von Pininfarina, Cabriolet, Berlinette Zagato, Appia Lusso von Vignale, aber auch die kombiartige Giardinetta, die bei Viotti entstand. Exakt 5.161 Exemplare dieser Derivate entstanden, darunter lediglich 300 Giardinette.

Lancia Appia Coupé 2+2 Pininfarina

Die Appia Limousine der zweiten Serie erwies sich im Dauertest der italienischen Zeitschrift Quattroruote als sehr zuverlässig und absolvierte 160.000 km ohne größere Probleme. Somit kann dieser Lancia noch heute als Geheimtipp gelten, zumal die Berlina, wie die Limousine in Italien heißt, nicht sehr teuer ist. 5.900 Euro sollte das patinierte, aber solide wirkende Messe-Exemplar kosten. Oder man wartet auf das Comeback der Marke Lancia: Im Februar 2024 wird der neue Ypsilon präsentiert.

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