Die Düsseldorfer Taxizentrale Rhein-Taxi und ihr Konsortialpartner Merantix Momentum haben das Projekt KITS gestartet. Es soll mit künstlicher Intelligenz Leerfahrten verringern, die Schichtplanung bedarfsgerecht und flexibel gestalten und neue Erlöse über das Sammeln von Daten generieren.
Niklas Mayer, KI-Projektmanager bei Merantix, brachte auf einen kurzen Nenner, worum es dabei geht: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) sollen aus Daten Muster generiert werden, die es erlauben, Vorhersagen zu treffen. Genutzt werden dabei Daten von Taxi-Vermittlungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart sowie Daten aus externen Quellen, die Einfluss auf die über den Tag hinweg und jahreszeitlich schwankende Taxi-Nachfrage haben, beispielsweise zum Wetter oder zu Ferienterminen.
Übersetzt auf den Taxi-Einsatz bedeutet dies laut Michael Mühlin zunächst, den Fahrern und Fahrerinnen am Ende ihrer Besetztfahrt aufs Display ihrer Tablets zu spielen, in welchem Sektor sie voraussichtlich binnen weniger Minuten eine Anschlussfahrt bekommen. Das soll Leerfahrten verringern, die entstehen, weil Taxifahrer und –fahrerinnen gerne in ihre vertrauten Reviere zurückkehren. Das spart nicht nur den Betreibern viel Kraftstoff, sondern senkt auch den Kohlendioxid- und den Schadstoffausstoß in der Stadt und verringert den Verkehr.
Zu guter Letzt soll die KI auch den Übergang zur Elektromobilität erleichtern, indem sie den Ladezustand, die Reichweite und die Ladezeiten optimieren hilft. Mühlin schwebt hier ein eigener Ladepark vor, in dem dann geladen wird, wenn die Strompreise gerade günstig sind.
Wie Mühlin und sein Konsortialpartner Niklas Mayer betonten, ist die erarbeitete KI-Lösung unabhängig von der Vermittlungssoftware, die bei Rhein-Taxi von fms/Austrosoft stammt. Sie werde auf die Vermittlungssoftware aufgesetzt. Mayer sagte auf Anfrage von taxi heute, dass sich nur eine Person anfangs um die Bereitstellung der internen Daten der Taxizentrale bemühen müsse. Sobald ihr System implementiert sei, laufe es ohne Zutun einer speziell dafür geschulten Person, weil es ja selbst lernen und mit zunehmender Nutzungsdauer immer besser werden soll.
Den nächsten Ausbauschritt sieht der innovative Zentralen-Chef darin, mit seinen 150 Taxis Daten zu sammeln und sie interessierte Behörden oder Firmen zu verkaufen. Dafür sind bereits fast 40 Taxis mit einer Kamera von Mobileye ausgestattet, die hinter dem Innenspiegel montiert wird und keine Bilder, sondern „Heat Maps“ liefert. Auf Karten der Stadt hält das System unter anderem Verkehrszeichen, gefahrene Geschwindigkeiten oder Beinahe-Unfälle mit Pkw, Radfahrern und Fußgängern fest. Wo die sich häufen, ist auf Kartenausschnitten leicht ersichtlich, die im Schulungsraum aufgehängt waren und von den ersten 15 Taxis „gezeichnet wurden“. Ein Nebeneffekt der Datensammlung ist laut Christian Mikosch, dem Technischen Leiter von Rhein-Taxi, dass der Fahrer mit einem kleinen Display an der A-Säule bei kritischen Situationen optisch und akustisch gewarnt wird.
Rhein-Taxi und Merantix Momentum bekommen für ihr Projekt 196.000 Euro Förderung vom BMDV. Dessen Vertreter Tim Rittmann hätte an der Auftaktveranstaltung digital teilnehmen sollen, schaltete sich aber nicht zu. Das Düsseldorfer Taxi-Projekt ist eines von 91 Projekten, die das Ministerium fördert.